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Veranstaltungsberichte

Konferenz "Changing Asia 2017"

von Philipp Huchel

"Perspektiven für regionale und globale Kooperationen"

Vom 14. bis 18 September veranstaltete das Leibniz-Institut für regionale und globale Studien (GIGA) und das Institute for Defence Studies and Analyses (IDSA) gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die Konferenz „Changing Asia 2017: Perspectives on Regional and Global Cooperation“ in Neu-Delhi. Es trafen sich rund 30 Wissenschaftler und Experten aus China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Neuseeland, Schweden und den USA, um die Folgen eines sich verändernden Asiens und die damit verbundenen Perspektiven für regionale und globale Kooperationen zu diskutieren.

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In seinen einführenden Worten zu Beginn der Konferenz nannte Major General Alok Deb, stellvertretender Generaldirektor des IDSA, als Ziel der Konferenz, die aktuellen Konflikt- und Kooperationsmuster in Asien und seinen Subregionen sowie die Rolle der aufsteigenden asiatischen Mächte in der globalen Zusammenarbeit zu diskutieren. Er beschrieb Indien als einen Stabilisator und positive Kraft, die wesentlich zum wirtschaftlichen Wachstum und Sicherheit in der Region beiträgt.

In seiner sich anschließenden Willkommensrede setzte sich M J Akbar, indischer Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, mit der Frage auseinander, was die Bezeichnung „Asien“ überhaupt bedeute. So zeichne sich Asien seiner Auffassung nach vor allem dadurch aus, dass, obwohl es ein Konglomerat von Nationen mit verschiedenen Sprachen, Religionen und politischen Systemen sei, alle Staaten ein gemeinsames Ziel verfolgen würden: eine bessere Wirtschaft und ein besseres Leben für die Bevölkerung. Asien sei hier im Begriff ein Vorreiter für zukünftige Entwicklungen weltweit zu sein. Mit dem Hinweis auf China und Indien führte er weiterhin aus, dass die großen Mächte erkennen würden, dass es kontraproduktiv sei, Streitigkeiten und Unterschiede durch Konflikte zu lösen. Die Großmächte sollten sich daher stärker für einen politischen Dialog einsetzen, um ihre Interessen und ihr wirtschaftliches Wachstum zu sichern. Europa könnte hierbei als gutes Beispiel für solch eine Entwicklung gelten. Als größtes Hindernis für Wohlstand und größte Bedrohung des Friedens bezeichnete Akbar den Terrorismus.

Professor Patrick Köllner, Vizepräsident GIGA, widmete sich in seinen einführenden Worten der Entstehungsgeschichte der „Changing Asia“-Konferenzen und hob die gute Kooperation zwischen den Institutionen GIGA, IDSA und KAS hervor. Die Auseinandersetzung mit den aufsteigenden Mächten im asiatischen Raum sei außerordentlich wichtig, da diese Entwicklung nicht nur Auswirkungen auf die Region, sondern auf die ganze Welt hätten.

Auch Peter Rimmele, Leiter des indischen Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung, machte auf die Bedeutung und Aktualität des Themas der Konferenz aufmerksam. Die Entwicklungen in Asien könnten große Auswirkungen auf den Rest der Welt haben und er äußerte die Hoffnung, dass der Aufstieg Asiens zu einem „Jahrhundert des Friedens“ führen könne.

Die erste Diskussionsrunde unter dem Vorsitz von Professor Qu Bo, Chinese Foreign Affairs University (CFAU), widmete sich der Frage von Hegemonie und Multipolarität in Asien. Professor Brantly Wormack, Universität von Virginia, präsentierte in seinem Vortrag eine alternative Herangehensweise zum Modell der Multipolarität. Statt das internationale System als ein System verschiedener Pole zu begreifen, sollten diese besser als ein System von Knoten verstanden werden, um ein besseres Verständnis für die Beziehungen von Staaten zueinander zu bekommen. Dr. Nicola Nymalm, Swedish Institue of International Affairs, beschäftigte sich in der Vorstellung ihrer Forschungsarbeit mit Blick auf China und die USA mit Narrativen von Revisionismus und Status Quo in den Beziehungen zwischen großen Mächten. Professor Robert G. Patman, University of Otago, widmete sich abschließend der Frage, ob sich die USA und China auf dem Weg zum Krieg befinden würden. Er kam in seiner Analyse zu dem Ergebnis, dass eine mögliche kriegerische Auseinandersetzung zwischen den beiden Mächten unwahrscheinlich sei.

