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CDU Bremen
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Die schwierige Gründungsphase
Die Voraussetzungen zur Gründung einer christlichen Partei waren in Bremen sehr schwierig, da hier konfessionelle Parteitraditionen fehlten und die Sozialstruktur eher ungünstig war. Trotzdem bemühten sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sowohl eine katholische Gruppe um die früheren Zentrumsabgeordneten Philipp Jahn und Joseph Bossong als auch eine evangelische Gruppe um Johannes Kaum, eine christliche Partei zu gründen. Nach Gesprächen mit dem CDU-Gründer Arnold Fratzscher aus Hannover nahmen beide Gruppen im Mai 1946 Kontakt zueinander auf. Am 10. Mai 1946 beantragte Kaum bei der amerikanischen Militärregierung die Zulassung der CDU. Daraufhin fand am 16. Juni 1946 die Gründungsversammlung der CDU Bremen statt. Der Vorstand setzte sich aus evangelischen und katholischen Mitgliedern zusammen. Allerdings hatte die neue Partei Ende 1946 erst rund 500 Mitglieder. Der erste Landesvorsitzende Johann Kaum wurde schon im Frühjahr 1947 durch Emil Rex ersetzt. Zu den Gründern gehörte auch der spätere Bundestagsabgeordnete Ernst Müller-Hermann, der bis 1948 die Landesgeschäftsstelle leitete.
Bei der Kommunalwahl im Oktober 1946 erreichte die CDU jedoch auf Anhieb 18,9 Prozent und wurde die zweitstärkste Kraft hinter der SPD.
In der selbständigen Stadt Bremerhaven war die Christlich-Demokratische Partei (CDP) schon am 17. November 1945 gegründet worden. Erst im Januar 1947 wurde die Stadt dann mit Bremen zum Land Bremen zusammengeschlossen. Daraufhin fanden im Oktober 1947 erneut Bürgerschaftswahlen zusammen mit einer Volksabstimmung über die Bremische Landesverfassung statt. Dabei konnte die CDU ihr Ergebnis auf 22 Prozent steigern.
Die schwierigen 1950er Jahre
Durch die Konkurrenz neuer bürgerlicher Parteien wie der Deutschen Partei (DP), die in Bremerhaven eine Hochburg hatte und der 1951 neugegründeten rechtsextremen Sozialistischen Reichspartei (SRP), stürzte die CDU bei der Bürgerschaftswahl 1951 auf 9,1 Prozent ab. Trotzdem wurde sie auf Druck der FDP an der Regierungskoalition aus SPD, FDP und CDU beteiligt. Mit zwei Senatoren war sie nun erstmals in der Landesregierung vertreten. Den Vorsitz der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft übernahm Ernst Müller-Hermann, der aber schon 1952 in den Bundestag einzog. Im Amt des Landesvorsitzenden wechselten sich in kurzer Zeit Martin Heinrich Wilkens (1951/52), Heinrich Barth (1952–1954) und Jules Eberhard Noltenius (1954–1968) ab.
Bei der Bürgerschaftswahl 1955 konnte die CDU mit 18 Prozent ihr Ergebnis fast verdoppeln. Obwohl die SPD absolute Mehrheit erreichte, wurde die Regierungskoalition von SPD, FDP und CDU fortgesetzt. In der neuen Landesregierung konnte die CDU sogar drei Senatoren stellen, darunter den Landesvorsitzenden Noltenius.
Trotz ihrer Regierungsbeteiligung nahm die Mitgliederzahl der CDU in den 1950er Jahre kaum zu und es gelang ihr auch nicht, große Unterstützung aus den Reihen der Bremer Kaufmannschaft zu erhalten. Nicht zuletzt hatte die Partei gegen eine von der SPD dominierte Presse zu kämpfen. Dies alles schlug sich im schlechten Ergebnis der Bürgerschaftswahl 1959 nieder, bei der die CDU nur auf 14,8 Prozent kam.
