Asset-Herausgeber

In der festlich geschmückten Erfurter Thüringenhalle wurde am Vormittag des 30.9.1964 der 11. Parteitag der Christlich-demokratischen Union eröffnet. UBz: Der Vorsitzende der CDU, August Bach, bei seinem Referat. In der festlich geschmückten Erfurter Thüringenhalle wurde am Vormittag des 30.9.1964 der 11. Parteitag der Christlich-demokratischen Union eröffnet. UBz: Der Vorsitzende der CDU, August Bach, bei seinem Referat. © Bundesarchiv, Bild 183-C0930-0026-003

August Bach

Journalist, Vorsitzender der Ost-CDU 30. August 1897 Rheydt (heute Mönchengladbach) 23. März 1966 Berlin (Ost)
von David Grehn

Asset-Herausgeber

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

August Bach wurde am 30. August 1897 in Rheydt bei Mönchengladbach geboren. Von 1916 bis 1918 diente er im Ersten Weltkrieg und geriet zwischenzeitlich in französische Kriegsgefangenschaft. Von April 1918 bis 1922 studierte er Germanistik und Geschichte in Bern, Frankfurt/Main und Berlin. Anschließend fand er eine Anstellung bei der staatlich finanzierten Zentralstelle für die Erforschung der Kriegsursachen, welche auf Betreiben des Leiters des Kriegsschuldreferats im Auswärtigen Amt Hans Freytag und seines Vorgängers Bernhard Wilhelm von Bülow gegründet worden war. Diese strebten die Revision des Versailler Vertrages an und waren der Ansicht, dass dafür die Widerlegung der deutschen Kriegsschuld von Nöten sei, durch deren Feststellung die als ungerecht empfundenen Bestimmungen des Vertrages legitimiert würden.

Bach fungierte ab 1923 als Mitherausgeber der zentralstelleneigenen Zeitschrift Die Kriegsschuldfrage. Monatsschrift für internationale Aufklärung (1929–1931 Berliner Monatshefte für internationale Aufklärung: Die Kriegsschuldfrage, 1932–1944 Berliner Monatshefte: Zeitschrift für Vorgeschichte und Geschichte des Weltkriegs), in der er auch selbst Artikel publizierte. Seit 1927 war er zudem Mitinhaber des mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes gegründeten Quader-Verlags, in dem Die Kriegsschuldfrage erschien. Politisch stand er in den Weimarer Jahren nach eigenen Angaben der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) nahe. Seine Arbeit bei der Zentralstelle setzte er aber dessen ungeachtet auch nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten fort. Nachdem Adolf Hitler 1937 die deutsche Unterschrift unter dem Versailler Schuldanerkenntnis offiziell zurückgezogen hatte, löste das Auswärtige Amt die Zentralstelle allerdings auf, da man ihre Aufgabe nunmehr als erfüllt ansah. Die Berliner Monatshefte erschienen aber weiterhin, und zwar von nun an unter der Leitung Bachs, der Alfred von Wegerer ablöste und zum alleinigen Inhaber des Quader-Verlags wurde. Unter Bach fokussierte sich die Zeitschrift nicht mehr wie zuvor ausschließlich auf die Julikrise und den Kriegsausbruch, sondern beschäftigte sich breiter mit der Vorkriegs- und Kriegsgeschichte. Freilich befanden sich sämtliche in der Zeitschrift publizierten Artikel schon seit 1933 inhaltlich auf Linie des NS-Regimes. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs konzentrierte man sich darauf, den Alliierten die Schuld an dessen Ausbruch zuzuweisen. Zu diesem Zweck publizierte Bach auch selbst weiterhin Artikel, etwa 1940 Englands Verantwortung für das Scheitern der deutsch-polnischen Verständigung und 1942 Die Mission Kurusu: Japans letzter Versuch einer diplomatischen Verständigung mit den USA. Mit der Ausgabe Juli/August 1944 wurden die Berliner Monatshefte eingestellt.

 

Nachkriegszeit und DDR

Noch während des Krieges war Bach 1943 nach Weimar übergesiedelt. Im Sommer 1945 gehörte er zum Gründerkreis einer „Thüringischen Volkspartei“, die aber von der Sowjetischen Militäradministration nicht zugelassen wurde. Der neugegründete Landesverband der CDU in Thüringen lud wenig später die Vertreter aller nicht zugelassenen bürgerlichen Parteien zum Beitritt ein. Auf diese Weise wollte man das eigene Profil als bürgerliche Sammlungspartei schärfen. Bach nahm diese Einladung an und wurde am 22. Juli 1945 Mitglied der CDU. Den neuen Machtverhältnissen in Ostdeutschland passte er sich rasch an und empfahl sich sowohl der sowjetischen Besatzungsmacht als auch der SED als verlässlicher Gefolgsmann. 1946 wurde er Verlagsleiter der CDU-Tageszeitung Thüringer Tageblatt, im Mai 1950 deren Chefredakteur. 1949 wurde Bach in die Volkskammer gewählt und war dort von 1950 bis 1955 Vorsitzender der CDU-Fraktion. 1950 wurde er Landesvorsitzender der CDU Thüringen und übte dieses Amt bis zur Auflösung der Länder in der DDR zwei Jahre später aus. Von 1955 bis 1958 war er Präsident der politisch einflusslosen Länderkammer der DDR.

Das Ministerium für Staatssicherheit hatte Bach bereits 1951 in einem Bericht als voll verlässlich eingestuft. Entsprechend förderte die SED-Führung seine Karriere und nahm ihn auch gegen Einflussnahmen des mächtigen CDU-Generalsekretär Gerald Götting in Schutz. Dieser hatte bereits 1953 versucht Bach im Kontext der Anfang des Jahres stattfinden Säuberung der CDU von „reaktionären Elementen“ unter Verweis auf seine NS-Vergangenheit politisch kaltzustellen, konnte sich aber damit nicht durchsetzen. Als knapp fünf Jahre später der CDU-Vorsitzende Otto Nuschke verstarb, versuchte Götting die von der CDU-Parteileitung gewünschte Wahl Bachs als dessen Nachfolger zu verhindern. Jedoch griff die SED-Führung in Person des für „befreundete Parteien“ zuständigen Politbüromitglieds Hermann Matern zugunsten Bachs in den CDU-internen Entscheidungsprozess ein, indem Matern Göttings Führungsstil als selbstherrlich kritisierte. Damit stand die Wahl Bachs fest. Bereits am 18. März 1958 wurde er mit der Führung der Geschäfte des Parteivorsitzenden beauftragt. Am 3. Oktober desselben Jahres bestätigte ihn der 9. Parteitag der DDR-CDU formell im neuen Amt. Zusätzlich musste Götting sein Amt als stellvertretender Präsident der Volkskammer an Bach abgeben.

Gleichwohl konnte sich der eher blasse Bach gegen seinen selbstbewussten Generalsekretär, der auch die Finanzen der Partei alleinverantwortlich verwaltete, auf Dauer nicht durchsetzen. Gegen die fortwährenden Sabotageversuche Göttings wusste sich Bach nicht anders als mit Beschwerden an Matern zu helfen. Dieser immerhin stellte sich wiederholt hinter Bach und forderte Götting auf den Parteivorsitzenden nicht „zur Republikflucht zu treiben“. Derweil verlor die CDU unter Bachs Vorsitz die letzten Reste an Eigenständigkeit, die Nuschke noch zu bewahren gelungen war. Das Verbindungsbüro der CDU zu den Kirchen wurde geschlossen und die Vorbehalte Nuschkes gegen die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft endgültig ad acta gelegt. Dass die SED dem Rat der EKD im Mai 1958 die Zusammenarbeit aufkündigte beanstandete Bach ebenso wenig wie den Mauerbau 1961. Gemäß den Vorstellungen der SED sah Bach die Aufgaben der CDU „beim umfassenden Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik“ darin, die Integration der Landbevölkerung, der verbliebenen mittelständischen Unternehmer und vor allem kirchlich gebundener Bürger in das DDR-System voranzutreiben. 1964 führte er in einem Referat auf dem 11. Parteitag der CDU in Erfurt in diesem Sinne aus:

„In den nun fast zwei Jahrzehnten ihres Wirkens ist die Christlich-Demokratische Union ihrem gesellschaftlichen Auftrag in wachsendem Maße gerecht geworden, weiten Kreisen unseres Volkes den Weg zur Praktizierung der uns gebotenen Friedens- und Nächstenliebe im politischen Raum zu weisen. Wir konnten auf diesem unserem Wege zunehmend Erfolge dabei erringen, daß sich unsere christlichen Mitbürger der gesellschaftlichen Verpflichtungen bewußt werden, die sich in der Konsequenz aus der christlichen Existenz im Sozialismus ergeben: im Dasein für die Gesellschaft, im Wirken für das ganze Volk Zeugnis abzulegen von unserem Willen, in christlicher Verantwortung am Frieden und an der Zukunft Deutschlands mitzubauen.“

Am 23. März 1966 verstarb August Bach in Berlin. Nach seinem Tod wurde das Amt des Generalsekretärs mit dem des Parteivorsitzenden zusammengelegt, wodurch Gerald Götting in die Lage versetzt wurde die CDU in der DDR bis 1989 allein zu dominieren.

Lebenslauf

  • 1916–1918 Kriegsdienst
  • 1918–1922 Studium der Germanistik und Geschichte in Bern, Frankfurt/Main und Berlin
  • 1922–1944 Mitherausgeber der Berliner Monatshefte
  • Seit 1927 Inhaber des Quader-Verlags Berlin
  • Juli 1945 Einitritt in die CDU Thüringen
  • 1946–1958 Verlagsleiter
  • Seit 1950 Chefredakteur des Thüringer Tageblattes
  • 1949–1952 Mitglied und 1. Vizepräsident des Landtags
  • 1950–1952 Vorsitzender der CDU Thüringen
  • Seit 1949 Abgeordneter der Volkskammer der DDR
  • 1950–1955 Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Volkskammer
  • Seit 1958 Stellvertreter des Präsidenten bzw. Mitglied des Präsidiums der Volkskammer
  • 1955–1958 Präsident der Länderkammer der DDR
  • Seit 1950 Mitglied des Politischen Ausschusses bzw. des Präsidiums des Hauptvorstandes der CDU
  • Seit 1957 Mitglied des Präsidiums des Nationalrates der Nationalen Front
  • 1958–1966 Vorsitzender der Ost-CDU

 

Veröffentlichungen

  • Aus Reden und Aufsätzen. Berlin 1977.
  • Die Aufgaben der CDU beim umfassenden Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik. Referat des Vorsitzenden der CDU, August Bach, auf dem 11. Parteitag in Erfurt (30. September bis 3. Oktober 1964). Hg. vom Sekretariat des Hauptvorstandes der Christlich-Demokratischen Union.

Literatur

  • Heinemann, Ulrich: Die verdrängte Niederlage. Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik. Göttingen 1983.
  • Lapp, Peter-Joachim: Gerald Götting. CDU-Chef in der DDR. Eine politische Biografie. Aachen 2011.
  • Triebel, Bertram: Die Thüringer CDU in der SBZ/DDR. Blockpartei mit Eigeninteresse. Sankt Augustin/Berlin 2019.
  • Wunnicke, Christoph: Die Blockparteien der DDR. Kontinuitäten und Transformation 1945–1990. Berlin 2014.

 

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber