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Kathrina Naumann

Veranstaltungsberichte

Digitalisierung in Asien und Deutschland

von Katharina Naumann
Wer sehen will, wie die digitale Transformation gestaltet werden kann, für den lohnt sich der Blick in Richtung Singapur. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Stadtstaat zu einer „Smart Nation“ auszubauen und die Nummer Eins der Welt zu sein, was die Nutzung digitaler Technologien, um wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert zu schaffen, anbelangt.

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Experten aus Deutschland und ganz Asien waren vom 9.-13. Juli 2018 nach Singapur gereist, um Singapurs Smart Nations Initiative als auch digitale Entwicklungen in Deutschland und Asien zu diskutieren. Hierzu zählen die digitalen Strategien ausgewählter Länder, Entwicklungen im Bereich der digitalen Wirtschaft, Internetsicherheit, Künstliche Intelligenz und Ethik und Veränderungen im Verhältnis von Staat und Bürger. Welche Entwicklungen in Asien sind hier für die Diskussion in Deutschland fruchtbar?

1) Die Gespräche mit Think-Tank-Vertretern, dem Transportministerium, der Behörde für Digitalisierung, und dem für die Smart Nation Initiative zuständigen Minister Dr. Janil Puthucheary machen den Umfang der Regierungsinitiative „Smart Nation“ eindrücklich klar. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Stadtstaat zu einer „Smart Nation“ auszubauen und die Nummer Eins der Welt zu sein, was die Nutzung digitaler Technologien, um wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert zu schaffen, anbelangt. Besonders hervorzuheben ist hier der Bereich digitale Verwaltung, wo Singapur Vorreiter ist. Behördengänge gehören der Vergangenheit an. Stattdessen können Bürger und Unternehmen auf mehr als 1.600 Online-Dienste und mehr als 300 Apps zugreifen. Von der Passbeantragung bis zum Steuerbescheid verläuft die Kommunikation ausschließlich online. Die nächsten Schritte zu einer vollständig digitalen und bürgerzentrierten Verwaltung — „a government that is digital to the core and serves with heart“ — werden im Digital Government Blueprint aus dem Juni 2018 dargelegt. Alle Verwaltungsvorgänge sollen mit nur einmaliger Dateneingabe funktionieren, intuitiv bedienbar und sicher sein und mit elektronischer Signatur sowie elektronischem Be-zahlen abgeschlossen werden. Hier kann sich Deutschland an konkreten best-practice-Beispielen orientieren. 

Im Bereich Mobilität und Transport investiert Singapur massiv in die Entwicklung selbstfahrender Busse. Im Inselstaat ist Land eine knappe Ressource, gleichzeitig aber nehmen Straßen und Parkplätze große Flächen ein. Flotten von autonomen Kleinbussen für bis zu 20 Passagiere sollen das Problem der „Erste-und-Letzte-Meile-Konnektivität“ lösen und dabei die Anzahl der Fahrzeuge reduzieren. Per Smartphone wird zukünftig der selbstfahrende Pendelbus von zu Hause zur nächsten U-Bahn-Haltestelle bestellt. Auf den Universitätscampi des Landes ist eine Flotte von selbstfahrenden Shuttlebussen bereits  und schon 2022 sollen die ersten selbstfahrenden Bus-Shuttles in drei Stadtteilen eingesetzt werden.


2) Asien ist offen für digitale Entwicklungen. Künstliche Intelligenz, mobiles Bezahlen, Einbindung von Robotern im Alltag werden als Garanten von künftigem Wirtschafts-wachstum oder als Lösung von gesellschaftlichen Problemen gesehen. Singapur kann hier als Paradebeispiel gelten, Erklärtes Ziel der Regierung ist es, Singapur zu einer „Smart Nation“ auszubauen und die Nummer Eins der Welt zu sein, was die Nutzung digitaler Technologien um wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert zu schaffen, anbe-langt. Japan ist weltweiter Vorreiter in der Entwicklung von Robotern, Indien der am schnellsten wachsende Markt für mobiles Bezahlen, in China hat die Messenger-App WeChat Einzug in alle Lebensbereiche erhalten und wird sogar zum Bezahlen einge-setzt. Aber auch Thailand beispielsweise verfolgt den massiven Ausbau der Infra-struktur und die Digitalisierung verschiedener Geschäftsbereiche in seiner neuen Ent-wicklungsstrategie „Thailand 4.0“.

Die skeptische, abwägende, teilweise kulturpessimistische Haltung Deutschland, auch als „German Angst“ bezeichnet, ist in Asien nicht verbreitet. Für die Politik ist es ent-scheidend, in dieser Diskussion nicht nur die berechtigten Zweifel herauszustellen, sondern auch die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung zu begreifen. Eine gute digitale Agenda sorgt sowohl für ausreichend Sicherheit des einzelnen in der digitalen Welt (Stichwort Datenschutz) als auch für Innovationsförderung (Stichwort Bereitstellung von Daten für die Entwicklung von datenbasierten Geschäftsmodellen). Das Einsetzen der Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt sowie die beiden Enquete-Kommissionen sind hier wichtige Schritte.

3) Die Frage nach der Zukunft der Arbeit ist eine der wichtigsten Fragen der nächsten Jahrzehnte. Weitreichende soziale und gesellschaftliche Implikationen sind damit ver-bunden, wie sich die fortschreitende Automatisierung auswirkt. Zwar prophezeien namhafte Studien ebenfalls in Industrieländern ein erhebliches Rationalisierungspo-tenzial, jedoch führt die Digitalisierung nicht notwendigerweise zu weniger Arbeit, sondern zu anderen Arbeitsformen und Arbeitsplatzanforderungen. Das Potenzial der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine kann hier stärker in den Blick genommen werden.

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