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Veranstaltungsberichte

„Kamen wir ans andere Ufer“

Konzert und Lesung mit Freya Klier & Stephan Krawczyk (Hötensleben und Bernburg)

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Am 2. Februar 1988 verließen Freya Klier und Stephan Krawczyk die DDR. Es war keine freiwillige Flucht, denn die beiden Künstler waren über Jahre hinweg von den SED-Schergen drangsaliert, überwacht und mit Berufsverboten belegt worden. Der Grund dafür lag im Widerstand des Paares gegen das SED-Regime. Die Schauspielerin und Theaterregisseurin sowie der Liedermacher traten in den 1980er Jahren gemeinsam auf und bildeten ein unabhängiges Theater-Duo. Auftrittsmöglichkeiten hatten sie überwiegend unterm Dach der Kirche, finanziert durch Spenden. Sie sprachen in ihren Liedern und Theaterstücken kritisch die Missstände im Sozialismus und das SED-Unrecht an, gaben damit vielen Bürgern der ehemaligen DDR Mut für ihren tristen Alltag. Im Zuge von Protesten gegen die alljährliche Liebknecht-Luxemburg-Demonstration wurden beide verhaftet und schließlich ausgebürgert.

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Freya Klier und Stephan Krawczyk bei der Veranstaltung in der evangelischen Kirche Hötensleben

20 Jahre nach ihrer Ausbürgerung sind Klier und Krawczyk wieder gemeinsam auf Tournee und waren bei Veranstaltungen der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hötensleben bzw. in Bernburg (dort in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung) zu Gast. Während die Veranstaltung fand in Hötensleben an einem Ort statt, wo es mit dem Grenzdenkmal eines der letzten originalen Abschnitte der einstigen innerdeutschen Grenze gibt; kamen die beiden Künstler mit Bernburg an eine ihrer früheren Wirkungstätten zurück, wo sie eines ihrer letzten Konzerte vor der Ausbürgerung gaben.

An diesen Schauplätzen bilanzierten die Künstler die Entwicklung in den letzten 20 Jahren: Viel hat sich verändert – die DDR gibt es nicht mehr, nachdem die Bürger im Herbst 1989 mit Ausreise- und Demonstrationswellen das SED-Regime gestürzt hatten. Am 9. November 1989 fiel die Mauer und weniger als ein Jahr später – am 3. Oktober 1990 – war Deutschland wiedervereinigt. Inzwischen hat sich in Ost wie West ein demokratisches System etabliert, wenngleich es weiterhin eine Vielzahl von Problemen zu bewältigen gibt, z.B. den Kampf gegen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit, und die Bundesrepublik nun auch vor neuen Herausforderungen steht, etwa dem internationalen Terrorismus oder der Globalisierung.

Freya Klier las Auszüge aus ihrem Tagebuch „Abreißkalender“, das die Situation in den 1980er Jahren aus persönlicher Sicht schildert. So rief die Autorin die Bespitzelung durch die Staatssicherheit in Erinnerung, den alltäglichen Psychoterror sowie die versuchte Einflussnahme auf das Publikum. Zur Sprache kamen sogar ein Mordanschlag mittels Nervengift sowie die Drangsalierung von Klier Tochter Nadja. Daneben sang Stephan Krawczyk Lieder, die in jenen Jahren entstanden waren, z.B. „Wieder Stehen“, „Wenn die Wasser Balken hätten“ oder „Das geht solange gut“. Auch blickten beide auf ihre Haft im zentralen MfS-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen zurück, vor allem auf die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Krawczyk erinnerte sich, dass er dieser Hoffnung mit einer Provokation Nachdruck verlieh, als er beim „Freigang“ in einem der berüchtigten „Tigerkäfige“ den Namen seiner geliebten Freya rief.

Weitere Impressionen von der Veranstaltung in Hötensleben:

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