Es geht aufwärts
Weil die Gespräche mit der SPD über eine Fortsetzung der Koalition scheiterten, ging die CDU in die Opposition. Trotzdem konsolidierte sich die Partei in den nächsten Jahren – insbesondere durch den allmählichen Zerfall der DP. So traten 1962 viele DP-Abgeordnete in der Bürgerschaft zur CDU-Fraktion über. Bei der Bürgerschaftswahl 1963 erreichte die CDU sensationelle 28,9 Prozent, obwohl auch die DP wieder in die Bürgerschaft einziehen konnte.
Die Auflösung der DP setzte sich jedoch fort. Ihre Reste sammelten sich in der 1964 gegründeten Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), die bei der Bürgerschaftswahl 1967 auf Anhieb 8,8 Prozent bekam. Doch auch die CDU verbesserte sich bei der Wahl auf 29,5 Prozent, während die SPD Stimmen verlor.
Trotz des guten Wahlergebnisses wurde der Landesvorsitzende Noltenius 1968 in einer Kampfabstimmung durch den Bundestagsabgeordneten Ernst Müller-Hermann ersetzt. Der neue Vorsitzende brachte frischen Wind in die Bremer CDU. Anfang der 1970er Jahre stieg die Zahl der Parteimitglieder auf über 2000 – darunter überdurchschnittlich viele Frauen. Bei der Bürgerschaftswahl 1971 trat die CDU mit dem ehemaligen Landesgeschäftsführer und Rechtsanwalt Johann-Tönjes Cassens als Spitzenkandidat an. Mit 31,6 Prozent schaffte sie erstmals den Sprung über die 30-Prozent-Marke. Doch auch die SPD gewann mit dem populären Hans Koschnick wieder die absolute Mehrheit und konnte die nächsten 20 Jahre allein regieren.
Die Ära Bernd Neumann
Nachdem die CDU bei der Bundestagswahl 1972 weniger als 30 Prozent erhalten hatte, rief die JU Bremen unter dem Vorsitz von Bernd Neumann zu Reformen auf. 1973 konnte der erst 32-jährige Neumann in einer Kampfkandidatur die Führung der Bürgerschaftsfraktion übernehmen. Nur ein Jahr später wurde der 36-jährige Uwe Hollweg mit Unterstützung der Jungen Union gegen den älteren Müller-Hermann zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Die neue Führungsriege legte 1975 ein Aktionsprogramm vor.
Bei der Bürgerschaftswahl im September 1975 kletterte die CDU mit dem Spitzenkandidaten Bernd Neumann auf 33,8 Prozent. Als nach der Bundestagswahl 1976 konservative CDU-Mitglieder in Bremen einen „Freundeskreis Franz Josef Strauß“ gründeten, legte Hollweg im Sommer 1979, wegen anhaltender innerparteilicher Auseinandersetzungen, den Vorsitz nieder. Zu seinem Nachfolger wurde der Fraktionsvorsitzende Neumann gewählt. Für die nächsten 29 Jahre stand er an der Spitze der Bremer CDU und war damit länger im Amt als jeder andere Landesvorsitzende.
Unter Führung Neumanns ging die CDU erneut in die Bürgerschaftswahl im September 1979 und kam auf 31,9 Prozent. Bei der Wahl zog erstmals eine grüne Partei in die Bürgerschaft ein. In den 1970er Jahren hatte sich Bremen zu einer Hochburg der Umweltschutz- und Anti-Atomkraftbewegung entwickelt.
Bei der nächsten Wahl 1983 konnte sich die CDU sogar auf 33,3 Prozent steigern, während die SPD erneut die absolute Mehrheit bekam. Obwohl der populäre Bürgermeister Koschnick 1985 sein Amt niederlegte, konnte die CDU davon nicht profitieren. Vielmehr stürzte sie bei der Bürgerschaftswahl 1987 auf 23,4 Prozent ab. Dafür kehrte die FDP in die Bürgerschaft zurück und der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) gelang erstmals der Einzug. Im gleichen Jahr wechselte Bernd Neumann in den Bundestag, dem er bis 2013 angehörte.
