Herkunft und Ausbildung
Olaf Baron Wrangel stammte aus einer baltendeutschen Familie. Seine Vorfahren standen sowohl in schwedischen wie in russischen Diensten. Wrangel wurde am 20. Juli 1928 in Reval geboren, wo er zunächst die Domschule besuchte. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurde seine Familie in den aus annektierten polnischen Gebieten geschaffenen Reichsgau Wartheland umgesiedelt – eine Folge des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin Pakts, das Estland und Lettland der Sowjetunion zuerkannte. Seine Schulausbildung setzte Wrangel an der Baltenschule in Misdroy fort. 1944 wurde er als Marineflakhelfer eingezogen und diente in einer Batterie bei Swinemünde. Kurz vor Kriegsende musste er noch zur Wehrmacht und wurde in der Schlacht um Berlin verwundet. Mit viel Glück konnte Wrangel aus Berlin entkommen und ging nach Kriegsende in den Westen. Zunächst arbeitete er als Landarbeiter in der Lüneburger Heide. 1946 ging er nach Bonn um sich auf das Abitur vorzubereiten, das er 1948 in Osterode im Harz ablegte. Über seine Schwester bekam Wrangel 1948 eine Stelle beim NWDR in Hamburg. Er besuchte dort die Rundfunkschule des NWDR und machte ein Volontariat. Parallel zu der Ausbildung begann er 1950 in Hamburg ein Studium der Geschichte, der Soziologie und des öffentlichen Rechts. Noch während des Studiums trat er in die CDU ein.
Journalist
1954 schloss Wrangel sein Studium erfolgreich ab und ging als Parlamentskorrespondent des NWDR nach Bonn. Bereits zwei Jahre später übernahm er die Leitung des Bonner NDR-Büros. 1961 wurde er zum Chefredakteur des NDR ernannt. Im Vorfeld der Bundestagswahl 1965 baten ihn Helmut Lemke und Gerhard Stoltenberg, die Wrangel durch seine Arbeit gut kannte, für den Bundestag zu kandidieren.
MdB
Mit Mühe konnte sich Wrangel bei der Kandidatenaufstellung im Wahlkreis Stormarn/Lauenburg gegen einen anderen Bewerber durchsetzen. Bei der Bundestagswahl 1965 wurde er aber auf Anhieb gewählt. Im Bundestag bekam er direkt einen Sitz im Auswärtigen Ausschusses und wurde zum Vorsitzenden des Unterausschusses „Humanitäre Hilfe Afrika“ gewählt. Als die Union nach der Bundestagswahl 1969 den Weg in die Opposition antreten musste, wurde Wrangel zu einem der fünf Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion gewählt. Der Fraktionsvorsitzende, Rainer Barzel, hatte ihn für dieses Amt vorgeschlagen, um den Kontakt zu den Medien zu pflegen und die Öffentlichkeitsarbeit der Fraktion zu verbessern. Mit Barzel blieb Wrangel bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden. Als Parlamentarischer Geschäftsführer gehörte er zum engeren Führungskreis der Fraktion und war an den harten Auseinandersetzungen um die neue Ost- und Deutschlandpolitik der Regierung Brandt/Scheel direkt beteiligt. Da Wrangel an den Rechtspositionen der Bundesrepublik Deutschland festhalten wollte, hielt er den Kurs der Bundesregierung für falsch und unterstützte 1972 auch das Konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt.
Nach der Bundestagswahl 1972 wurde Wrangel erneut zum Parlamentarischen Geschäftsführer gewählt. Doch mit dem Rücktritt von Barzel im Mai 1973 und der Wahl von Karl Carstens zum neuen Fraktionsvorsitzenden endete diese Tätigkeit. Stattdessen übernahm er den Vorsitz im Ausschuss für innerdeutsche Beziehungen. Die Deutschlandpolitik gehörte seit jeher zu seinen Interessengebieten. Als Ausschussvorsitzender achtete Wrangel insbesondere darauf, dass die 1972/73 mit der DDR geschlossenen Verträge auch eingehalten wurden. Bei der Bundestagswahl 1976 konnte er zwar seinen Wahlkreis direkt gewinnen, aber dafür beanspruchte die SPD nun den Vorsitz im Innerdeutschen Ausschuss; Wrangel wurde jedoch zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Wie in seiner ersten Wahlperiode war er wieder einfacher Abgeordneter. Als ihm 1981 das Amt des Hörfunkdirektors angeboten wurde, entschloss sich Wrangel, zum NDR zurückzukehren. Zu seiner Verabschiedung aus dem Bundestag 1982 kamen der Bundespräsident, der Bundestagspräsident und der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen.
Rückkehr zum NDR
Als Rundfunkdirektor musste sich Wrangel insbesondere mit dem Aufkommen privater Rundfunksender auseinandersetzen. In der Zeit beim NDR machten ihm neben einer langwierigen Viruserkrankung auch die zunehmende Bürokratie zu schaffen. Am 1. April 1988 ging er deshalb freiwillig in den Ruhestand.
In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Olaf von Wrangel, der 1976 mit dem großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden war, seiner großen Leidenschaft – der Jagd, schrieb seine Erinnerungen und pflegte seine zahlreichen Freundschaften.
Am 29. September 2009 starb er in seinem Haus in Aumühle, wo er auch begraben liegt.
Sein umfangreicher Nachlass befindet sich im ACDP (01-539).
Lebenslauf
- 20. 07. 1928 geboren in Reval/Estland, ev.
- bis 1939 Domschule in Reval
- 1939 Umzug in den Warthegau, Baltenschule in Misdroy/Pommern
- 1944 Marineflakhelfer
- 1945 als Soldat in Berlin verwundet
- 1945/1946 Landarbeiter in der Lüneburger Heide
- 1948 Abitur in Osterode
- 1948-1949 Rundfunkschule des NWDR und Volontariat
- 1949-1954 Studium in Hamburg (Neuere Geschichte, Öffentliches Recht, Soziologie), gleichzeitig journalistische Tätigkeit
- 1953 Eintritt in die CDU
- 1953 Hochzeit mit Liselotte Mugrauer, 3 Töchter
- 1954-1956 Parlamentskorrespondent des NWDR in Bonn
- 1956 Leiter des Studio Bonn des NDR
- 1961 Kandidatur für den Deutschen Bundestag in Harburg-Soltau
- 1961 Chefredakteur des NDR
- ab 1962 zugleich stellv. Programmdirektor Hörfunk des NDR in Hamburg
- 1965-1982 Mitglied des Deutschen Bundestages
- 1969-1973 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
- 1974 Hochzeit mit Brigitta Lewens
- 1973-1976 Vorsitzender des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen
- 1976-1981 stellv. Vorsitzender des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen
- 1980-1982 Mitglied der Nordatlantischen Versammlung
- 1982-1988 Programmdirektor Hörfunk des NDR
- 29.09.2009 gestorben in Aumühle bei Hamburg
Veröffentlichungen
- Aufzeichnungen und Erinnerungen, Boppard 1995 (Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Band 14).
- Liebeserklärung an die Bundesrepublik, Stuttgart 1971.
Literatur
- Olaf von Wrangel: Aufzeichnungen und Erinnerungen, Boppard 1995 (Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Band 14).
- Olaf von Wrangel: Liebeserklärung an die Bundesrepublik, Stuttgart 1971.
- Walter Henkels: Bonner Köpfe, Düsseldorf 1970.
- Olaf von Wrangel: Die Union und die Presse, in: Georg Gölter/Elmar Pieroth (Hg.): Die Union in der Opposition. Analyse, Strategie, Programm, Düsseldorf 1970.
- Olaf von Wrangel: Deutsche Außenpolitik, in: Dietrich Rollmann (Hg.): Die Zukunft der Union, Hamburg 1968.
- Olaf von Wrangel/Dietrich Schwarzkopf: Chancen für Deutschland. Politik ohne Illusionen, Hamburg 1965.