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Warum Intifada kein progressiver Begriff ist – sondern ein Aufruf zur Gewalt

Antisemitismus nimmt weltweit neue, radikalisierte Formen an. Aktivisten propagieren einen globalen Aufstand gegen Israel – oft unter dem Deckmantel von Menschenrechten. Wie Hass jüdisches Leben gefährdet, Gewalt verherrlicht und die Grenzen demokratischer Gesellschaften sprengt.

Seit Monaten warnen jüdische Gemeinden und Verbände weltweit vor der Gefahr der zunehmenden Gewaltverherrlichung durch israelfeindliche Aktivisten. Diese Aktivisten wollen die Intifada globalisieren, sie greifen jüdische Studierende auf dem Campus an und malen Hamas-Dreiecke an Hauswände. Die Drohung ist eindeutig: „Wir sind hier, und wir hören nicht auf, bis dieser Ort 'zionistenfrei' ist!“ Zionismus wird in ihrer abstrusen Überzeugung als eine Form von Faschismus ausgelegt. Ausgeblendet wird dabei, dass sich die überwiegende Mehrheit der jüdischen Gemeinschaft weltweit mit dem Zionismus – nämlich dem Recht auf Selbstbestimmung in der historischen Heimat Israel identifiziert.

Israel wird stattdessen als kolonialistisches Regime diffamiert. Archäologische und historische Fakten, die eine jahrtausendalte Geschichte jüdischen Lebens in Israel belegen, werden ignoriert. Zionismus ist in Wahrheit das beste Beispiel für Dekolonialisierung – die Rückkehr in das Heimatland, aus dem das jüdische Volk in seiner Geschichte immer wieder vertrieben wurde. Zwar behaupten die Israelhasser, Antizionismus sei kein Antisemitismus, und doch entlädt sich ihre Wut vor allem gegenüber jüdischen Menschen außerhalb Israels. Seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 hat der globale Antisemitismus rasant zugenommen. Schmierereien auf Privathäusern jüdischer Menschen, versuchte Angriffe auf Synagogen und jüdische oder israelische Einrichtungen, unzählige Morddrohungen gegen Privatpersonen und eine Ladung von Hass und Aggression im Netz, die für jüdische Menschen kaum auszuhalten ist.

Die globale Intifada stand seit Monaten in den Startlöchern. Im Namen eines freien Palästinas wurde jetzt ein jüdisches Paar in Washington D.C. von einem Palästina-Aktivisten auf offener Straße erschossen. Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim arbeiteten für die israelische Botschaft in Washington. Der Täter schoss auf sie, als sie von einer Veranstaltung des American Jewish Committee (AJC) aus dem Jüdischen Museum kamen. Als der Täter von privaten Sicherheitskräften festgenommen wurde, schrie er „free free palestine“.

Der ermordete Yaron war Deutscher. Er wuchs in Nürnberg auf, engagierte sich für die deutsch-israelischen Beziehungen und zog mit 16 Jahren nach Israel. In der kommenden Woche plante er, seiner Partnerin Sarah in Israel einen Heiratsantrag zu machen. Der amerikanische Palästina-Terrorist riss sie aus ihrem Leben. Seine Tat ist die Konsequenz aus der monatelangen Radikalisierung der Palästina-Aktivisten. Der Mord ist Ausdruck von „globalise the Intifada“. Der Täter gehört einer linksextremen und pro-palästinensischen Partei – der Party for Socialism and Liberation (PSL) – an. Da wird einem angst und bange, wenn man sich vorstellt, wer sich an unseren Universitäten und bei den Demonstrationen herumtreibt.

