Veranstaltungsberichte
Mit den Versen Goethes aus dem "West-östlichen Divan" wurde die von über 80 interessierten Zuhörern besuchte Veranstaltung vom Moderator Hans-Werner Carlhoff eröffnet: "Gottes ist der Orient!/Gottes ist der Okzident!/Nord- und südliche Gelände/Ruht im Frieden seiner Hände."
Die große Zahl der Zuhörer zeigt deutlich, wie präsent das Thema Islam in der Gesellschaft ist.
Die Bevölkerung ist verunsichert, sei es aus Unwissenheit über die islamistische Religion, Ignoranz, aber auch aufgrund der radikalen Anschläge und Übergriffe der letzten Zeit.
Murat Aslanoglu, der gläubiger Muslim ist, war mit seinem engagierten Vortrag bestrebt zu verdeutlichen, daß der christlich-islamische Dialog vielfältige Chancen beinhaltet. Durch die Zusammenarbeit der Religionen in Deutschland könne die Religion/ der Glaube im Allgemeinen gestärkt werden. Aslanoglu sprach aber auch kritisch die Selbstmord-Attentate an, welche im Namen des Islam verübt werden. Diese verurteilte er strikt und betonte, daß diese keine Rechtfertigung im islamistischen Glauben haben. Für ihn stellt das Gespräch miteinander die einzige Möglichkeit für ein
friedliches Zusammenleben aller Religionen dar.
Michael Blume gab weiterhin eine Übersicht über die Fakten, Entwicklungen und Strukturen - Muslime in Baden-Württemberg. Nach seiner Prognose wird es im Jahr 2015 in Baden-Württemberg 750.000 Muslime geben, meist mit einem deutlich geringerem Einkommen als nichtmuslimische Mitbürger. Dies könne, wie auch im Verfassungsschutzbericht von Baden-Würrtemberg 2004 geschrieben, zu extremistischen Tendenzen gerade unter den jungen muslimischen Männern führen.
Jedoch sei auch die Tendenz zu beobachten, daß in den letzten Jahren die Zahl der Einbürgungen in Deutschland mit über 60 % hauptsächlich auf Personen aus mehrheitlich muslimischen Herkunftsländern fiele. Gerade Zuwanderer aus dem Iran zeigen Rekordeinbürgerungsanteile, für Blume ein Zeichen von Distanzierung zum Regime im Iran und Integrationswillen in Deutschland.
In der an die Fachvorträge anschließenden Diskussion wurde auf Fragen wie "Muslimischer Religionsunterricht", "Integrationsmodelle" und "Glaubensfreiheit" verstärkt eingegangen.
Das lebhafte Gespräch der Besucher mit den Referenten zeigte deutlich, daß ein friedlicher Dialog unter den Religionen durchaus möglich ist.