Die zweite Diskussionsrunde setzte sich wiederum mit der Thematik von Hegemonie und Multipolarität in Asien unter dem Vorsitz von C Uday Bhaskar, früherer amtierender Direktor des IDSA, auseinander. Professor John Echeverri-Gent, Universität von Virginia, machte in seinem Vortrag deutlich, dass das internationale System weniger als polarisiert verstanden werden sollte, sondern vielmehr als ein Netzwerk. Dr. Thorsten Wojczewski, Kings College London, referierte darüber, inwieweit Indiens Identität als säkularer, pluralistischer und föderalistischer Staat eine Präferenz für eine multipolare Weltordnung nach sich zieht. Dr. S Kalyanaraman, IDSA, erläuterte in der Vorstellung seines Papers die Rolle von externem Balancing in Indiens Außenpolitik gegenüber China.

Unter dem Vorsitz von Professor Patrick Köllner ging es in der dritten Diskussionsrunde um Multilateralismus und wichtige politische Initiativen in Asien. Professor Qu Bo, Dr. Nadine Godehardt, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), sowie S D Muni, IDSA, präsentierten ihre jeweiligen Darstellungen. Professor Qu Bo referierte über eine neue asiatische regionale Ordnung und Dr. Godehardt beschäftigte sich unter dem Titel „Chinas Initiative to Re-map the World“ mit der chinesischen „Belt and Road Initiative“. Professor Muni referierte über den East Asia Summit als Dreh- und Angelpunkt für einen asiatischen Sicherheitsdialog.

Am zweiten Tag wurde die vierte Sitzung der Konferenz von Shyam Saran, Center for Policy Research (CPR), geleitet. Diese setzte sich mit den wechselhaften Beziehungen von Kooperation und Wettbewerb zwischen China und Indien auseinander. Professor Xia Liping, CFAU, Ashok Kantha, Direktor des Institute of Chinese Studies, Dr. Meena Singh Roy, West Asia Centre am IDSA, nahmen an dem Panel teil. Dr. Singh Roy fokussierte sich auf Indiens Beziehungen in den Mittleren Osten und vor welchen Problemen, Herausforderungen und Kooperationsmöglichkeiten diese in Zukunft stehen. Professor Xia Liping hielt einen Vortrag über die indisch-chinesischen konsularischen Beziehungen, während sich Ashok Kantha möglichen Kooperationsfeldern von China und Indien widmete.

Professor John M Owen, Universität von Virginia, hatte den Vorsitz des fünften Panels zum Thema „Ideelle Grundlagen und innere Faktoren der Außenpolitik Chinas, Indiens und der USA“ inne. Professor Joachim Betz, GIGA, ging in seinem Vortrag auf die Debatte um Fairness und Gerechtigkeit bei internationalen Verhandlungen, speziell bei den UN-Klimakonferenzen, ein. Danach erläuterte Dr. Wu Lin, CFAU, den Ansatz präventiver Diplomatie und ging auf die Anwendung dieser bei ASEAN ein. Ashok K Behuria, South Asia Centre am IDSA, legte den Fokus auf die Indiens Nachbarschaftspolitik.

Die sechste und letzte Diskussionsrunde wurde durch Professor Brantly Womack geleitet und beschäftigte sich ebenfalls mit den ideellen Grundlagen und inneren Faktoren der Außenpolitik Chinas, Indiens und der USA. Welche Rolle Identität bei Außenpolitik spielt wurde von Medha, GIGA, ausgeführt. Den zweiten Beitrag lieferte Smruti S Pattanaik, IDSA. Sie führte aus, inwieweit der indisch-bangladeschische Grenzvertrag von 2015 als künftiges Modell für die Klärung von Grenzstreitigkeiten dienen könnte. Sandra Destradi, GIGA, Dr. Johannes Plagemann, GIGA, und Dr. Chanchal Kumar Sharma, Central University of Haryana, stellten in ihrem Vortrag die gemeinsame Forschungsarbeit vor, in welcher sie sich dem außenpolitischen Engagement indischer Bundesstaaten widmeten.

Am dritten und letzten Tag der „Changing Asia 2017“-Konferenz fand eine Round-Table-Diskussion im India Habitat Centre zum Thema „Was bedeutet der Aufstieg von China und Indien für die regionale und globale Governance?“ statt. Professor Köllner wies in seinen einleitenden Worten auf die steigende Bedeutung von China und Indien sowie den damit einhergehenden zu erwartenden Veränderungen für die internationale Ordnung hin. Im Anschluss diskutierten unter dem Vorsitz von Dr. Arvind Gupta, früherer stellvertretender nationaler Sicherheitsberater, Major General Alok Deb, Professor Sandra Destradi, Professor John Owen und Professor Qu Bo das Thema. Das Ziel der Round-Table-Diskussion war es aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Konferenz konkrete Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten.

Alle Vorträge sind abrufbar als Video auf dem YouTube-Kanal der IDSA.

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