Einen „Neuen Antrieb“ verspricht der Slogan für elektrische Ford-Modelle, die zu wenig Käufer finden. Nicht allein Ford, alle Autohersteller in Deutschland sind ins Hintertreffen geraten und haben selbst neuen Antrieb nötig. Ihre Beschäftigten sorgen sich um Arbeitsplätze und Perspektiven. Dass das Ford-Werk in Köln – einst von Konrad Adenauer an den Rhein geholt – angesichts erneuter Streichungspläne erstmals offiziell bestreikt worden ist, gilt manchen als „Detroit-Moment“.
Editorial

Droht hierzulande der Niedergang ganzer Industrien, wie es seit den 1980er-Jahren im Rust Belt, dem einstigen industriellen Herz der USA, der Fall gewesen ist? Die Auswirkungen sind bis heute weltweit zu spüren – Donald Trumps Bewegung und die Radikalität von J.D. Vance, der aus dieser Region stammt, zehren davon.
Der Mega-MAGA-Interventionismus Trump‘scher Zollpolitik folgt nicht den Vorstellungen seiner Tech-Buddys, die ein Alleinvertretungsrecht auf die Zukunft zu haben glauben. Das vom Präsidenten proklamierte „Goldene Zeitalter“ ist durch und durch „retro“ und will Deindustrialisierung in Re-Industrialisierung umkehren. Wie der Applaus der Stahlarbeiter zur Verdopplung der Zölle auf Stahl und Aluminium zeigt, teilen US-Gewerkschaften weitgehend seine Vision. Im Übrigen herrscht meist Entsetzen über die zollpolitischen Volten. Die Rezepte scheinen eindeutig die falschen zu sein. Nur stellt sich die Frage, inwieweit Trumps Perspektivenverkehrung Schwachstellen offenlegt.
Ist die Umwandlung der Industrieländer in Dienstleistungsgesellschaften womöglich ein voreiliger oder zu einseitiger Glaubenssatz? Manche sehnen das Ende des düsteren Industriezeitalters herbei – umwelt- und klimaneutral, digital und vernetzt soll die Zukunft am besten schon heute sein! Auch ein Goldenes Zeitalter also. Die Ersten, die diesen Traum nicht mehr mitträumen, sind die Fabrikarbeiter, die erfahren, dass ein Wechsel in die Dienstleistungsbranche meist keinen Fortschritt für sie bringt. Corona und der russische Angriffskrieg führen vor Augen, dass es nicht allein auf „Software“ ankommt, sondern auch auf eine eigene Produktion. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund beunruhigt die extreme Dominanz chinesischer Industriefertigung.
In Deutschland gibt es bis auf Weiteres relativ viele Industriearbeitsplätze. Sie können ein Pfund für die Zukunft sein – schon deshalb, weil sonst Fertigkeiten zu erodieren drohen. Allerdings bleibt es unsinnig, veraltete Industrien zu erhalten. Könnte es ein neuer Antrieb sein, Phantasieschübe, die derzeit Künstliche Intelligenz befeuert, auch für die stoffliche Welt nutzbar zu machen?
Bernd Löhmann, Chefredakteur