Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Wirtschaftswachstum in Italien: Welche Rolle spielen Startups und Innovation?

von Patricia Liberatore

Das neunte Treffen der Deutsch-Italienichen Jungen Gruppe

Wie können Startups und Innovation zur Ankurbelung der italienischen Wirtschaftbeitragen? Und welchen Rahmen stellen Politik und Wirtschaft? Mit diesemThema befasste sich die „Deutsch-Italienische Junge Gruppe“ vom 2.-4. März 2016 in Rom.

Asset-Herausgeber

Wie können Startups und Innovation zur Ankurbelung der italienischen Wirtschaft beitragen? Und welchen Rahmen stellen Politik und Wirtschaft? Mit diesem Thema befasste sich die „Deutsch-Italienische Junge Gruppe“ vom 2.-4. März 2016 in Rom.

Die Frage, inwiefern Startups zu Wirtschaftswachstum und Innovation bei-tragen können, ist hierzulande gerade vor dem Hintergrund der lange Zeit stagnierenden Wirtschaft von Interesse. Nach sieben Jahren sei nun erstmals wieder ein Anzeichen von Aufschwung spürbar, so Prof. Paolo Garonna, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der LUISS Universität und Generalsekretär der Italian Banking, Insurance and Finance Federation (FEBAF).

Welche Rolle dabei Innovation und die Gründung von Startups spielen und welches die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sind, hat die „Deutsch-Italienische Junge Gruppe“ während des zwei-tägigen Seminars aus erster Hand erfahren.

Die Gruppe, die weitgehend aus jungen deutschen und italienischen Berufstätigen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kommt, führte intensive Gespräche mit Repräsentanten der italienischen Politik und Wirtschaft. Abschließend besuchte die Gruppe den in Rom ansässigen größten privat finanzierten Startup-Accelerator, LUISS Enlabs und nutzte in diesem Rahmen die Gelegenheit, sich direkt mit zwei jungen innovativen Startups auszutauschen.

Startup Kultur in Italien

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist die italienische Startup-Landschaft noch sehr jung und hat sich erst letzten fünf bis zehn entwickelt. Erst im Jahr 2012 wurde ein erstes Gesetz für Startup-Gründungen eingeführt, das vor allem steuerliche Vorteile vorsieht. Zwar seien die Barrieren für die Gründung neuer Startups in Italien niedriger als noch vor einigen Jahren, dennoch müsse noch mehr getan werden so Peter Kruger, Startupbootcamp Itay, Eine Eigenschaft, die italienische Startups beschreibe, seien außerordentlich talentierte Menschen denen jedoch das Verständnis für die Marktentwicklung fehle, so Kruger weiter. Als Geschäftsführer des Startupbootcamps Italy unterstützt er bei den Jungunternehmern neben hard skills, d.h. der technologischen Produktentwicklung, vor allem die notwendigen soft skills, wozu Produktmarketing- und Managementfähigkeiten sowie Team-Building zählen.

Wirtschaftswachstum durch Startups?

Die italienische Politik versucht bereits seit einigen Jahren, den Start für Neugründungen und Innovation zu erleichtern. Dennoch so Raffaello Vignali, Abgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Produktion, Handel und Tourismus der Italienischen Abgeordnetenkammer könne dies nur dann funktionieren, wenn alle Faktoren zusammenwirken. Dabei gehe es ebenso um einen kulturellen Aspekt. Verbesserungsbedarf sieht Vignali insbesondere bei der Finanzierung und bei der Regulierung. Investitionen in Startups werden seitens der Italiener noch immer als hoch riskant empfunden. Auch Banken scheuen sich in der Regel vor solchen Investitionen. Zum Vergleich: Während in den USA im Jahr 2015 jährlich 20 Milliarden Dollar Venture Capital in Startups investiert wurden, so seien dies in Italien nur knapp 100 Millionen gewesen, so Vignali. Auch im europäischen Vergleich liege Italien mit Investitionen hinter Deutschland, Frankreich und Großbritannien, so Vignali weiter. Die Referenten waren sich darüber einig, dass auch kulturelle Aspekte wie Schulbildung, Erziehung sowie die Mentalität der Unternehmerkultur eine große Rolle spielen. Denn, so Prof. Garonna, um eine Risikokultur zu etablieren benötige es in erster Linie einer Kultur, die auch Fehlschläge/Misserfolge akzeptiere. Emilio Meschini, Mitglied der Gruppe Junger Unternehmer („Gruppo Giovani Imprenditori“) der Unindustria, dem zu Confindustria gehörenden Arbeitgeber-Verband der Region Latium, nannte die Notwendigkeit der Schaffung eines sogenannten funktionierenden „Ökosystems“ für die Gründung von Startups. Dazu zähle insbesondere die Bereitstellung und die Bündelung von Infrastrukturen, Dienstleistungen sowie der Zugang zu Finanzierungs-Fonds in der Region, so Meschini weiter. Geht es um die Schaffung neuer Jobs, so spielen Startups in Italien bereits eine bedeutende Rolle: Trotz der bürokratischen Hürden sei das Level der neuen in den Markt tretenden Unternehmer in Italien hoch, so Vignali, und die italienische Wirtschaft sei zu vergleichen mit einem Tier ohne Flügel, das trotzdem fliege.

Startup-Factory Exzellenz in Rom

Auf der letzten Etage des römischen Bahnhofs Termini wurde die Gruppe im LUISS Enlabs von Marcello Giordani, Investment Analyst und Roberto Magnifico, Financial Markets Expert der LVenture Group/LUISS Enlabs empfangen. Das Unternehmen zählt insgesamt ca. 400 Mitarbeiter, die ausgewählte Startups zweimal pro Jahr, mittels eines ambitionierten 5-monatigen-Accelerator-Programms auf die internationale Markteinführung vor-bereiten. Derzeit umfasst das Portfolio insgesamt 33 Startups. Während des Programms werden die Startups bei allen Schritten ihres Markteintritts unterstützt.

Dies beginnt bei der Finanzierung und geht bis hin zu Angeboten verschiedener Kurse über Management, Marketing sowie dem Service umfangreicher Beratungsleistungen rund um das Business. Die Startup-Factory besteht mittlerweile seit 2010 – in diesem Jahr steht - aufgrund des exponentiellen Wachstums - eine Verdoppelung der Räumlichkeiten an. Auf die Frage, warum das Unternehmen ausgerechnet in Rom eröffnet worden sei, weist Magnifico auf das Überangebot an ausgesprochen talentierten und kreativen jungen italienischen Studenten hin. Es müssten nur die nötigen Infrastrukturen geschaffen werden – an Ideen und technischer Fertigkeiten fehle es den Italienern nicht, so Magnifico weiter.

Im Jahr 2015 wurden 12 der insgesamt 100 besten italienischen Startups durch LUISS Enlabs gefördert. Das LUISS Enlabs zählt auch im internationalen Vergleich zu den renommiertesten Startup-Accelerators. So findet sich im Portfolio der 33 Startups, die das Programm durchlaufen, derzeit ein junges deutsches Unternehmen – „Brain drain“ einmal umgekehrt.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber