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Veranstaltungsberichte

Dresdens historische Rolle bei der Währungsunion

Festveranstaltung zum 20. Jahrestag der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion

Der ehemalige Chef der Bundesbank, Prof. Dr. Hans Tietmeyer über die Sehnsucht der Deutschen nach Stabilität, europäische Kontrollsysteme und die Zukunft des Euro.

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Anfang 1990 skandierten die Montagsdemonstranten „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr!“ Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion übernahm die DDR zum Stichtag, dem 01. Juli 1990 große Teile der Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik. Die sogenannten „wiederkehrenden“ Zahlungen, wie Löhne, Gehälter, Mieten sowie Renten, wurden 1:1 umgestellt. Bargeld und Bankguthaben, welches über altersspezifische Freibeträge hinaus ging, wurde im Verhältnis 2:1 umgetauscht.

Im Jahr 2010 führen Politiker und Finanzexperten hochemotionale Debatten über die Zukunft des Euro. Anlässlich des 20. Jahrestages der Wirtschafts- und Währungsunion veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Kooperation mit der Deutschen Bundesbank, dem Sächsischen Staatsministerium der Finanzen und der Sächsischen Staatskanzlei einen öffentlichen Vortragsabend unter dem Titel: „Gemeinsame Währung – Sichere Zukunft?“.

Doktor Rudolf Böhmler, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, betonte in seiner Begrüßungsrede, welchen großen logistischen Herausforderungen die Bundesbank bei der Realisierung der Währungsunion gegenüber stand. Binnen kürzester Zeit mussten die 15 neuen Filialen in den Neuen Bundesländern eingerichtet, eröffnet und mit 28 Milliarden D-Mark versorgt werden. Der sächsische Finanzminister, Prof. Georg Unland, strich in seinem Grußwort heraus, dass die gemeinsame Währung enorme Kraft hatte, die Einheit Deutschlands voranzutreiben. Sehr persönlich berichtete der gebürtige Nordrhein-Westfale davon, dass er und seine Familie sich inzwischen als echte Sachsen bezeichnen.

Vor rund 200 Zuhörern im Atrium des Sächsischen Finanzministeriums hob der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank, Professor Hans Tietmeyer, in seiner Festrede hervor, dass auch Dresden eine historische Rolle gespielt hätte. Als Helmut Kohl am 19. Dezember 1989 bei seiner Kundgebung die Menschen vor der Ruine der Frauenkirche mit ihrer Hoffnung und Leidenschaft sah, sei ihm klar geworden, dass eine stabile, einheitliche Währung für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau, aber auch für einen freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat dringend notwendig wäre.

Die Entscheidung sei ökonomisch dennoch ein großes Wagnis gewesen. Es folgten innerdeutsche Verhandlungen, „die alles anderes als leicht waren“, so Tietmeyer. Nach dem großen Jubel kam bald die Ernüchterung. Führende Sachverständige hatten sich vehement gegen eine überhastete Währungsunion gewehrt, weil sie der Ansicht waren, dass die marode DDR-Wirtschaft quasi über Nacht der westdeutschen und internationalen Konkurrenz ausgesetzt wurde.

Obgleich die spätere Entwicklung den Mahnern Recht zu geben scheint, steht für Tietmeyer die historische Leistung des Vertragswerkes außer Frage: „Dieser Tag wurde im Denken und Handeln der Menschen als ein Tag des Neubeginns in Richtung Freiheit und Wohlstand gesehen“. Neben den blühenden Landschaften gebe es zwar immer noch viele Struktur- und Entwicklungsprobleme, „aber ohne die gemeinsame Währung wäre Ostdeutschland nicht das, was es heute ist.“

Heute steht die Europäische Zentralbank, genauso wie damals die Bundesbank, vor einer historischen Aufgabe. Oberstes Ziel, so Tietmeyer, müsse sein, dem Euro Stabilität und Sicherheit zu verleihen. Dazu seien strenge europaweite Kontrollen des Finanzsystems notwendig. Ohne die Möglichkeit, unlauteren Spekulanten mit Strafen beizukommen, bliebe aber auch ein solches Kontrollsystem ohne Wirkung. Tietmeyer erinnerte: „Währung ist, was gilt!“

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