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"Zukunft Heimat"

60 Jahre Volksaufstand in der DDR - Festveranstaltung mit Wolf Biermann

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Festveranstaltung zum 17. Juni 1953

Anlässlich 60 Jahre Volksaufstand in der DDR hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. am 3. Juni 2013 zu einer Festveranstaltung in das Gerhart Hauptmann Theater Görlitz eingeladen. Gemeinsam mit dem Liedermacher und Lyriker Wolf Biermann sollte an dieses historische Ereignis erinnert werden.

Als erste Massenerhebung im Machtbereich der Sowjetunion überhaupt stellt der 17. Juni 1953 ein Schlüsselereignis der deutsch-deutschen Geschichte dar. Nach einigen Monaten ständig ansteigender innenpolitischer Spannungen kam es am 17. Juni zum Ausbruch des Aufstandes. Der Protest brach sich in nahezu 300 Städten und Ortschaften der DDR in Form von Streiks, Demonstrationen und Unruhen Bahn. Er richtete sich aber keineswegs nur gegen die Normerhöhung des SED-Regimes, sondern auch gegen das politische System als Ganzes.

Viele Menschen gingen auch in Görlitz auf die Straße. Unbewaffnete Bürgerwehren sorgten für Ruhe und Ordnung. Die SED-Führung wiegelte den Aufstand als westlichen, faschistischen Umwelzversuch ab und ließ ihn mit Hilfe der Sowjetunion und der Volkspolizei niederschlagen.

Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. für den Freistaat Sachsen, eröffnete die Veranstaltung mit einigen einleitenden Worten. Die Stiftung nehme den Volksaufstand zum Anlass, für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten. Nur wer die Vergangenheit kennt, könne die Zukunft verantwortlich gestalten.

Im Anschluss folgte das Gespräch zwischen Wolf Biermann und dem Bundestagsabgeordneten Arnold Vaatz. Wolf Biermann wurde 1936 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Hamburg geboren und kommunistisch erzogen. Sein Vater saß seit 1937 zum zweiten Mal als politischer Widerständler im Gefängnis. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft schickten ihn die Nationalsozialisten 1943 nach Auschwitz. Das Anliegen der Mutter sei es gewesen, dass er die Mission des Vaters vollende. Deshalb sei er auch mit 16 Jahren in die DDR gegangen, wo er allerdings schnell feststellte, dass der Sozialismus auch nicht funktioniere. Nachdem er mit einem Auftrittsverbot belegt wurde, folgte 1976 der Beschluss des Zentralkomitees der SED, Wolf Biermann ausbürgern zu lassen. Dagegen protestieren zwölf führende Intellektuelle in einer Petition erfolglos. Seine Mutter verteidigt ihn gegen den Vorwurf, er würde sich mit den Mördern seines Vaters verbünden: „Mein Sohn ist ein Kommunist, und ihr, Genossen, seit Antikommunisten. Mein Sohn ist ein Revolutionär, und ihr, Genossen, seid Konterrevolutionäre.“ Er selbst wundere sich, dass er in die „DDR-Drachentöterrolle“ gerutscht sei, obwohl seine Texte natürlich Kritik am SED-Regime zum Ausdruck brachten. Zwar wurde er von offizieller Seite unterdrückt, jedoch gingen viele Zeilen seiner Gedichte in den Sprachgebrauch ein. So zum Beispiel der „sozialistische Gang“.

Zur musikalischen Untermalung gab Biermann unter dem Titel „Wer sich nicht in Gefahr begibt, der kommt drin um“ alte und neue Lieder zum Besten. Das Schlusswort sprach der Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer, der sich für den Abend bedankte und betonte, dass es bestens gelungen sei, die Erinnerung an den 17. Juni lebendig zu erhalten. Beim anschließenden Empfang hatten die über 150 Gäste im kleinen Kreis noch Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Hintergründe und Motive

Die Unzufriedenheit der DDR-Bürger resultierte aus verschiedenen politischen Entscheidungen des SED-Regimes heraus. Zum einen führte die DDR einen anhaltenden Kampf gegen die Kirchen. Dieser äußerte sich unter anderem durch den Schulausschluss von mehr als 3000 kirchennahen Oberschülern und wurde von der Bevölkerung stark kritisiert. Widerstand entwickelte sich außerdem gegen die Verfolgung politischer Gegner, von denen viele auch unter polizeilichen Schikanen zu leiden hatten. Wirtschaftlich sorgten Maßnahmen wie die realitätsfernen Ablieferungssollwerte für Landwirte und die Konzentration auf die Schwerindustrie zu Lasten der Konsumgüterindustrie für vermehrte Unzufriedenheit. Hinzu kam die Normerhöhung zum 28. Mai 1953, die die Kürzung der Löhne bei gleichbleibenden Arbeitsbedingungen vorsah.

Immer mehr Bürger flüchteten in den Westen, die wirtschaftliche Lage wurde immer prekärer. Auf den Rat der sowjetischen Parteiführung hin, wurde am 9. Juni 1953 der „neue Kurs“ beschlossen. Dabei handelte es sich um den Versuch, den oben genannten Konfliktfeldern entgegenzuwirken. Nur in einem Punkt gab die SED nicht nach. Der Streik am 17. Juni galt daher insbesondere der nicht zurückgenommenen Normerhöhung.

Am 16. Juni 1953 legten die Arbeiter des Vorzeigeprojekts der DDR, der Stalinallee in Berlin, ihre Arbeit nieder. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und viele weitere Demonstranten aus allen Bevölkerungsschichten schlossen sich an. So wurde aus dem anfänglichen Arbeiterstreik am 17. Juni 1953 ein Volksaufstand - der erste im damaligen Machbereich der Sowjetunion.

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