In Wien haben sich die Israelhasser bereits durchgesetzt. Der Verband Sozialistischer Student:innen Österreich (VSSTÖ) boykottiert an der Universität Wien den jüdischen Studentenverband. Im Mai nahmen VSSTÖ-Funktionäre und Funktionärinnen an einer Demonstration teil, bei der wiederholt zur „Intifada" aufgerufen und gefordert wurde, Israel niederzubrennen. Auslöser des Boykotts des VSSTÖ war ein antisemitisches Hassposting, in dem jüdische Studierende als „genozidale Monster" und als Teil der „Lobby der zionistischen Entität" öffentlich verunglimpft wurden.[1,2] Ähnliches spielte sich in der deutschen Hauptstadt ab, als Einrichtungen der Freien Universität und der Humboldt-Universität von Palästina-Aktivisten besetzt und die universitäre Innenausstattung unter Intifada-Rufen demoliert wurde. Statt konsequent durchzugreifen, übten sich die Verantwortlichen an den Universitäten und viele Professoren auf befremdliche Art in Zurückhaltung. Manche stellten sich sogar öffentlich hinter diese israelfeindlichen Randalierer.

„Intifada zu fordern, heißt den Judenmord zu fordern. Nichts anderes!“

Anna Staroselski

Intifada ist weder ein cooler arabischer Freiheitsbegriff noch ein progressives Trendwort. Intifada ist die Bezeichnung für den Zeitraum der späten 1980er bis in die frühen 2000er Jahre im israelisch-palästinensischen Konflikt, in dem massenweise Terrorangriffe von militanten Palästinensern auf Israelis stattfanden. Intifada zu fordern, heißt den Judenmord zu fordern. Nichts anderes!

Schon längst sind aber nicht nur Jüdinnen und Juden von dieser Hasswelle betroffen. Der Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftliche Zusammenhalt Joe Chialo versuchte, in der Kulturszene mit dem verfestigten Antisemitismus Schluss zu machen. Dafür wurde er massiv angefeindet, sein Zuhause wurde mit einer antisemitischen Parole beschmiert. Auf einer israelfeindlichen Demonstration in Berlin wurde ein Polizist kürzlich von Palästina-Aktivisten fast totgeprügelt. Journalisten, wie Nicholas Potter oder Sebastian Leber, die über die Palästina-Demonstrationen und den Konflikt zwischen Israel und Palästina berichten, werden mit dem Tode bedroht, weil sie sich trauen, den Israelhass und die antisemitische Hetze zu benennen. Die mutigste Demonstrantin Deutschlands, Karoline Preisler, die lediglich darauf hinweist, dass Vergewaltigungen kein Widerstand sind und man jüdischen Frauen und Geiseln glauben soll, kann ohne Polizeischutz nicht mehr aus dem Haus gehen. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Wo wild gewordene Aktivisten im Namen eines Palästina-Befreiungskampfes sich erst zufriedengeben, wenn Juden und mit Israel solidarische Menschen zum Schweigen gebracht werden? Koste es, was es wolle. Warnungen vor diesem Israelhass führen bedauerlicherweise ins Leere. Politik, Sicherheitsbehörden und Bildungseinrichtungen sind überfordert. Denn die Radikalisierung findet in ideologisierten Gruppierungen und in den Sozialen Medien statt. Die Masse an antisemitischer Propaganda lässt sich längst nicht mehr einfangen. Und die globale Intifada ist in vollem Gange.

privat

Anna Staroselski, geboren in Stuttgart, ist PR- und Kommunikationsmanagerin und engagiert sich seit Jahren gegen Antisemitismus und für die Sicherung jüdischen Lebens in Deutschland. Für ihr Engagement wurde sie unter anderem von der Bundeszentrale für Politische Bildung als "Botschafterin für Demokratie und Toleranz" und als "Deutschlands Top 40 unter 40" vom Capital Magazin ausgezeichnet.

[1] VSStÖ boykottiert jüdische Studierende – Antisemitismus nicht im Griff. 21. Mai 2025. Online unter: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250521_OTS0010/vsstoe-boykottiert-juedische-studierende-antisemitismus-nicht-im-griff (abgerufen am 27.05.2025).

[2] @joehwien. (2025, 21. Mai). [Instagram-Post]. Instagram. https://www.instagram.com/p/DJ6Lh7yoUNS/ (abgerufen am 27. Mai 2025)

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