Bereits Friedrich der Große war ein bekannter Hundeliebhaber. Von ihm stammen Sätze wie: “Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen” oder etwas weniger taktvoll “Je mehr ich von den Menschen sehe, um so lieber habe ich meinen Hund”. Seine Liebe ging so weit, dass es sein letzter Wille war, neben seinen Hunden in Sanssouci begraben zu werden, was zuerst missachtet und dem 1991 dann nachgekommen wurde.
Wie sieht es im 21. Jahrhundert mit der Liebe für den Hund aus?
Für die Deutschen ist der Hund nicht nur ein Haustier, er ist Familienmitglied: 2024 lebten in 21 Prozent der Haushalte 10,5 Millionen Hunde. Dem Staat bescherte dieser Umstand im Jahr 2023 sagenhafte 421 Millionen Euro Hundesteuer. Vom Umsatz für Hundefutter und sonstigem Tierbedarf gar nicht zu reden. Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Der Hund ist eine gesellschaftspolitisch bedeutende Größe! Anlässlich des Welthundetages am 10. Oktober wollen wir ihn feiern und uns zugleich fragen, welchen Umgang wir in Deutschland mit unserem Mitgeschöpf pflegen.
Ob eine Kommune hundefreundlich ist oder nicht, ist nicht zu übersehen. Und das auch für Nicht-Hundebesitzer: Man stolpert förmlich drüber. Und unwillkürlich fragt man sich: Warum gibt es nicht überall Beutelspender für die Hinterlassenschaften unserer Lieblinge? Haben die Stadtplaner an kleine Grünflächen für Zwischendurch gedacht? Wo ist in meiner Stadt eigentlich das nächste Hundeauslaufgebiet?
Die Deutsche Bahn ist in aller Munde. Doch wie ergeht es dem Hund, wenn er mit ihr reist? Die kleinen fahren kostenlos, doch die größeren Exemplare benötigen eine sogenannte Hundefahrkarten, sie kostet den halben Preis und die Hunde müssen angeleint sein sowie einen Maulkorb tragen, außer es handelt sich um Blindenführhunde oder Assistenzhunde, die immer kostenlos und ohne Maulkorb mitfahren dürfen. Der verantwortungsbewusste Halter geht vor jeder Zugfahrt eine große Runde spazieren. Doch was, wenn der Hund unterwegs kurz mal raus muss, man den fünfminütigen Zwischenstopp für ein Geschäft nutzen will, es nicht vor den Bahnhof auf eine Grünfläche schafft, und der Zug auch noch zwei Minuten früher abfährt. Wir hatten Glück, dank eines aufmerksamen Schaffners. Es soll übrigens Bahnhöfe in Deutschland geben mit extra ausgewiesenen Hundefreilaufflächen, so in Salzbergen oder Wasserburg am Inn. Nur für den Fall, dass Sie da mal umsteigen, mit Hund.
Dann wäre da noch der angeleinte Hund, unbeaufsichtigt, während sein Besitzer Einkäufe erledigt. Wie in so vielen Dingen sind uns die Skandinavier auch hier weit voraus: In Norwegen und Schweden gibt es Hundestationen, kleine überdachte Anleinstangen, nicht selten mit Wasserschüsseln. In dänischen Supermärkten findet man Hundeboxen, sie erinnern an Schließfächer, nur größer und gut belüftet. Der Fantasie sind auch hier keine Grenzen gesetzt.
Wussten Sie, dass es – vor allem im ländlichen Raum – nicht nur an Menschenärzten, sondern auch an Tierärzten mangelt? Und dass Dreiviertel aller Hundehalter keine Krankenversicherung für ihr Tier abgeschlossen haben? Doch was tun, wenn eine notwendige Operation plötzlich viele tausend Euro kostet? Wer sich eine Krankenversicherung für den Hund nicht leisten kann, kann sich keine Krankenversicherung im Ernstfall erst Recht nicht leisten.
Ist es sinnvoll, eine verpflichtende Krankenversicherung fürs Haustier zu fordern?
Auch wenn die meisten von uns es mit ihrem tierischen Gefährten gut meinen, sind die Fälle von Tierleid ungezählt. Beagles werden eigens für medizinische Zwecke gezüchtet. In Deutschland unter hohen Auflagen, auch werden die Tiere nach ihrer Zeit im Labor tierärztlich versorgt und von Tierschutzorganisationen (Laborbeaglehilfe e.V.) in gute Hände vermittelt. Doch das ist nicht überall so. In den USA sind solche Zuchtanlagen nach Prüfungen geschlossen worden. Und wer kennt sie nicht, die nach Luft schnappenden Möpse, Französische Bulldoggen, denen die Augen heraustreten – weil sie auf „niedlich“ gezüchtet werden. Qualzucht, oft beheimatet in Osteuropa. Denn in Westeuropa ist die Nachfrage nach preiswerten Hundebabys groß. Doch der Handel mit den Tieren ist illegal. Aus gutem Grund: Die Muttertiere werden ohne Unterbrechung gedeckt. Die Welpen, viel zu früh von ihnen getrennt, landen, wenn sie nicht schon auf dem Transport gestorben sind, oft krank und voller Parasiten bei ihren neuen Besitzern.
Unsere Verantwortung für den Hund macht keinen Halt an den Deutschen Grenzen: Wie kann es sein, dass es regelmäßig vor großen Sportevents, beispielsweise zur EM in der Ukraine 2012 über 250.000 Hunde umgebracht worden sind? Man hatte nicht einfach ein Problem zu lange ignoriert, sondern plötzlich schaut die Welt zu. Straßenhunde stören nicht das Stadtbild, sondern müssen unser Gewissen belasten.
Für die anstehende Europameisterschaft 2030 in Marokko könnte das gleiche Schicksal bis zu 3 Millionen Hunde ereilen. Es besteht also noch Hoffnung.
“Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.” (Genesis 2, 18.) Und so schuf Gott die Tiere und darunter den Hund. Der Hund ist somit Teil der Schöpfung. Doch welchen Stellenwert hat er in unserer Gesellschaft? Was ist er uns wert? Die kommunalen Zuschüsse an die Tierheime versiegen, die Zahl der abgegebenen Tiere steigt. Besonders augenfällig: „Corona-Hunde“, angeschafft während der Lockdowns, wieder abgeschafft, weil sie lästig wurden.