Überall fremd und überall heimisch? - Judentum als Heimat im Exil - Politisches Bildungsforum Sachsen
Vortrag
Details
Sachsen und insbesondere die Großstädte Dresden und
Leipzig waren bis 1933 stark vom jüdischen Leben geprägt,
bevor es durch den Holocaust fast vollkommen ausgelöscht
wurde. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wuchsen
die jüdischen Gemeinden wieder. In Dresden wird in diesem
Jahr der zehnte Jahrestag der Weihe der neuen Synagoge
gefeiert. Dies ist Anlass, sich in drei Schritten der Vergangenheit
und Gegenwart des Judentums in Deutschland zu
widmen. Wie leben heute Juden in Deutschland? Sind sie
stark von Vergangenheit und Traditionen geprägt? Können
sie, die so oft Entwurzelung und Verlust erfahren mussten,
in Sachsen wieder Heimat finden?
Zunächst soll der Bedeutung von „Heimat“, „Heimatverlust“
und „Identität“ der jüdischen Gemeinschaft am Anfang des
21. Jahrhunderts nachgegangen werden. Juden sind Teil des
Volkes Israel, aber dennoch in der ganzen Welt verstreut.
Fühlen sie sich „überall fremd und überall heimisch“
zugleich? Was stiftet für sie heute Heimat - Orte, Sprache,
oder Tradition?
Anschließend wird die Vorgeschichte des Holocaust beleuchtet.
Die Juden wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
rechtlich gleichgestellt. Sie konnten sich religiös,
kulturell und wirtschaftlich entfalten. Aber war die deutschjüdische
Symbiose wirklich gelungen? Warum breitete sich
seit Ende des Ersten Weltkrieges der Antisemitismus
verstärkt aus?
Nicht zuletzt gilt es, den Blick auf die Zukunft des Judentums
in Deutschland zu richten! Was heißt es, heute in
Deutschland Jüdin zu sein? Kann man als Jude modern sein
und trotzdem religiöse Traditionen pflegen? Wie religiös ist
die zweite und dritte Generation nach dem Holocaust?
Mit herzlicher Einladung zu dieser Vortragsreihe
Dr. Joachim Klose
Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung
für den Freistaat Sachsen
Hartmut Bomhoff (Jg. 1965) studierte in Göttingen und Berlin Neuere Geschichte, Kunst- und Literaturwissenschaft sowie Holocaust Communications. Während des Studiums Mitarbeiter der Jüdischen Volkshochschule in Berlin. Er verantwortet seit 1999 die Öffentlichkeitsarbeit des Abraham Geiger Kollegs für die Ausbildung von Rabbinern an der Universität Potsdam. 2006 Projektleiter des Jüdischen Kulturforums „Makor“ in Bratislava, eine Initiative von B’nai B’rith Europe. Von 2006 bis 2009 war er Redakteur der „Jüdischen Zeitung“ (Berlin) als auch Redakteur von „Kescher. Informationen über liberales Judentum im deutschsprachigen Raum“. Zahlreiche Veröffentlichungen zur jüdischen Religion, Geschichte und Kultur.