Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Anwälte von morgen

von Paul Saadeh

Eine internationale Konferenz und ein Workshop in Zusammenarbeit mit der Lebanon Law Review in Beirut, Libanon.

Am Donnerstag, den 9. Februar 2023, organisierte das Rechtsstaatsprogramm Naher Osten und Nordafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Zusammenarbeit mit der Lebanon Law Review (LLR) eine eintägige Konferenz und einen Workshop mit dem Titel "Lawyers of Tomorrow". Die Konferenz fand im Hilton Metropolitan, Beirut, statt und wurde von mehr als 200 Teilnehmern, hauptsächlich jungen Anwälten und Studenten, besucht.

Asset-Herausgeber

Um 9:30 Uhr begann die Konferenz mit einer Begrüßungsrede des Leiters des Rechtsstaatsprogramms Naher Osten und Nordafrika der Konrad-Adenauer-Stiftung, Philipp Bremer. Er hob einleitend „die Bedeutung der Arbeit und der Verantwortung" eines Anwalts hervor. Außerdem betonte er, wie wichtig es ist, die Rechtsstaatlichkeit im Auge zu behalten, indem er erklärte: "Sie alle sind junge Anwälte. Sie mögen es vielleicht nicht ganz glauben, aber Sie entscheiden. Als Teil der Gesellschaft entscheiden Sie. Und als Anwälte können Sie jeden Tag entscheiden, ob Sie den Rechtsstaat aufrechterhalten wollen –  oder nicht".

 

Dann betrat Antoine Kanaan, Chefredakteur der Lebanon Law Review und Direktor von HAQQ, die Bühne. Er beschrieb die verzweifelte Lage, in der sich die libanesische Jugend und insbesondere die juristische Gemeinschaft befindet. Angesichts einer solchen Sackgasse solle man aufstehen und man müsse aufstehen. In seiner Rede sagte er: „Das Morgen ist voller Ungewissheit – das ist beängstigend, aber auch vielversprechend. Handeln Sie mit Integrität, Weisheit und Wachsamkeit gegenüber dem, was kommen mag. Seien Sie vorbereitet, halten Sie beide Augen offen, und nutzen Sie Ihre Chancen.“

 

Die anschließende Konferenz war in zwei Panels und zwei Workshops unterteilt. Der Projektleiter der KAS, Paul Saadeh, stellte die folgenden Diskussionsteilnehmer und die Moderatoren vor:

***

Das erste Panel: Zukunftsfähige Anwälte: Werbung und die BBA.

Podiumsteilnehmer: Me. Marwan Jabre - BBA-Ratsmitglied und Partner der Anwaltskanzlei Nouhad Jabre, RA Ahmed Elnaggar - Geschäftsführender Partner von Elnaggar and Partners und Gründer von UAE Legal Network und UAE Jurist.

Moderator: Herr George Sebaali - Forschungsdirektor der Lebanon Law Review.

Die Werbung von Anwälten muss mit den gesetzlichen Bestimmungen und den ethischen Normen des Anwaltsberufs in Einklang stehen. Die Anwaltskammer von Beirut (BBA) legt ethische und berufliche Standards für ihre Mitglieder fest und ist für die Regulierung der Werbung für juristische Dienstleistungen durch ihre Mitglieder zuständig. Die Anwaltskammer von Beirut kann auch spezifische Anforderungen an das Format und den Inhalt der Werbung stellen, wie z. B. Größen- und Platzierungsbeschränkungen und Einschränkungen bei der Nutzung bestimmter Plattformen. Die BBA sollte Richtlinien aufstellen und durchsetzen, um den Anwälten zu verdeutlichen, was sie auf den Social-Media-Plattformen und im Internet tun dürfen, um für ihre Arbeit zu werben und ihre Dienstleistungen zu bewerben. In den Vereinigten Arabischen Emiraten werden die Vorschriften für die Werbung von Anwälten jedoch durch die Standesregeln des Dubai Legal Affairs Department und des Abu Dhabi Judicial Department geregelt. Diese Vorschriften regeln das Verhalten von Anwälten und legen Standards für die Werbung für ihre Dienstleistungen fest. Die Regierung der VAE hat bei der Regulierung der Werbung von Anwälten ein gewisses Maß an Flexibilität gezeigt und erlaubt es Anwälten, ihre Dienstleistungen über verschiedene Medien zu bewerben, darunter Websites, soziale Medien, Zeitungen und andere Druckerzeugnisse.