Mit dem Manager der Bremer Sparkasse, Ulrich Nölle, ging die CDU in die Bürgerschaftswahl 1991 und konnte wieder auf 30,7 Prozent zulegen. Die SPD musste starke Verluste hinnehmen und bildete eine Regierungskoalition mit FDP und Grünen (Ampel).
In der Großen Koalition
Nachdem die Bürgerschaft sich erstmals selbst aufgelöst hatte, kam es im Mai 1995 zu Neuwahlen. Dabei kam die CDU auf 32,6 Prozent, während die SPD auf 33,4 Prozent abstürzte. Der neue SPD-Vorsitzende, Henning Scherf, bildete daraufhin eine Großen Koalition mit der CDU. An den Verhandlungen mit der SPD hatte der CDU-Vorsitzende Neumann großen Anteil. Mit Reinhard Metz stellte die CDU erstmals den Präsidenten der Bürgerschaft. Die Große Koalition arbeitete reibungslos, kurbelte die Wirtschaft an und baute die Verwaltung um. Die Erfolge der Landesregierung schlugen sich im Ergebnis der Bürgerschaftswahl 1999 nieder, bei der sowohl SPD als auch CDU zulegen konnten. Mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Hamburger Hartmut Perschau, erzielte die Partei mit 37,1 Prozent ihr bestes Wahlergebnis. SPD und CDU setzten danach ihre Koalition fort. Mit Hilfe von Bundeszuschüssen konnte die Landesregierung an ihrem Sanierungskurs festhalten. Allerdings führten die damit verbundenen Leistungskürzungen und der Personalabbau auch zu immer größerer Kritik. Bei der Bürgerschaftswahl 2003 konnte die SPD dank des populären Henning Scherf ihr Wahlergebnis von 1999 verteidigen, während die CDU mit 29,8 Prozent wieder unter die 30-Prozent-Marke rutschte. Wahlgewinner waren die Grünen. Obwohl SPD und Grüne eine Mehrheit in der Bürgerschaft gehabt hätten, wurde die Große Koalition unter Scherf fortgesetzt. 2004 trat Wirtschaftssenator Perschau aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurück, er blieb jedoch stellvertretender Landesvorsitzender.
Wieder in der Opposition
Bei der Bürgerschaftswahl 2007 trat die CDU mit Innensenator Thomas Röwekamp als Spitzenkandidat an. Mit 25,7 Prozent verlor die Partei erneut Stimmen. Doch auch die SPD mit dem neuen Bürgermeister Jens Böhrnsen kam nur auf 36,7 Prozent. Wahlgewinner waren die Grünen, die auf 16,5 Prozent kamen sowie Die Linke, die erstmals in ein westdeutsches Landesparlament einziehen konnte. Die SPD beendete daraufhin die Große Koalition und bildete mit den Grünen die angestrebte Regierungskoalition.
2008 legte Bernd Neumann nach 29 Jahren den Landesvorsitz nieder. Zu seinem Nachfolger wurde Röwekamp gewählt. Bei der Bürgerschaftswahl 2011 sackte die CDU auf 20,4 Prozent ab, während SPD und die Grünen Gewinne verzeichneten. Daraufhin trat der Landesvorsitzende Röwekamp zurück. Die Nachfolge trat 2012 der langjährige Bürgerschaftsabgeordnete Jörg Kastendiek an. Mit Kastendiek als Spitzenkandidat ging die CDU auch in die Bürgerschaftswahl 2015. Dabei konnte sie leichte Gewinne erzielen (22,4 Prozent), während die SPD starke Verluste erlitt. Bürgermeister Böhrnsen legte daraufhin sein Amt nieder. Sein Nachfolger, der Bundestagsabgeordnete Carsten Sieling, setzte die bisherige rot-grüne Koalition fort. Bei der Wahl konnte auch erstmals die AfD in die Bürgerschaft einziehen.
