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Wilhelm Hahn, Landtagswahlplakat Baden-Württemberg 1976. Wilhelm Hahn, Landtagswahlplakat Baden-Württemberg 1976. © KAS

Wilhelm Hahn

Theologe, Universitätsprofessor, MdB, Kultusminister, MdEP Dr. Dr. h. c. mult. 14. Mai 1909 Dorpat/Estland 9. Dezember 1996 Heidelberg
von Jörg-Dieter Gauger

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Hahn brachte in den 1960er und 1970er Jahren als einer der profiliertesten Bildungsreformer der Union und beraten u.a. von Ralf Dahrendorf seine integrierte Konzeption in Schule (Schulentwicklungsplan 1964, christliche Gemeinschaftsschule im Landesschulgesetz, Ausbau der Gymnasien und der Berufsbildung (berufliche Gymnasien)), Hochschule (Kunsthochschulgesetz 1975, Hochschul-Gesamtplan, div. Novellierungen des Hochschulgesetzes zul. 1977 in Anpassung an das Hochschulrahmengesetz, Reformuniversitäten Konstanz und Ulm, Berufsakademie 1974) sowie Lehrer- und Weiterbildung auf den Weg. Auch an der Einrichtung des „Bildungsrates“ (1975) war er maßgeblich beteiligt. Dabei verstand Hahn Bildung als soziale (Chancengerechtigkeit), pädagogische („Anwalt des Kindes“) und kulturelle Herausforderung. Immer wieder stand Hahn („Ich habe meine Überzeugungen und Einsichten nie dem Zeitgeist geopfert.") seit 1968 („Brecht dem Hahn die Gräten - alle Macht den Räten!") im Schussfeld der radikalen Studentenbewegung und jener „emanzipatorisch-technizistischen“ Strömungen, denen er einen „egalitären Begabungsbegriff“, gesellschaftspolitische Ideologisierung gegen „Kindeswohl“, „mechanistische Anthropologie“ und Abwertung von Tradition und Erziehung attestierte. Gesamtschule und Gesamthochschule lehnte Hahn daher ab. Die von ihm mitgetragenen Kongresse „Tendenzwende“ (1974) und „Mut zur Erziehung“ (1978) waren öffentlichkeitswirksame Marksteine auf dem Weg zu einer realistischen Bildungspolitik.

 

 

Lebenslauf

  • Studium der Evangelischen Theologie in Göttingen, Bonn, Münster und Tübingen
  • 1937 Promotion (Tübingen)
  • Mitglied der Bekennenden Kirche
  • 1937 Pfarrer in Minden
  • 1946 Landeskirchenrat der Westfälischen Kirche
  • 1949 Superintendent des Kirchenkreises Minden
  • 1950 Professor für Praktische Theologie an der Universität Heidelberg
  • 1958–1960 dort Rektor
  • 1955–1962 Mitglied im Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen
  • 1956 CDU-Beitritt
  • 1962–1964 MdB (CDU)
  • 1968–1980 MdL Baden-Württemberg
  • 1964–1978 Kultusminister des Landes Baden-Württemberg
  • 1966 erfolglose Kandidatur gegen Hans Filbinger
  • 1967–1977 Mitglied im CDU-Bundesvorstand
  • 1979–1987 Mitglied des Europäischen Parlaments

 

Veröffentlichungen

  • Demokratische Bewährung (1965, Vorträge).
  • Bildungspolitik zwischen Wunsch und Wirklichkeit (1972).
  • Bildungspolitik mit Ziel und Maß (1974).
  • Ich stehe dazu - Erinnerungen eines Kultusministers (1981).
  • Europäische Kulturpolitik. Aufsätze über Bildung, Medien und Kirche (1987)

 

Literatur

  • H. Reutlinger (Hg.): Kreuz-Wege. Festschrift für Wilhelm Hahn zum 75. Geburtstag (1984).

 

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