 

Beide Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass Werbung nicht die Lösung ist, da sie häufig zu einem ungleichen Wettbewerb zwischen den Anwälten führe. Sie betonten, wie wichtig die Präsenz eines Anwalts innerhalb und außerhalb des Gerichts ist, je nach seinem Profil. Sie wiesen darauf hin, dass eine vertrauensvolle Beziehung der Kern des Anwaltsberufs ist.

***

 

Das zweite Panel: Freie Rede versus Hassrede im digitalen Zeitalter.

Diskussionsteilnehmer: Vorsitzender Najat Abou Chacra - Ermittlungsrichter am Militärgericht, RA Helen Tung - Rechtsanwältin und Rechtsberaterin.

Moderator: Herr Paul Touma - Mediendirektor der Lebanon Law Review und Mitbegründer von DewLabs.

 

Die libanesische Verfassung erwaähnt das Verbrechen der Hassrede nicht ausdrücklich. Sie enthält jedoch Bestimmungen, die das Recht auf freie Meinungsäußerung und den Schutz der Menschenwürde garantieren. In der Nationalen Strategie des Libanon, die zur Bewältigung verschiedener sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen des Landes entwickelt wurde, werden Hassreden als eine Form der Diskriminierung genannt, die bekämpft werden sollte. Es ist Aufgabe der Legislative, Gesetze zur Bekämpfung von Hassreden und anderen Formen der Diskriminierung zu erlassen. Außerdem ist es Aufgabe der Justiz, diese Gesetze auszulegen und durchzusetzen. Andererseits spielen die Eigentümer digitaler Plattformen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Hassreden und der Wahrung der Meinungsfreiheit. Digitale Plattformen sind private Einrichtungen und unterliegen nicht den gleichen Beschränkungen wie Regierungen, was bedeutet, dass sie bei der Regulierung von Äußerungen auf ihren Plattformen mehr Flexibilität haben. Die Eigentümer dieser Plattformen haben die Macht, Gemeinschaftsrichtlinien zu erstellen und durchzusetzen, die vorschreiben, welche Art von Rede erlaubt ist und welche nicht. Wenn wir ein Konto auf diesen Plattformen eröffnen, bedeutet dies, dass wir willentlich und automatisch mit den jeweiligen Regeln und Vorschriften einverstanden sind. Die Entscheidungen der Betreiber digitaler Plattformen in Bezug auf Hassreden und die Regulierung der Meinungsfreiheit können erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. So kann sich die Entscheidung einer Plattform, bestimmte Inhalte zu entfernen oder einzuschränken, beispielsweise auf die Fähigkeit von Einzelpersonen auswirken, ihre Meinungen und Ideen zu äußern, und sie kann auch die Fähigkeit von marginalisierten Gemeinschaften beeinträchtigen, ihre Stimme zu erheben und gehört zu werden. Im digitalen Zeitalter können Hassreden einfacher und weiterverbreitet werden. Daher ist es wichtig, dass Regierungen und soziale Medienplattformen Maßnahmen zur Regulierung solcher Äußerungen ergreifen. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Recht auf Schutz vor Hassreden zu finden.

***

Der erste Workshop: Juristische Forschung: Digitale Werkzeuge und Methodiken.

Geleitet von: Me. Issam Amro - Juristischer Direktor der Libanon Law Review.

