5. Belter-Dialoge - Impulse zu Zivilcourage und Widerstand - Politisches Bildungsforum Sachsen
Seminar
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Wenn sich vieles rasch ändert, wird bedeutungsvoll, was
Halt und Orientierung gibt. Einerseits ist die Welt größer
geworden aufgrund neuer Möglichkeiten, andererseits
kleiner, weil sie vernetzter und schneller ist. Wir kommunizieren
und reisen zwar global, können aber nicht im Globalen
wohnen. Damit wird ein Begriff sichtbar, von dem man
glaubte, ihn längst abgelegt zu haben. Und das mit gutem
Grund.
„Heimat“ wurde durch beide deutsche Diktaturen missbraucht.
Sie versuchten, den Begriff für ihre Zwecke umzumünzen.
Die Blut- und Bodenideologie der Nationalsozialisten
setzte gerade am Heimatgefühl an, und die DDRIdeologen
dachten, die fehlende politische Identifikation
mit dem Sozialismus durch ein neues Heimat-Bewusstsein
aufbauen zu können. Die Ideologie sollte zur Heimat
werden, Andersdenkende wurden gezwungen, in Parallelwelten
zu flüchten oder die Heimat zu verlassen. So hat
auch der Sozialismus den Menschen ihre Heimat genommen,
sie vertrieben und gebrochen. Wer sich zu seinen
Wurzeln und seiner Herkunft bekannte, wurde ausgegrenzt
und diskreditiert. Offiziell gab es in der DDR keine Heimatvertriebenen.
Der Gefahr des Heimat-Missbrauchs bewusst, hat die Bundesrepublik
die „Bundeszentrale für Heimatdienst“ in
„Bundeszentrale für politische Bildung“ umbenannt und das
Unterrichtsfach Heimatkunde in Sachunterricht. Die neuen
Bundesländer zogen 1990 nach. Aber ein politisch korrekter
Sprachgebrauch führt nicht zur Verhinderung dessen, was
Heimat ausmacht und für einen bedeutet.
Jemand, der beheimatet ist, ist neugierig auf das, was die
Welt ihm bietet. Sie wird ihm nicht zur Bedrohung, sondern
zur Aufgabe. So ist es sinnvoll, gemeinsam über Heimatverluste
und ein zeitgemäßes Heimatverständnis nachzudenken
Mit herzlicher Einladung
Dr. Joachim Klose
Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung
für den Freistaat Sachsen