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Veranstaltungsberichte

Dialog der Kulturen

von Philipp Huchel

Sozio-ökonomische Wechselbeziehungen der indischen Bevölkerung im Grenzgebiet

Am 24. und 25.11.2017 kamen auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Institute of Social Sciences (ISS) Experten, Wissenschaftler und Journalisten zusammen, um sich über verschiedene Themen mit Bezug zu den Grenzregionen Indiens, deren Bevölkerung sowie deren grenzüberschreitende Interaktionen auszutauschen.

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Indien hat eine Landgrenze von mehr als 15.000 km und grenzt an sechs Länder; Bangladesch, Bhutan, China, Myanmar, Nepal und Pakistan. Während viel über die strategischen, politischen und wirtschaftlichen Beziehungen Indiens mit diesen Nationen bekannt ist und auch diskutiert wird, ist kaum etwas darüber bekannt, wie die Menschen, die in den Grenzregionen Indiens leben, kulturell und wirtschaftlich mit den Menschen jenseits der Grenze agieren. Der Workshop zielte darauf ab, ein Konzept für eine Studie vorzubereiten, um diese Wissenslücke zu schließen, indem Daten in im engen Austausch mit der Grenzbevölkerung gesammelt werden.

In seinen einführenden Worten erläuterte Dr. Ash Narain Roy, Direktor des ISS, dass die Menschheit im Informationszeitalter und durch die Globalisierung einer Welt ohne Grenzen immer näher kommen würde. Die Grenzbevölkerung stehe daher nicht länger für Trennung sondern vielmehr für Konnektivität. Er hielt außerdem fest, dass Grenzen nicht statisch sind, sondern einem konstanten Wandel unterworfen. Für die Menschen würde sich die Bedeutung von Grenzen daher ebenfalls stetig verändern.

Prof. Partha S. Ghosh, Senior Fellow ISS, ging näher auf das Konzept des Workshops ein. Die Veranstaltung wurde vor allem als ein erstes Brainstorming konzipiert und sollte der Ideensammlung dienen. Das Problem mit Blick auf Grenzen und die Grenzbevölkerung sowie deren Interaktion sei, eine Verbindung zwischen dem Ansatz der Anthropologie mit dem der internationalen Beziehungen herzustellen. Während die Anthropologie den Menschen in den Fokus rücken würde, würden die internationalen Beziehungen den Staat und seine Außenpolitik in den Vordergrund stellen. Die Verbindung beider Ansätze sei notwendig, weil Feldforschung vor Ort, aber auch Daten über den Staat für die Forschung benötigt werden.

Peter Rimmele, Leiter des Auslandsbüros Indien, wies in seinen einführenden Worten auf die hohe Bedeutung hin, die Interaktionen der Grenzbevölkerung zu kennen, um ein effektives Grenzmanagement zu entwickeln. Er schilderte seine eigenen Erfahrungen und wies darauf hin, wie schnell Grenzen sich ändern könnten. Das werde unter anderem an den deutsch-französischen Grenzen deutlich. Über Jahrzehnte hätten sich beide Staaten unversöhnlich gegenübergestanden. Heutzutage sei die Grenze offen und beide Länder würde eine Freundschaft verbinden.

Auch Dr. George Matthew, Vorsitzender ISS, wies auf seine persönlichen Erfahrungen hin und ging auf die Teilung Britisch Indiens ein. Er betonte, dass die Erforschung der Grenze und seiner Bevölkerung einen interdisziplinären Ansatz verfolgen müsste. Er wies auch darauf hin, dass nicht nur Indiens Außengrenzen ein interessantes Forschungsfeld seien, sondern auch die innerindischen Grenzen.

In den fünf Podiumsdiskussionen stellten die Teilnehmer des Workshops eine Vielzahl von Themen vor. Neben theoretischen Überlegungen zu Grenzen und der Beziehung zwischen dem staatlichen Zentrum und seiner Peripherie, der Grenzregion, der Frage der Identität der Grenzbevölkerung berichteten die Teilnehmer auch über persönliche Erfahrungen aus der Grenzregion. Darüber hinaus widmeten sich die Teilnehmer des Workshops der Konnektivität der Grenzregion, den Themen Migration, Handel und Bildung, der Rolle der Frauen sowie der Versicherheitlichung der Grenzregion. Der Workshop konzentrierte sich dabei vor allem auf die Grenzregion zu Myanmar im Nordosten Indiens und die Grenzregion Indiens zu Bangladesch.

Den Abschluss des Workshops bildete ein Brainstorming, welches die Ergebnisse der einzelnen Podiumsdiskussionen reflektierte sowie weitere mögliche Schritte für eine Studie zur Grenzregion identifizierte. Dabei wurde deutlich, dass sich die Studie auf einzelne Themen, Methoden und Regionen stärker fokussieren muss, um verwertbare Ergebnisse zu produzieren sowie ein Einbezug von Experten auch aus den angrenzenden Ländern notwendig ist.

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