Veranstaltungsberichte
Bei Veranstaltungen der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bernburg (Saale) sowie am Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium Wolmirstedt stellte die Schriftstellerin Sabrina Janesch erstmals in Sachsen-Anhalt ihren autobiographisch geprägten Roman „Katzenberge“ vor. Die Autorin - Tochter einer polnischen Mutter und eines deutschen Vaters – beschäftigt sich in ihren Werken mit dem deutsch-polnischen Verhältnis, das auch in „Katzenberge“ von Bedeutung ist: Eine junge Frau in Deutschland erfährt, dass ihr in Polen lebender Großvater verstorben ist, und begibt sich auf die Reise nach Schlesien zu seiner Bestattung.
Janesch hat die Reise der jungen Nele und die Geschichte von deren Großvater Stanislaw miteinander verwoben. Der Leser erfährt dabei, dass der Großvater eigentlich aus Galizien stammt, nach Ende des Zweiten Weltkrieges von den sowjetischen Truppen aber aus seiner Heimat vertrieben gen Westen wurde und sich in einem Dorf in Schlesien ansiedeln musste, aus dem zuvor die deutschen Bewohner verjagt worden waren. Stanislaw begibt sich gemeinsam mit den anderen männlichen Bewohnern des galizischen Dorfes auf die beschwerliche Reise ins Unbekannte – erstmals fahren sie mit einem Zug und bewundern die Architektur der Moderne, etwa den Bahnhof von Breslau, stoßen zudem überall auf Spuren des Krieges. Auf dem Hof in Schlesien schließlich begegnet Stanislaw den Geistern der Vergangenheit, die auf dem Grundstück zu spuken scheinen. Einerseits handelt es sich dabei um Aberglauben und mythische Traditionen, die der Vertriebene aus dem galizischen Volksglauben mitgebracht hat, andererseits um Relikte der deutschen Vergangenheit, etwa den Vorbesitzer des Hofes, der sich für den Freitod auf dem Dachboden entschied.
Nele schließlich tritt zwei Generationen später die gegenläufige Reise an, um die Geschichte ihres Großvaters aufzuarbeiten, sein Heimatdorf im mittlerweile ukrainischen Galizien zu finden und letztlich besagte Geister und den anscheinend auf der Familie lastenden Fluch zu besiegen.