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Veranstaltungsberichte

9. Editors' Conclave in Kolkata

von Philipp Huchel

"Fake News, Real Threats"

Bereits zum neunten Mal wurde vom 4. bis 6. Dezember 2017 das jährlich stattfindende Editors' Conclave durch das Indien Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung und der C. R. Irani Foundation veranstaltet. Die Teilnehmer diskutierten zum Thema „Fake News, Real Threats“ in Kolkata aktuelle Herausforderungen des Journalismus in Indien.

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An der Veranstaltung nahmen neben Herausgebern, Chefredakteuren und Journalisten bedeutender indischer überregionaler und regionaler sowie Online-Zeitungen auch der derzeitige Jahrgang der Statesman Print Journalism School (SPJS) sowie Rechtsstudenten der WB National University of Juridical Sciences (NUJS) teil.

Im Rahmen des alljährlichen Editors' Conclave wird den Studenten der SPJS und der NUJS die Möglichkeit geboten, sich im Rahmen der Konferenz und darüber hinaus informell mit Journalisten und Herausgebern auszutauschen. In seinen einführenden Worten ging Ravindra Kumar, Trustee der C. R. Irani Foundation, auf die Geschichte des Editors' Conclave ein und sprach im Hinblick auf die Teilnahme des aktuellen Jahrgangs der SPJS sowie der Rechtsstudenten davon, dass die Veranstaltung vor allem dazu diene, jungen Menschen die aktuellen Themen und Herausforderungen des modernen Journalismus näherzubringen.

In seiner Willkommensrede wies Peter Rimmele, Leiter des KAS Auslandsbüros Indien, auf die besondere Rolle des Journalismus in Zeiten von „Fake News“ hin. Dieser sei von äußerst hoher Bedeutung, da dieser die einzige verlässliche Quelle für Informationen sein könne. Außerdem wies er auf die Ermordung mehrere Journalisten in Indien hin und machte damit deutlich, dass Indiens Journalismus nicht nur virtuell, sondern auch real bedroht sei.

In seiner Keynote Speech ging der ehemalige Foreign Secretary Indiens, Botschafter Krishnan Srinivasan, in einer Tour d’Horizon unter anderem auf die Geschichte von „Fake News“, die Herausforderungen durch Social Media und die derzeitige Diskussion über die Abschaffung der Netzneutralität ein.

Die erste Diskussionsrunde widmete sich dem Thema „Fake News“. Die Podiumsteilnehmer beschäftigten sich unter der Leitung von Subrata Nag Choudhury, Direktor der SPJS, mit den Fragen, wie „Fake News“ die Medien bedrohen, wie diese identifiziert werden können und welche Motive sowie Muster hinter den über Social Media verbreiteten „Fake News“ stehen. M. K. Venu, Gründerredakteur von „The Wire“, ging unter anderem auf die Strategie einer der politischen Parteien ein, die in ihrer Kampagne 2014 geschickt Wahrheit und Fälschung miteinander vermischt hätte. „Es ist heutzutage keine gute Zeit, in Indien Journalist zu sein. Man muss Partei ergreifen und das ist der Zeitpunkt, an dem der Journalismus leidet“, stellte Tongam Rina, Chefredakteurin der „Arunachal Times“, fest. Pradip Phanjoubam, Herausgeber der „Imphal Free Press“, erklärte, dass es schon immer gefälschte Nachrichten gegeben hätte und lieferte als Beispiel die gefälschte Nachrichte von Ashwathamas Tod durch Lord Krishna. „Fake News“ werde derzeit für die Propagierung von Angst und Hass zwischen verschiedenen Gemeinschaften durch politische Parteien genutzt, um daraus selber einen Vorteil zu ziehen, sagte der Journalist Shastri Ramachandaran. "Es ist nicht klar, ob gefälschte Nachrichten eine Ursache oder ein Symptom für etwas Größeres sind", erörterte Raj Kamal Jha, Herausgeber des „Indian Express“. „Fake News“ gedeihen durch eine Reihe von Faktoren, zu denen ein sich zunehmendes polarisiertes politisches Klima, eine einseitige Kommunikation von politischen Führungskräften sowie ausgeklügelte Algorithmen sozialer Medien, die einen in einer Filterblase gefangen halten, gehören. Er sprach sich für eine stärkere Bildung der Jugend aus, damit diese in der Lage sei, gefälschte Nachrichten zu erkennen. Hans Christian Winkler, Leiter der Presseabteilung der deutschen Botschaft in Neu-Delhi, berichtete über das Phänomen aus deutscher Sicht. In Deutschland sei die Hauptverbreitungsquelle Facebook und vor allem über Flüchtlinge würden viele „Fake News“ verbreitet.

