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Vierter TERI-KAS Ressourcen-Dialog

von Philipp Huchel

Meeresressourcen – Nachhaltige Entwicklung durch Geopolitik und Handel

Der vierte TERI-KAS Ressourcen-Dialog fand vom 28. Februar bis 2. März 2018 in Zusammenarbeit mit der Madras Management Association (MMA) in Chennai statt. Das Thema waren Meeresressourcen, insbesondere aus der Perspektive nachhaltiger Entwicklung, und der Sustainable Development Goals (SDGs). Der Dialog brachte eine vielfältige Expertengruppe zusammen, aus Arbeitsgebieten wie Energie sowie Entwicklungsökonomie, von Wissenschaftlern bis zu Sicherheitsanalysten, von Rechtsexperten bis zu Praktikern, von intergouvernementalen Organisationen bis zu lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen.

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Peter Rimmele, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Indien, betonte die Bedeutung des Indischen Ozeans für Deutschland trotz dessen geographischer Entfernung. Von seinem anerkannten Stellenwert für Wirtschaft und Handel abgesehen, hat der Indische Ozean besonders durch die Gewinnung von Ressourcen durch Tiefseebergbau an Bedeutung gewonnen. Er hob ebenfalls die Notwendigkeit hervor, die Ressourcen möglichst umweltfreundlich zu nutzen. Nitya Nanda, Associate Director von TERI, stellte in seinen Ausführungen den konzeptionellen Rahmen der Konferenz dar, indem er die Diskussion mit dem SDG 14 (Sustainable Development Goal 14 der UN) verband, welches die nachhaltige Entwicklung von Meeresressourcen genauer beschreibt. Botschafterin Meera Shankar, ehemalige indische Botschafterin Indiens in den Vereinigten Staaten, C Siva Kumar, MMA, und Dr. M. A. Atmanand, Direktor des National Institute of Ocean Technology, hoben neben weiteren Problemen die Umweltverschmutzung besonders hervor. Während der Einfluss des Klimawandels auf die Umweltverschmutzung anerkannt sei, würde man sich vor allem auf Verschmutzung zu Land und nicht die Meeresverschmutzung und dessen Auswirkungen auf den Niederschlag konzentrieren.

In der ersten Sitzung unter der Moderation von N. Sathya Moorthy, leitender Wissenschaftler und Direktor der Chennai Abteilung der Observer Research Foundation, analysierten die Diskussionsteilnehmer die Bedeutung von Meeresressourcen für Indien und die Welt. Prof. Pranab Mukhopadhaya, Goa University, konzentrierte sich auf die Leistungen des maritimen Ökosystems aus dem Blickwinkel der ökologischen Ökonomie. Er verwies auf einen Mangel an Wissen und Bewertung hinsichtlich des Werts von Meeresressourcen. Tuhin Ghosh, Dozent der Jadavpur University, stellte seine Gedanken zur Mensch-Delta-Interaktion vor. Er betonte, dass das Narrativ von Meer und Meeresressourcen vollkommen vernachlässigt würde, da der Schwerpunkt vielmehr bei Oberflächenwasser und Flusssystemen liege. Kunal Chakraborty, Wissenschaftler des Indian National Centre for Ocean Information Services, gab einen Überblick über unterschiedliche maritime Ressourcen und ihre Klassifizierung. Anschließend umriss Fraddry D. Souza, TERI, die Herausforderungen der Nachhaltigkeit von Meeresressourcen.

Die zweite Sitzung wurde von Ajay Shankar, ehem. Sekretär des Amtes für Industriepolitik und –förderung, moderiert. Die Teilnehmer diskutierten über das Wechselspiel zwischen Wirtschaft und nachhaltiger Entwicklung mit Bezug auf maritime Ressourcen. SK Mohanty bezeichnete die „Blue Economy“ als Triebfeder des neuen Wirtschaftswachstums. Er hob die Herausforderungen bei der Einschätzung ihres Wertes hervor und wie sie sich als umfassender Wirtschaftsansatz in vielen Entwicklungsländern herausbildet. Er sprach sich für eine einheitliche Ozeanpolitik auf nationaler Ebene in Indien aus. Sebastian Mathew, geschäftsführender Direktor des International Collective in Support of Fishworkers (ICSF), sagte, dass Indien die Führung am Indischen Ozean übernehmen solle, um die Lebensgrundlage küstennaher Gemeinschaften zu schützen und die maritimen und an Küsten liegenden Ökosysteme auf Basis der Prinzipien guten Regierens zu erhalten. P K Ghosh, indischer Vertreter der CSAP International Study Groups on Maritime Issues, fasste zusammen, dass der Schlüssel zu jeglicher Nachhaltigkeit nur in der Zusammenarbeit auf allen Ebenen liegen könne. Weiterhin argumentierte er, dass globale Regime, Institutionen und rechtliche Rahmenbedingungen Raum für eine bessere Regelung der weltweiten Meere ermöglichen würden.

Geeta Madhavan, Präsidentin des International Law and Strategic Analysis Institute, moderierte die dritte Sitzung zu internationalem Recht und internationalen Institutionen zur Kontrolle der Ozeane. Während Yugrai Singh Yadava, Direktor des Bay of Bengal Programme, auf die Tragödie der Allmendegüter und die dürftige Leistung der Nationalstaaten in weltweiten Institutionen verwies, wies Abhay K. Singh, Forschungsbeauftragter am Institute for Defense Studies and Analyses, auf eine Verschiebung der Narrative bezüglich der Meeresressourcen hin. Nitya Nanda stellte allgemein anerkannte Auffassungen in Frage, indem er in seiner Präsentation betonte, dass das Setzen von Standards heutzutage ein internationales Geschäft sei, welches Staaten nutzen, um ihr Bruttoinlandsprodukt zu steigern.

Die vierte Sitzung beschäftigte sich mit der maritimen Strategie Indiens, besonderes Augenmerk richtete sich dabei auf die Außen – und Sicherheitspolitik. Unter der Moderation von C. Uday Bhaskar, Direktor der Society for Policy Studies, erklärte Deepak Shetty, ehem. Generaldirektor für Schifffahrt & Sekretär der indischen Zentralregierung, die Schritte, welche Indien unternimmt, um den unterschiedlichen Regulierungen im maritimen Bereich gerecht zu werden und deren Einhaltung weiter zu sichern. Daraufhin erweiterte Swari Ganeshan die Debatte zu den SDG insbesondere mit Bezug auf deren integrierende Natur. Krishnendra Meena, Dozent an der Jawaharlal Nehru University, kritisierte die Indian Maritime Doctrine und das an Einfluss gewinnende Konzept des Indo-Pazifiks. Er betonte, es sei ein geopolitisches Konstrukt und keine zusammenhängende geographische Region. Prof. Sanjay Chaturvedi, Panjab University, erörterte, der Indo-Pazifik sei eine der strategischen und geographischen Regionen in welche Indien investieren solle. Im Verlauf der anschließenden Diskussionen wurde klar, dass China eine umfassende und kohärente Politik hinsichtlich dieser vielfältigen, miteinander verbundenen Themen verfolgt, während Indien in diesem Bereich weiterhin zurückliege.

Die fünfte Sitzung unter Moderation von A.C. Anil, führendem Wissenschaftler und Professor des National Institute of Oceanography (NIO), versuchte die Zukunft maritimer Ressourcen zu untersuchen. Während Ravishankar C.N., Direktor des Central Institute of Fisheries Technologies, sich auf technologischen Fortschritt und die Forschung konzentrierte, die zu einer Reduktion von Beifang führen soll und Vorschläge machte, um verschwenderischen Fischfang ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, führte S.A. Sannasiraj, Professor am Indian Institute of Technology, seine Überlegungen zur Zukunft alternativer Energiequellen, insbesondere des Potenzials von sowohl Gezeiten – als auch Wellenenergie in Indien aus. Uma Shankar Panda, Wissenschaftler des Integrated Coastal and Marine Area Management Project Directorate, hielt eine Präsentation zur Beziehung zwischen dem SDG 14 und dem Leben unter Wasser, seine unterschiedlichen Neben-Zielsetzungen und deren jeweilige Indikatoren. Prof. Prasad Kumar Bhaskaran, Indian Institute of Technology Kharagpur, erklärte den Teilnehmern in seiner Präsentation die Wirkung des Klimawandels auf Wind, Wellen und tropische Wirbelstürme.

Zum Abschluss des vierten TERI-KAS Ressourcen-Dialogs betonte Ajay Shankar die Notwendigkeit eines rechtlich bindenden Rahmens für den Umgang mit Meeresressourcen und dem System der Ozeane. Er verwies ebenfalls auf weitere Felder, in denen es zusätzlicher Arbeit bedarf: erstens im Schutz der Küstengebiete, zweitens das Wirtschaftswachstum und drittens die Interessenvertretung der Zivilgesellschaft und der örtlichen Interessenvertretung.

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