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Praktikumsbericht Jonas Blüdorn

Ein halbes Jahr voller neuer Erfahrungen und Abenteuern in der Mongolei

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Die Mongolei ist das am dünnsten besiedelte Land der Erde. Auf einen Quadratkilometer kommen im Durchschnitt nur etwa zwei Menschen. Das könnte vielleicht einsam werden.

Hallo, ich bin Jonas, 22 Jahre alt und studiere an der Universität Potsdam Politik, Verwaltung und Organisation. Im Rückblick weiß ich nicht, warum ich mich für die Mongolei entschieden habe. Ulaanbaatar ist die kälteste Hauptstadt der Welt mit bis zu -45 °C. Eine solche Kälte habe ich bisher noch nie erlebt. Ich spreche kein Wort mongolisch und Youtube-Videos zeigen mir, dass ich diese Sprache auch nie beherrschen werde. Warum sollte es mich an diesen Ort verschlagen?

Als ich die Zusage für ein sechsmonatiges Praktikum in Ulaanbaatar erhielt, war ich euphorisiert. Leider verfiel diese Euphorie ziemlich schnell, denn jeder dem ich von meiner baldigen Arbeitsstelle erzählte, sagte nur: „Mongolei, das wird aber kalt! Hättest du dir nicht etwas wärmeres aussuchen können?“

Ich wurde nicht verunsichert, aber ich war enttäuscht, dass sich wohl niemand für die Mongolei interessiert. Dabei ist „interessant“ noch das schwächste Attribut, um die Mongolei zu beschreiben.

Meine Ankunft in der mongolischen Arbeitswelt

Bereits als ich mit dem Flugzeug über die Mongolei flog, war ich von der Landschaft und der Weite des Landes begeistert. Bis zur Landung genoss ich den Blick auf die riesigen Hügel und freute mich, hier für ein halbes Jahr leben zu dürfen. Vom Flughafen in Ulaanbaatar wurde ich vom Leiter des Büros und unserem Fahrer Baga abgeholt. Wir fuhren direkt ins Büro und so konnte ich die zwei Programmmanager Zaya und Dulguun sowie die Buchhalter Zolo und Hishgee kennenlernen. Das Büro ist jung und dynamisch, was für ein sehr angenehmes Arbeitsklima sorgt. Die Türen der Büros stehen jedem offen, so dass jeder Probleme und Anregungen direkt ansprechen kann. Von Beginn an wurde ich in den Alltag der Stiftung mit eingebunden. Die Aufgaben waren spannend und anspruchsvoll, sodass ich in jedem Fall etwas für mich mitnehmen konnte. Es war für mich möglich meine eigenen Projekte in die Wege zu leiten und ich wurde dabei stets bestmöglich unterstützt. Bei Veranstaltungen in anderen Provinzen, wurde mir die Gelegenheit geboten, Ulaanbaatar zu verlassen. Dies sollte man auch unbedingt nutzen, um andere Teile der Mongolei kennenzulernen.

Fuß fassen in Ulaanbaatar

Ich hatte das Glück mit meinem Mitpraktikanten Florian in die Zeit in der Mongolei zu starten. Wir hatten uns bereits in Deutschland getroffen und kennengelernt. Zusammen suchten wir uns eine Wohnung in Ulaanbaatar und wohnten von Beginn an bis zu Florians Abreise zusammen. Die Wohnungssuche gestaltet sich um einiges leichter von der Mongolei aus, daher würde ich künftigen Praktikanten empfehlen, zuerst ein Apartment bei Airbnb oder ein Zimmer im Hostel anzumieten und dann vor Ort die Suche über andere Portale zu starten. Als Praktikanten-Team waren die ersten Tage um einiges leichter, da ich zugegebenermaßen einen kleinen Kulturschock erlitt. Denn Ulaanbaatar spiegelt leider einen absoluten Gegensatz zur Natur auf dem Land wieder. Der Stadtkern ist eine Betonwüste, der von einem großen Jurtenviertel umarmt wird. Im Winter liegt eine große Smogglocke über der Stadt. Manchmal ist es kaum möglich 100 Meter weit zu sehen. Zudem herrscht auf den Straßen von Ulaanbaatar ein wirkliches Durcheinander. Staus, Unfälle und ein durchgehendes Hupkonzert haben mich anfänglich wirklich auf die Probe gestellt. Jedoch konnten wir uns relativ schnell sortieren und uns in diesem kleinen Chaos zurecht finden. Auch was das Essen betrifft, muss man sich hier in der Mongolei umstellen. Mittags geht das Büro meistens zusammen essen, aber am Abend ist man auf sich allein gestellt. Bis wir gelernt hatten mit den raren Zutaten in der Mongolei zu kochen, gab es meistens Kohlsuppe. Denn die Zutaten sind in jedem Supermarkt erhältlich und das auch noch zu einem studentenfreundlichen Preis.

Um dem Trubel der Stadt zu entfliehen sind wir am Anfang jedes Wochenende aus der Stadt heraus gefahren. Auch in die Gobi Wüste haben wir es geschafft. Gemeinsam mit einer Reisegruppe fuhren Florian und ich in die größte Wüste Asiens. Eine unglaubliche Reise, durch die ich auch die Nomaden auf dem Land kennenlernte. Es sind sehr liebe und gastfreundliche Menschen. Sogar eine Ziege wurde extra für uns geschlachtet. Ich denke, dass diese Reise das Highlight meines Mongolei Aufenthalts war und ich kann nur wirklich jedem empfehlen, der in die Mongolei reist, auch die Gobi zu besuchen.

Alltag in der Mongolei

In der Mongolei gibt es viele, die ebenfalls nicht in der Mongolei heimisch sind. Eine sehr nette Gemeinschaft, die über die Jahre immer größer wird. Mir ist es wirklich nicht schwer gemacht worden, in dieser Gruppe Fuß zu fassen. Jeden Mittwoch findet ein Essen in immer unterschiedlichen Restaurants statt. Eine sehr gute Gelegenheit, um neue Leute kennen zu lernen. An den Wochenenden sind wir oft gemeinsam zum Wandern oder Reiten aufs Land gefahren. Es gibt außerdem fast jedes Wochenende etwas zu feiern. Ob ein Einzug, Auszug oder ein Geburtstag die Expats (so wird man genannt, wenn man nicht in der Mongolei geboren ist) finden immer einen Grund, um eine nette Fete zu schmeißen. Dies ist auch notwendig, da das Nachtleben in Ulaanbaatar wirklich einschläfernd ist.

Mein Fazit

Für mich war das Projekt Mongolei eine großartige Erfahrung. Ich durfte eine mir bis dato komplett fremde Kultur kennenlernen. Die Mongolei bot mir die Gelegenheit viele neue gute Freunde zu finden und eine einzigartige Landschaft zu sehen. Unterm Strich bleibt mir hier nur zu sagen: Die Mongolei ist nicht interessant, sie ist atemberaubend!

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In der Wüste Gobi Jonas Blüdorn

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