Bei der Bürgerschaftswahl 2019 trat die CDU mit dem IT-Unternehmer und Politik-Neuling Carsten Meyer-Heder an. Dabei konnte sie Stimmen gewinnen und erreichte 26,7 Prozent. Damit lag die CDU erstmalig vor der SPD, die nur 24,9 Prozent bekam. Die Gespräche über die Bildung einer Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen scheiterten jedoch, da die Grünen sich gegen ein Bündnis mit der CDU aussprachen. Stattdessen bildeten SPD, Grüne und Linke eine Regierungskoalition. Die CDU blieb weiter in der Opposition. Aufgrund der SPD-Verluste kandidierte Sieling aber nicht erneut als Bürgermeister. Sein Nachfolger wurde Andreas Bovenschulte. Als stärkste Partei konnte die CDU mit Frank Imhoff jedoch den Präsidenten der Bürgerschaft stellen.
Nach dem plötzlichen Tod von Jörg Kastendiek 2019 wurde Meyer-Heder zum neuen Landesvorsitzenden gewählt. Als er sich 2023 offen für Gespräche mit der AfD zeigte, führte dies in der CDU Bremen zu scharfer Kritik. Meyer-Heder legte daraufhin den Landesvorsitz nieder. Zu seinem Nachfolger wurde der Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion, Heiko Strohmann, gewählt.
Bei der Bürgerschaftswahl 2023 trat die CDU mit einem Team aus der jungen Wiebke Winter und Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff an und konnte ihr Ergebnis von 2019 fast halten (26,2 Prozent). Die SPD gewann allerdings deutlich hinzu und kam auf 29,8 Prozent. Trotz Verlusten der Grünen konnte die Koalition aus SPD, Grünen und Linken mit Bürgermeister Bovenschulte jedoch weiter regieren.
Vorsitzende
1946–1947 Johann Kaum
1947–1951 Emil Rex
1951–1952 Martin-Heinrich Wilkens
1952–1954 Heinrich Barth
1954–1968 Jules Eberhard Noltenius
1968–1974 Ernst Müller-Hermann
1974–1979 Uwe Hollweg
1979–2008 Bernd Neumann
2008–2011 Thomas Röwekamp
2011–2012 Rita Mohr-Lüllmann
2012–2019 Jörg Kastendiek
2019–2023 Carsten Meyer-Heder
Seit 2023 Heiko Strohmann (Wahl am 27.11.2023)
Generalsekretäre (1980–1991)
1980–1983 Wedige von der Schulenburg
1983–1991 Andreas Penning
Geschäftsführer
1946-1947 Johannes Degener
1947–1948 Ernst Müller-Hermann
1948–1952 Hermann Lingens
1952–1953 Wolfgang Sprengel
1954–1962 Gustav Vogt
1962–1967 Johann-Tönjes Cassens
1968–1975 Wilhelm Schepers
1976–1980 Heiko Wördemann
1980 Peter Rudolph
1980–1991 s. Generalsekretäre
1991–1995 Helmut Pflugradt
1995–1999 Günther Feldhaus
1999–2000 Silke Müller
2000–2002 Michael Glintenkamp
2002–2007 Heiko Strohmann
2007-2009 Michael Glintenkamp
2010-2012 Martin Roth
2012 Joseph-Emanuel Freiherr von Boeselager
2012–2021 Heiko Strohmann
Seit 2021 Tobias Hentze
Literatur
- Kunst, Arnold : Christliche Demokraten in Bremen. Eine Chronik über 30 Jahre CDU-Geschichte in Bremen. Bremen 1976.
- Kleinmann, Hans-Otto: Geschichte der CDU 1945-1982. Stuttgart 1993.
- Probst, Lothar (Hg.): Politische Institutionen, Wahlen und Parteien im Bundesland Bremen. Berlin 2011.
- Wehling, Hans-Georg: Die deutschen Länder. 2. Aufl. Opladen 2002.