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Veranstaltungsberichte

Internationale Konferenz „Multikulturelle Identitäten – Eine Erinnerung in Bewegung“

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Marokko–Mauretanien, das Zentrum für Studien und Forschungen über das hebräische Recht in Marokko sowie das Maison Maroc pour la Paix et la Tolérance organisierten am 12. und 13. September 2025 in Essaouira eine internationale Konferenz mit dem Titel „Multikulturelle Identitäten – Eine Erinnerung in Bewegung“. Die Veranstaltung diente zugleich als Rahmen für die offizielle Einweihung des Afro-Atlantischen Observatoriums.

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Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Prozesse der Identitätsbildung in globalen Kontexten. Es wurde hervorgehoben, dass die Globalisierung die Komplexität menschlicher Identitäten ins Zentrum der zeitgenössischen wissenschaftlichen Reflexion rückt. Die Beiträge beleuchteten die kulturellen, politischen und sozialen Dimensionen von Zugehörigkeit und Vielfalt. Besonderes Augenmerk galt dem marokkanischen Kontext, der als historischer Schnittpunkt von Kulturen und Religionen gilt und eine Schlüsselrolle in der Debatte über multikulturelle Identitäten spielt. Marokko wurde als privilegierter Raum für Dialog und Koexistenz präsentiert. Die Konferenz betonte die Bedeutung marokkanischer Initiativen zur Förderung von Toleranz, interkulturellem Austausch und friedlichem Zusammenleben.

Die Eröffnungssitzung am 12. September 2025 wurde von Abdellah Ouzitane, Präsident und Gründer des Zentrums für Studien und Forschungen über das hebräische Recht in Marokko, sowie von Farid El Bacha, Gründer des Maison Maroc pour la Paix et la Tolérance, geleitet. In ihren Begrüßungsreden erinnerten sie daran, dass Identität stets im Dialog mit Geschichte, Erinnerung und sozialem Wandel entsteht. Tarik Otmani, Bürgermeister von Essaouira, und Mustapha El Bakkouri, Bürgermeister von Tétouan, betonten die Rolle der marokkanischen Städte als lebendige Räume des interkulturellen Dialogs.

Steven Höfner, Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung Marokko–Mauretanien, bekräftigte das Engagement der Stiftung, intellektuelle und kulturelle Räume in Marokko zu unterstützen, in denen Dialog, Reflexion und gegenseitiges Verständnis gedeihen können. Er hob hervor, dass Vielfalt als gesellschaftliche Chance verstanden werden müsse.

In einer virtuellen Ansprache würdigte André Azoulay, Berater Seiner Majestät des Königs und Präsident-Förderer der Vereinigung Essaouira-Mogador, Essaouira als einen einzigartigen Ort, an dem kulturelles Zusammenleben nicht nur historisch verwurzelt, sondern auch heute aktiv gelebt wird. Er erinnerte daran, dass Essaouira über Jahrhunderte ein Raum war, in dem jüdische, muslimische, christliche und amazighische Gemeinschaften friedlich koexistierten und gemeinsam zum kulturellen Aufschwung der Stadt beitrugen. Er nannte Bayt Al Dakira als konkreten Ausdruck dieser Philosophie – ein Ort, der jüdisches Gedächtnis, muslimische Spiritualität und marokkanische Staatsbürgerschaft verbindet.

Die Konferenz beleuchtete auch die Rolle der marokkanischen Diaspora als kontinuierliches Identitätsband, das kulturelle Bindungen aufrechterhält und zugleich als strategisches Instrument einer komplexen geokulturellen Diplomatie dient. Der Zusammenhang zwischen Identität und territorialer Gerechtigkeit wurde als zentrale soziologische Achse hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf regionale Entwicklungsfragen.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorführung des Dokumentarfilms „Die Schulkinder des Friedens“. Im Rahmen der Vereinigung Essaouira-Mogador nahmen junge Menschen aus Essaouira und der Region als Friedensbotschafter an diesem Bildungsforum teil. Ihre Zeugnisse spiegelten eine tiefe Verbundenheit mit dem Geist Essaouiras wider. Im Anschluss an die Vorführung sprachen die jungen Teilnehmer unter dem Motto „Wort an die Schulkinder des Friedens“ über ihre persönlichen Erfahrungen und ihre Visionen für eine friedliche Zukunft.

Der zweite Konferenztag, der 13. September 2025, begann mit einem feierlichen Empfang der Teilnehmer im Bayt Al Dakira. Abdellah Ouzitane und Farid El Bacha eröffneten den Tag mit einer programmatischen Einführung.

Ein zentrales Ereignis war die offizielle Einweihung des Afro-Atlantischen Observatoriums, das als strategische Plattform für Forschung und Dialog konzipiert wurde. Ziel dieses Zentrums ist es, die geopolitischen, kulturellen und sozialen Herausforderungen des afro-atlantischen Raums zu analysieren und eine inklusive Vision Afrikas zu fördern, die auf Zusammenarbeit, Wissensaustausch und regionale Stabilität setzt.

Im Anschluss wurde eine Partnerschaftsvereinbarung zwischen der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Zentrum für Studien und Forschungen über das hebräische Recht in Marokko unterzeichnet. Diese Partnerschaft zielt darauf ab, gemeinsame Forschungsprojekte, Konferenzen und Bildungsformate zu entwickeln, um den interkulturellen Dialog und die Friedensbemühungen im afro-atlantischen Raum zu stärken.

Abschließend gaben Expertinnen und Experten Einblicke in aktuelle Entwicklungen. Die von Seiner Majestät König Mohammed VI. initiierte Atlantische Königliche Initiative wurde als strategische Wende für die geopolitische Ausrichtung Afrikas vorgestellt. Außerdem wurde das innovative Projekt der Kulturuniversität Essaouira–Tétouan präsentiert. Diese interdisziplinäre Universität wird die kulturelle Vielfalt Marokkos in den Mittelpunkt ihrer Mission stellen, indem sie akademische Forschung, künstlerischen Ausdruck und bürgerschaftliches Engagement verbindet.

Zum Abschluss der Veranstaltung betonten die Hauptredner, dass Frieden nicht allein durch politische Maßnahmen erreicht werden könne, sondern das aktive Engagement kultureller und intellektueller Räume erfordere. Steven Höfner lobte die Tiefe der Diskussionen und hob Essaouiras Rolle als lebendiges Symbol für Toleranz und kulturelle Vielfalt hervor.

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Steven Höfner
Leiter Auslandsbüro Marokko
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Aziz El Aidi

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