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Veranstaltungsberichte

The Gateway of India Geoeconomic Dialogue

von Philipp Huchel, Pankaj Madan

Konferenz zu geopolitischen und geoökonomischen Herausforderungen

Gateway House: Indian Council on Global Relations und das Außenministerium Indiens veranstalteten mit der Unterstützung des Auslandsbüros Indien der Konrad-Adenauer-Stiftung den dritten “The Gateway of India Geoeconomic Dialogue” am 12. und 13. März 2018 in Mumbai. Dieser Dialog ist Indiens bedeutendste Konferenz zu geoökonomischen Themen mit dem Ziel, Synergien zwischen Wirtschaft und Außenpolitik zu erzeugen.

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Urve Palo, Ministerin für Unternehmertum und Informationstechnologie in Estland, widmete sich in ihrer Rede zu Beginn der Konferenz der Frage, wie eine globale digitale Wirtschaft gestaltet werden kann. Sie sprach über Estlands digitale Revolution mit seinen knapp 1,3 Millionen Einwohnern, in der jeder Bereich des Lebens mittlerweile digitalisiert sei. Sie betonte, dass digitale Lösungen das wirtschaftliche Wachstum beflügeln und das Leben der Menschen erleichtern können, so wie es bereits in Estland der Fall sei. Digitalisierung bezeichnete sie als Motor für Estlands Entwicklung. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor sei die Digitalisierung weit vorangeschritten. Die Regierung ist dabei an der Spitze dieser Entwicklung vorangegangen und hat fast alle öffentlichen Dienstleistungen digital verfügbar gemacht. Aufgrund dieser hohen Durchdringung des gesamten Lebens sei das Thema Cyber-Security von zentraler Bedeutung für Estland.

Suresh Prabhu, indischer Minister für Handel und Industrie, hob in seinem Grußwort zur Konferenz hervor, dass Indien die am schnellsten wachsende Wirtschaft in der Welt sei und in den kommenden Jahren beim Bruttoinlandsprodukt die Fünf-Billionen-Dollar-Grenze überschreiten wird. Er sagte, der verarbeitende Sektor würde hierzu eine Billion Dollar beitragen, der Dienstleistungssektor drei Billionen Dollar und der Rest käme aus dem Landwirtschaftssektor.

General Dr. V. K. Singh, Staatsminister im Außenministerium Indiens, betonte in seiner Rede, dass Wachstum in Entwicklung vor Ort übersetzt werden muss. Außerdem erklärte er im Hinblick auf die protektionistischen Tendenzen weltweit, dass Indien eine Politik verfolgen sollte, die der Wirtschaft hilft, den Auswirkungen dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Im Hinblick auf Indien als Investitionsstandort sagte er, dass es ein immer beliebteres Ziel für ausländische Investoren werde. Bezüglich der 2017 eingeführten Goods and Services Tax (GST) erklärte er, dass diese ähnlich wie jede solch umfangreiche Reform am Anfang nicht fehlerfrei funktioniere, diese derzeit auf einem guten Weg sei. Der Minister sagte außerdem im Hinblick auf Indiens internationale Aktivitäten, dass der Hafen von Chabahar im Iran in Betrieb genommen wurde und damit die Anbindung an Afghanistan erleichtern und sicherstellen würde. Dadurch könnten beide Seiten besser zusammenarbeiten, vor allem im Bereich des Handels.

In der ersten Diskussionsrunde sprachen Shyam Saran, ehemaliger Foreign Secretary Indiens, und Richard Haas, Präsident des Council on Foreign Relations, über die Beziehung der USA und Indiens in einem sich verändernden Asien. Haas erklärte, dass derzeit ein besonders herausfordernder Moment in den internationalen Beziehungen sei, da die Machtkapazitäten auf mehr Akteure verteilt sind als je zuvor. Die nach dem zweiten Weltkrieg geschaffenen Institutionen seien dementsprechend nicht mehr adäquat. Die USA bräuchten in den Beziehungen zu Indien eine breitere Agenda, in der alle globalen Themen miteinbezogen und ein gemeinsamer Ansatz entwickelt werden sollte.

Die zweite Podiumsdiskussion widmete sich dem Thema Finanzmarkt-Kapitalismus und der Frage nach der Gestaltung der globalen Finanzmarktarchitektur unter der Moderation von K. N. Vaidyanathan, Senior Fellow bei Gateway House. Zeti Akhtar Aziz, ehemalige Gouverneurin der malaysischen Zentralbank, David Rasquinha, Managing Director der Export-Import Bank of India, Eric Ben-Artzi, Partner der israelischen Consultingfirma J&B Consulting, Claude Lopez, Direktorin des US-amerikanischen Milken Institutes, und Kiran Shetty, CEO von SWIFT India, debattierten darüber, wie zukünftig Krisen am Finanzmarkt verhindert werden können und neue Innovationen im Bereich Finanzen wieder stärker an die Realwirtschaft gekoppelt werden können.

In seiner Rede sprach Rajiv Kumar, Vizevorsitzender von NITI Aayog, mit Blick auf Indiens Zukunft davon, dass Indien derzeit an der Schwelle zu einem inklusiven und nachhaltigen Wachstum steht. Es sei außerdem an der Zeit, über ausschließlich private Lösungen für öffentliche Herausforderungen hinauszugehen, denn die Bereitstellung von Regierungsdienstleistungen würde künftig effizienter, transparenter und ständig verbessert werden.

In der dritten Diskussionsrunde wurde unter der Moderation von Andrew Crosby, Managing Director des International Centre for Trade and Sustainable Development (ITCSD), über die Zukunft des Handels von Dienstleistungen debattiert. J. S. Deepak, Repräsentant Indiens bei der Welthandelsorganisation (WTO), Juma Al Kait, Stellvertretender Untersekretär für Außenhandel im Ministerium für Wirtschaft von Abu Dhabi, Hector Torres, Senior Fellow am Centre for International Governance Innovation, Pascal Kerneis, Managing Director am European Services Forum in Belgien, und Patrick Low, Fellow am Asia Global Institute in Hong Kong, sprachen darüber, welche nationalen und globalen Regulierungspolitiken notwendig sind, um den Handel mit Dienstleistungen florieren zu lassen.

Die vierte Podiumsdiskussion widmete sich dem Umgang mit China. Indira P. Ravindran, Fellow bei Gateway House, moderierte die Debatte von Toshinori Doi, Präsident des Policy Research Institutes in Japan, Prakash Menon, Präsident des von Global Retail Business, NIIT Ltd. aus Shanghai, und Claude Smadja, Präsident von Smadja & Smadja Strategic Advisory aus der Schweiz. Sie diskutierten, wie mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und dessen geoökonomischem Werkzeugkasten, welcher Staatskonzerne, multilaterale Institutionen sowie Think Tanks umfasst, umgegangen werden kann.

Akshay Mathur, Fellow bei Gateway House, moderierte die Diskussion zum Thema G20. Pedro Villagra Delgado, Argentiniens G20 Sherpa und ehemaliger stellv. Außenminister, Prof. Dr. Heribert Dieter, Senior Fellow der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, Claude Smadja, Guven Sak, Managing Director der Economic Policy Research Foundation of Turkey (TEPAV), Danny Alexander, Vizepräsident der Asian Infrastructure Investment Bank, sowie Amar Bhattacharya, Senior Fellow, der Brookings Institution, diskutierten über die Frage, wie sich die G20 künftig thematisch aufstellen soll und ob sie die ursprüngliche Aufgabe, die Welt vor ökonomischen Krisen zu bewahren erfüllt.

Die sechste Diskussionsrunde wurde durch Susan Ritchie, Vizepräsidentin für Technologie, Medien und Telekommunikation des US-India Strategic Partnership Forum (USISPF) zum Thema Technologie und rechtliche Rahmenbedingungen moderiert. In der Debatte zwischen Marina Kaljurand, Vorsitzender der Global Commission on Stability of Cyberspace in Brüssel, TV Mohandas Pai, Vorsitzender der Manipal Global Education in Bangalore, Deborah Housen-Couriel, Fellow beim Interdisciplinary Cyber Research Center der Tel Aviv University und Julian Leuthold, Gründer und CEO der GetGlobal in Los Angeles, ging es um die Frage, welche rechtlichen Vorgaben für neue Technologien, wie künstliche Intelligenz, Drohnen und virtuelle Realität, notwendig sind und wie diese durchgesetzt werden können.

Die letzte Debatte der Konferenz widmete sich dem Thema Blue Economy unter der Moderation von Rajiv Bhatia, Distinguished Fellow bei Gateway House. Angesichts der Tatsache, dass das Prinzip der offenen See teilweise in Konflikt mit den strategischen und sicherheitspolitischen Prioritäten einiger Länder steht, stand die Frage im Vordergrund, wie Unternehmen und politische Entscheidungsträger auf diese Herausforderung für die Blue Economy reagieren. Cyrus Rustomjee, Senior Fellow beim Centre for International Governance Innovation in Kanada, EN Venkat, Partner beim Aavishkaar Frontier Fund in Mumbai, und Reggie Ramos, früherer Untersekretär in der Abteilung für Transportwesen auf den Philippinen, widmeten sich dabei u.a. der Frage, was Blue Economy gerade für Entwicklungsländer interessant macht.

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