 

Ziel dieses Workshops war es, Juristen ein umfassendes Verständnis der neuesten digitalen Tools und Methoden zu vermitteln, die bei der juristischen Recherche eingesetzt werden. Der juristische Direktor der Lebanon Law Review leitete den Workshop und teilte sein Fachwissen und seine Erfahrung mit dem Einsatz von Technologie zur Optimierung von juristischen Forschungsprozessen. KI kann Anwälten und Rechtswissenschaftlern helfen, indem sie ihnen bei der Suche in großen Mengen juristischer Daten schnellere und genauere Ergebnisse liefert. KI-Algorithmen können riesige Mengen an juristischen Informationen analysieren und schnell relevante Rechtsprechung, Gesetze und Verordnungen identifizieren. Dies kann Rechtswissenschaftlern viel Zeit und Mühe ersparen, so dass sie sich auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren können, z. B. auf die Analyse der gefundenen Informationen und deren Zusammenfassung zu einer sinnvollen Argumentation. Jede Forschungsmethodik sollte eine rechtliche Fragestellung, Argumente und eine Schlussfolgerung enthalten.

 

***

Der zweite Workshop: Marketing-Tools für Angehörige der Rechtsberufe.

Geleitet von: Herr Michel Bassil - Content Executive bei Leo Burnett und Marketingdirektor der Lebanon Law Review.

 

Dieser Workshop sollte zeigen, dass Marketing ein wichtiges Instrument für Anwälte und Anwaltskanzleien ist, die sich in der heutigen wettbewerbsintensiven Rechtsbranche mit den richtigen Instrumenten und Techniken von der Konkurrenz abheben und ihren Ruf verbessern wollen. Es wurde erörtert, wie man seine Zielgruppe effektiv erreicht, seine Marke aufbaut und neue Geschäfte generiert.

 

Anwälte können Marketing einsetzen, um für ihre Dienstleistungen und ihre Arbeit zu werben. Zum Beispiel können sie LinkedIn nutzen. Dabei handelt es sich um eine professionelle Networking-Website, die es Juristen ermöglicht, mit anderen Experten auf ihrem Gebiet in Kontakt zu treten. Sie können LinkedIn nutzen, um ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Leistungen potenziellen Arbeitgebern/Kunden vorzustellen. Ein weiteres Beispiel: Juristen können auf TikTok Lehrvideos erstellen, die über verschiedene juristische Themen informieren und dazu beitragen, sich als Vordenker auf ihrem Gebiet zu etablieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Werbung für Anwälte aufgrund ethischer Erwägungen verboten wurde, Marketing jedoch innerhalb bestimmter Richtlinien weiterhin zulässig ist. Daher ist es für Anwälte und Anwaltskanzleien wichtig, Marketingstrategien auf verantwortungsvolle und professionelle Weise zu nutzen.

 

Im Anschluss an die Veranstaltung wurden an alle Teilnehmer elektronische Teilnahmebescheinigungen verschickt.

 

Diejenigen, die den Tag verpasst haben, finden das Workshop-Material sowie die Fotos der Veranstaltung HIER.

Asset-Herausgeber

Kontakt

Paul Saadeh

Paul Saadeh

Projektkoordinator

paul.saadeh@kas.de +961 1 385 094 | +961 1 395 094

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Mediathek

A Closer Look: The New Tunisian Draft Constitution
A Closer Look: The New Tunisian Draft Constitution
On the 25th July 2022 Tunisia will be voting on a new draft constitution. What can we expect? We asked the experts: Prof. Salsabil Klibi, Saïd Bernabia and Dr. Malte Gaier.
Jetzt lesen
Rule of Law Rules Podcast
#3: Eduardo Magrani über Datenschutz in Lateinamerika
Mit Eduardo Magrani sprechen wir über die DSGVO und ihren Einfluss auf die lateinamerikanische und vor allen die brasilianische Gesetzgebung.
Jetzt lesen
Rule of Law Rules Podcast
#2: Ioana Stupariu über den Einfluss der DSGVO in Südosteuropa
Ioana Stupariu berät kleine und mittelständische Start-ups in Südosteuropa bei der Implementierung von Datenschutzrichtlinien. Und sie forscht zu Datenschutz & Privacy.
Jetzt lesen
Rule of Law Rules Podcast
#1: Frederick Richter über die weltweite Wirkung der Datenschutzgrundverordnung der EU
Mit Frederick Richter sprechen wir über die Stiftung Datenschutz, die Rolle des Datenschutzes in Deutschland und über die DSGVO und ihre Ausstrahlungswirkung in die Welt.
Jetzt lesen

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber