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Veranstaltungsberichte

Die Wiedervereinigung und die Macht der Erinnerung

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Hans Joachim Meyer und Dr. med. Hans-Joachim Maaz

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Am 12. Oktober 2015 fand die Veranstaltung „Die Wiedervereinigung und die Macht der Erinnerung“, mit 211 Teilnehmern im Stadtmuseum in Dresden statt. Diese führte die Veranstaltungsreihe „Gewalt und die Macht der Erinnerung“ fort. Herr Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter für Sachsen und Leiter des Politischen Bildungsforums Sachsen, begrüßte die Teilnehmer und Referenten und erläuterte den Ablauf der Veranstaltung. In seiner kurzen Einleitung berichtete er außerdem von der starken Prägung vieler Bürger durch die DDR und die aktuelle Verklärung dieser.

Nach der Einleitung begann Dr. med. Hans-Joachim Maaz mit seinem Vortrag über den Umgang mit der Erinnerung an die DDR. Er ging zunächst auf die Entstehung von Erinnerungen ein. Dr. Maaz erklärte, dass Erinnerungen generell von der subjektiven Wahrnehmung abhängig und durch die frühkindliche Entwicklung geprägt sind. Seine These veranschaulichte er durch ein Modell, welches die Beziehung zwischen Kind und Mutter in den Mittelpunkt stellte. So würden bspw. Menschen, welche als Kinder einer sogenannten „Mutterbedrohung“ ausgesetzt sind, eher die bedrohlichen Aspekte im Leben betonen und hätten ein Problem Liebe und Frieden wahrzunehmen. Auch die Wiedervereinigung stellte laut Dr. Maaz einen umwerfenden Veränderungsprozess dar, welcher die Erinnerung vieler Menschen nachhaltig prägte. Dabei handle es sich oftmals um eine Anpassungserinnerung. Je nachdem ob der Betroffene als Wendeverlierer oder Wendegewinner hervorgegangen ist, hat sich sein Blick auf die Wiedervereinigung positiv oder negativ entwickelt. Je stärker sich das Leben nach der Wende verschlechterte, desto besser wird die Zeit davor, also die DDR, wahrgenommen. Schlimme Ereignisse fördern Dr. Maaz zufolge demnach die Ostalgie. Zum Abschluss seines Vortrags gab er mit der Aufforderung die individuellen Erinnerungen für die Zukunft zu nutzen, um die Geschichte sich nicht wiederholen zu lassen, einen wichtigen Impuls zum Nachdenken an das Publikum. Während sich Dr. med. Hans-Joachim Maaz besonders an die Gefühle der Zuschauer wandte, adressierte Hans Joachim Meyer in seinem folgenden Vortrag die Vernunft. Auch er definierte zu Beginn seiner Ausführungen den Erinnerungsbegriff. Er erklärte, dass Erinnerungen Rat und Orientierung im Leben geben und uns daher, anders als das Gedächtnis, welches nur Wissen speichert, im Inneren berühren. Durch unterschiedliche Erfahrungen seien auch die Erinnerungen von Ost- und Westdeutschen gegensätzlich und die jeweils andere Erinnerungswelt so unverständlich. Auch im vereinten Deutschland, würden sich die Menschen immer noch nach der eigenen Erinnerung verhalten. Prof. Meyer erklärte, dass bei der ostdeutschen Bevölkerung vor allem die Hoffnung auf Wandel und die darauffolgende Realität die Erinnerung prägten. Die übergroßen Hoffnungen hätten vor der neuen Wirklichkeit nicht bestehen können, weswegen Ernüchterung eine logische Folge gewesen sei. Trotz der Fehler, welche im Zuge der Wiedervereinigung gemachten wurden seien und der aktuellen Lage, sei es wichtig an den Neubeginn Deutschlands zu erinnern, um zu zeigen, was Menschen leisten können. Nach dem Vortrag gab es eine angeregte Diskussion zwischen den Teilnehmern und dem Referenten. Beide Referenten beantworteten die Fragen ausführlich und führten auch untereinander eine hitzige Diskussion. Dabei spielten auch die Pegida-Demonstrationen eine große Rolle, deren Rufe den ganzen Abend im Hintergrund zu hören waren.

Auch nach der Veranstaltung kamen noch einzelne Zuhörer zu dem Referenten und stellten Fragen oder bedankten sich für den sehr informativen Vortrag.

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