Urteil: 130 Zuchthaus - Politisches Bildungsforum Sachsen
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Achim Beyer (*1932) wächst im sächsischen Werdau auf. 1948 wird er Mitglied der FDJ. Er wird Zeuge der Verhaftung des sozialdemokratischen Bürgermeisters und ehemaligen Buchenwaldhäftlings Gerhard Weck. Auf einem FDJ-Lehrgang erlebt er die nach 1945 überwunden geglaubte Intoleranz und Militanz wieder.
Mit Mitschülern, wie Gerhard Schneider, beginnt er im Herbst 1950, Flugblätter in großer Zahl herzustellen und zu verbreiten. Sie fordern die Rettung und Freilassung des zum Tode verurteilten Hermann Joseph Flade. In der Nacht zum 19. Mai 1951 nimmt die Polizei zwei Schüler beim Verteilen von Flugblättern fest. Beyer versucht zu fliehen und wird an der Zonengrenze verhaftet. Am 4. Oktober 1951 werden nach wochenlangen Verhören der Staatssicherheit 19 Schüler zu insgesamt 130 Jahren Zuchthaus verurteilt. Achim Beyer erhält eine Strafe von acht Jahren. Er wird im Oktober 1956 entlassen und flieht in den Westen. Gerhard Schneider erhielt
Achim Beyer hat 2003 seine seine Erinnerungen an den Schülerkreis, ihre Aktionen, den Prozess und die anschließende Haft in einem Buch veröffentlicht. Er ist nicht nur Betroffener, sondern auch Wissenschaftler, der sich an der Erlanger Universität mit DDR-Forschung beschäftigt hat. Beyers Buch liefert umfangreiches Dokumentationsmaterial von Stasi- und SED-Akten bis hin zu persönlichen Erinnerungsberichten und Privatfotos.
Beyer, Achim: Urteil: 130 Jahre Zuchthaus. Jugendwiderstand in der DDR und der Prozess gegen die 'Werdauer Oberschüler' 1951, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2003, ISBN 3374020704, 109 Seiten, 8,80 EUR.