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Veranstaltungsberichte

Forschungsinstitute am Golf erörtern ihren Einfluss auf politische Entscheidungen

von Dr. Gidon Windecker

Tawasul veranstaltet 2. regionalen Think-Tank-Dialog (“AFKAR2”) in Partnerschaft mit KAS-Regionalprogramm Golf-Staaten

Think-Tanks aus der gesamten Golfregion kamen am 7. Juli zum zweiten Mal im südomanischen Salalah zusammen, um ihre Rolle in politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu reflektieren. In Zusammenarbeit mit dem KAS-Regionalprogramm Golf-Staaten veranstaltete die unabhängige omanische Organisation Tawasul den zweiten regionalen Think-Tank-Dialog.

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Das Projekt hat die Stärkung der Effizienz und der Bedeutung von Forschungseinrichtungen in der Golfregion zum Ziel. Bestehende Strukturen und Mechanismen sollen ausgebaut, und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen soll gefördert werden. AFKAR ist der arabische Begriff für „Ideen“. Der Dialog bietet konstruktive und nachhaltige Ideen, wie Think-Tanks dazu beitragen können, den öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor zu stärken. Eine beträchtliche Zahl an regionalen und internationalen Forschungseinrichtungen und prominenten GCC-Politikern nahm an der Veranstaltung teil. Weitere Partner waren die Bridging the Gulf Foundation, United Nations Population Fund (UNFPA) und das International Institute for Democracy and Electoral Assistance (IDEA). Die Veranstaltung ist bisher einzigartig in den Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC).

 

Während der Vormittagssitzung entwickelten sich lebhafte Diskussionen rund um die Themen „Stakeholder-Engagement“ und „Evaluierung des Einflusses von Think-Tanks auf politische Entscheidungsfindung“. Beides sind zentrale Fragen, wenn es um Forschungsarbeit geht, die auf gesellschafliche Entwicklung abzielt. „Es besteht ein dringender Bedarf für Dialog und Diskussion, um die Rolle und Verantwortung von Think-Tanks gegenüber der Zivilgesellschaft greifbarer zu machen“, erklärte Nasra Al Adawi, Direktorin von Tawasul. Al Adawi betonte des Weiteren die Notwendigkeit, Instrumente und Mechanismen zu entwickeln, um Ergebnisse und Auswirkungen der Arbeit von Forschungsinstituten messen zu können. „Dabei geht es zu allererst um qualitativ hochwertige Forschung, und ebenso um wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Diese Werkzeuge sind für die Effektivität und die Nachhaltigkeit unserer Arbeit unverzichtbar“, fügte sie hinzu. Tawasul veröffentlichte kürzlich einen bedeutsamen Bericht zum Thema Nachhaltigkeit.

 

Dr. Obaid Al Younossi, Direktor des RAND Qatar Policy Institute, und seine Kollegin Sarah Al Dorani stellten ihre Forschungsarbeit zum Thema „Sicherheit beim Transport von Schulkindern in Katar“ vor. In ihrer Präsentation erläuterten sie Mechanismen der Interaktion mit den jeweiligen Interessengruppen. Im Anschluss präsentierte Hania Bekdash, Projektkoordinatorin am Issam Fares Institute for Public Policy and International Affairs in Beirut ihre Arbeit zum Thema „Impact Measurement“. Sie skizzierte den Status quo der Evaluierung der Einflussnahme in den GCC-Staaten und beschrieb die Schwierigkeiten, auf die Forschungsinstitute stoßen. Bekdash stellte Mechanismen und praktische Instrumente vor, die dazu dienen, Evaluierungsprozesse zu verbessern. Die einzelnen Schritte, von der Datenerfassung bis zur Öffentlichkeitsarbeit, sowie die Interaktion mit den verschiedenen Interessengruppen wurden in kleineren Arbeitsgruppen diskutiert. Die Ergebnisse wurden festgehalten und ein Komitee von Sozialwissenschaftlern wird sie nutzen, um ein Handbuch mit praktischen Tools und bewährten Methoden zur systematischen Messung der Einflussnahme zu erarbeiten.

 

Die Abendveranstaltung bot eine öffentliche Plattform für die Debatte über neue Denkansätze zum Thema „Jugendbeteiligung an politischen und gesellschaftlichen Prozessen“, eine hochaktuelle Thematik in der gesamten Golfregion. Eine beachtliche Zahl von Jugendlichen beteiligte sich an der Diskussion. Die Gesprächsrunde wurde von der Journalistin Fatima Al Araimi geleitet. Dr. Saad Bin Tiflah Al Ajmi, ehemaliger Informationsminter in Kuwait und Dozent an der Kuwait-Universität, betonte wie wichtig es sei, Jugendlichen die Bedeutung von Dialog und Pluralismus beizubringen. Er wies ferner darauf hin, dass „bürokratische und kulturelle Hindernisse“ beseitigt werden sollten, und dass der jungen Generation die Möglichkeit geboten werden solle, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Scheich Sultan Al Qassemi, Blogger und Analyst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, rief zur unmittelbaren Einbeziehung von Wissenschaftlern und qualifizierten Bloggern in Regierungsentscheidungen auf. Sie sollten nach amerikanischem Vorbild Ministerialposten in Portfolios erhalten, in denen sie Experten sind. Al Qassemi ermutigte die anwesenden Jugendlichen, sich nicht auf die ältere Generation zu verlassen, wenn es um die Lösung ihrer Probleme geht. Vielmehr sollten sie ihre Zeit in die Lektüre einschlägiger Literatur investieren und ihre eigenen Antworten auf aktuelle Fragen finden. Fadi Salem, Direktor des „Governance and Innovation Program“ der Dubai School of Government, wies auf die enorme Chance hin, welche die sozialen Medien für gesellschaftliches und politisches Engagement bieten. Er beschrieb die größten gesellschaftlichen Probleme am Golf als den Mangel an Redefreiheit, das Fehlen einer ausgeprägten Zivilgesellschaft sowie den Mangel an politischen Kompetenzen der Parlamente. Durch die sozialen Medien hätten Jugendliche Kanäle entwickelt, um diese Hindernisse langfristig zu überwinden. Der Staat sei nicht mehr in der Lage, den gewaltigen Informationsfluss zu stoppen. Auch Think-Tanks sollten diese Chance ergreifen, um qualitativ hochwertige Forschung zu betreiben und auf politische Entscheidungsfindung Einfluss zu nehmen, so Salem.

 

AFKAR2 weckte das Interesse zahlreicher Experten, Forscher und Intellektueller aus verschiedenen Think-Tanks und politischen Forschungszentren in der gesamten Golfregion. Vertreter von RAND Qatar Policy Institute, Doha Centre for Media Freedom, der Emirates Foundation, Silatech und der Kuwait-Universität nahmen an der Veranstaltung teil. Auch Mitglieder des omanischen Schura-Rates waren anwesend. Tawasul und das KAS-Regionalprogramm Golf-Staaten treffen sich regelmäßig, um gemeinsam mit regionalen Experten den Dialog konstruktiv zu fördern und die Bedürfnisse und Interessen politischer Entscheidungsträger, der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft gleichermaßen zu integrieren.

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Kontakt

Philipp Dienstbier

Philipp Dienstbier

Leiter des Regionalprogramms Golf-Staaten

philipp.dienstbier@kas.de +962 6 59 24 150
AFKAR2 Tawasul

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