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Vortrag

Deutsch, aber glücklich

Ringvorlesung "Deutscher Patriotismus im vereinten Europa"

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So beschreibt Werner Schulz seinen politischen Werdegang in der DDR:

Meine politische Sozialisierung ist eng mit dem Jahr 1968 verbunden. Die Hoffnungen waren auf den Prager Frühling gerichtet und hatten nur einen Sommer Bestand. Danach war der Traum vom demokratischen Sozialismus zerstört. Während die westdeutsche Gesellschaft in Aufregung geriet wurde die ostdeutsche zementiert. Wer den Ursprung der friedlichen Revolution, die Selbstbefreiung einer aktiven Generation verstehen will, muss den langen Vorlauf kennen. Zwischen 1968 und 1989 gab es einen unmittelbaren Zusammenhang. Bei den Demos in Leipzig, Berlin und Prag wurde die 89 umgedreht und als Antwort für 68 hochgehalten.

Als ich im September 1968 mein Studium an der Humboldt Uni aufnahm und im Prenzlauer Berg wohnte fand ich Kontakt zu Leuten, die ebenfalls eine kritische Sicht auf die politischen Zustände der DDR hatten. Daraus entwickelten sich lose Gruppen, die den Austausch von verbotener Literatur und Platten, Lesungen und Diskussionen in Hinterhofwohnungen betrieben. Erst später, Mitte der 70er Jahre, in Auswirkung der KSZE und im Zuge der Biermann Ausbürgerung begann sich die Prenzlauer Berg Szene zu organisieren.

Anfang 1980 - ich hatte inzwischen Wehrersatzdienst geleistet und war als wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt Uni beschäftigt - geriet ich in Konflikt mit der Sektionsleitung und wurde kurz vor Fertigstellung meiner Dissertation fristlos entlassen. Der Grund: ich widersprach der SED-Propaganda, die sowjetische Invasion in Afghanistan sei eine gerechtfertigte Sache zur Niederschlagung einer vom CIA gesteuerten Konterrevolution und diene dem proletarischen Internationalismus und Weltfrieden. Ich war daraufhin ein dreiviertel Jahr arbeitslos, ohne finanzielle Absicherung. Soweit zur sozialen Seite des real existierenden Sozialismus.

Ende 1981 war ich an der Gründung des Pankower Friedenskreises beteiligt. Dem ersten Oppositionskreis unter'm Kirchendach, der dem Konzept folgte den Ansatz Charta 77 und Solidarnosc zusammenzubringen. Also die Kritik an der Militarisierung der DDR-Gesellschaft, den Demokratie-, Menschenrechts- und Umweltschutzdefiziten im Rahmen einer nicht staatlichen Institution öffentlich zu machen. Die Stasi hat diesen Kreis in einem der aufwendigsten Überwachungs- und Zersetzungsvorgänge registriert und bearbeitet (OV Virus), weil er als gefährlich und ansteckend galt.

Im Herbst 1989 wirkte ich an der Gründung des NEUEN FORUM und an der gemeinsamen Erklärung der Bürgerbewegungen vom 4. Oktober 1989 mit, die letztlich zur Gründung von Bündnis 90 führte. Die Verbindungsaufgabe zwischen Berlin und Leipzig brachte mich zur ersten Montagsdemo. Später an den Runden Tisch. Dort habe ich das NEUE FORUM vertreten und am Verfassungsentwurf mitgearbeitet.

Am 18. März 1990 wurde ich in die Volkskammer gewählt. Dort war ich Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Grüne und darum bemüht, die deutsche Einheit besser zu gestalten, als sie letztlich verwirklicht wurde. Am 3. Oktober gehörte ich zu den Abgeordneten, die im Zuge der Vereinigung Mitglieder des Deutschen Bundestages wurden. Es war die Zeit nach der Währungsunion, als ich mit den unerledigten DDR-Problemen, wie Falschgeld durchs Bonner Wasserwerk lief.

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Veranstaltungsort

TU Chemnitz

Referenten

  • Werner Schulz
    • 1990 - 2005 MdB
      • geboren 1950 in Zwickau
        Kontakt

        Rita Schorpp

        Deutsch, aber glücklich

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        Partner

        Technische Universität Chemnitz