Die zweite Diskussionsrunde wurde durch Sam Rajappa, Journalist und Gründer der SPJS, geleitet und widmete sich den Bedrohungen für Freiheit sowie Leib und Leben. Laut Mukund Padmanabhan, Herausgeber des „The Hindu“, stehen Journalisten derzeit unter besonderem Druck durch die Regierung und würden in einer sich zunehmend radikalisierenden Umgebung arbeiten. "Die Legislative, die Exekutive und die Judikative glauben, dass die Presse ein Monster ist, das gezähmt werden muss", sagte Ravindra Kumar. Kalyani Shankar, Journalistin „The Pioneer“, wies darauf hin, dass die Regierung von Maharashtra ein Gesetz erlassen habe, um Journalisten besser zu schützen. "Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen die Pressefreiheit Vorrang hat, haben wir in Indien keinen besonderen Schutz", erklärte Ishan Joshi, der Chefredakteur von „The Pioneer“. Ajoy Bose legte dar, dass die Berichterstattung riskant sei, da verschiedene Gruppen mit oder ohne staatliche Unterstützung eine Bedrohung in den von Unruhen betroffenen Gebieten darstellen. Um diese Bedrohungen zu bekämpfen, ist Solidarität unter den Journalisten entscheidend.

Die dritte Diskussionsrunde mit Teilnehmer aus den vorangegangen Debatten widmete sich unter der Leitung von Professor Ankita Chakravorty, NJUS, der Frage, wie konkret mit den zuvor diskutierten Herausforderungen umgegangen werden soll. Durchaus selbstkritisch wiesen die Journalisten und Herausgeber auf die eigene Verantwortung hin. Demnach würden die Medien heutzutage unter Druck stehen, wirkliche Neuigkeiten zu berichten, da vieles bereits im Vorfeld über die Sozialen Medien verbreitet wird. Die Aufgabe des Journalismus sei es, einen Mehrwert zu produzieren. Die wichtigste Frage müsse dabei immer sein, warum eine Nachricht relevant ist. Die derzeitige Kritik am modernen Journalismus müsse auch als ein Ansporn für einen besseren Journalismus verstanden werden. Gleichzeitig sei jedoch auch die Leserschaft dafür verantwortlich, nicht jede Meldung zu glauben und müsse sich kritisch mit Nachrichten auseinandersetzen. Raj Kamal Jha hilt abschließend fest: "Lassen wir nicht zu, dass der schlechteste Journalismus unsere Mission definiert. Die größte Herausforderung besteht heute darin, eine Nachrichtenredaktion mit Journalisten zu haben, die das Talent und das Engagement haben, jeden Tag neue Herausforderungen anzugehen. Wir müssen in den Journalismus die Strenge und die Tiefe der akademischen Welt integrieren.“

Die abschließende Podiumsdiskussion gehörte den Studenten von SPJS und NUJS, welche ihren persönlichen Rückblick auf die Konferenz und ihre Perspektive auf das Thema schilderten. Besonders intensiv wurde hierbei diskutiert, inwieweit rechtlich „Fake News“ begegnet werden könnte und inwieweit diese durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist. Der Kampf gegen „Fake News“ sei nicht vornehmlich eine rechtliche Frage, sondern es sei eine gemeinsame Aufgabe der Medien, des Staates und der Bürger die Verbreitung dieser zu bekämpfen, hielten die Studenten abschließend fest.

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Kontakt

Peter Rimmele

Article of the students of the SPJS about the 9th Editors' Conclave in Kolkata, published in "The Statesman"

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