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Machtsichernde Mythen

Wie schmeckte die DDR?

Politische Mythen spielten in der DDR eine nicht zu überschätzende Rolle, stabilisierten sie doch zunächst das Regime durch eine Begründungs- und Sinngebungsfunktion, ehe sie zu seiner Auflösung und Zerstörung beitrugen. Der Historiker Prof. Dr. Wolfgang Schuller machte mittels sorgfältig ausgewählter Begriffe des damals alltäglichen Sprachgebrauchs deutlich, wie die SED diese oftmals ikonisch und rituell vermittelten Mythen für ihre Interessen einsetzte. Er sagte: „Mit ihnen versuchte die SED ihre Herrschaft zu errichten, zu legitimieren und mit einem mythischen Hauch zu umgeben, der sie möglichst unangreifbar machen sollte.“

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„Frieden“

Der Mythos „Frieden“ war – gekoppelt an die Existenz der kommunistischen Herrschaft - in der DDR von zentraler Bedeutung. Diejenigen, die sich dieser Herrschaft widersetzten wurden im Umkehrschluss als Feinde des Friedens stigmatisiert. Der Mauerbau wurde als edle Tat verkauft, die den Frieden in Europa sichere und keinesfalls eine Reaktion auf die Fluchtbewegung darstelle.

Schuller sprach von einer „Entmythifizierung durch Ernst und bei Wort nehmen“, die den Gebrauch des Wortes „Frieden“ durch das Regime mit der Zeit zu einer „schlichten Lüge“ werden ließ. Kirche und Bürgerbewegungen näherten sich durch Auseinandersetzen mit der Raketenrüstung oder Forderung nach Wahrung der Menschenrechte als Grundlage des gesellschaftlichen Friedens der wahren Bedeutung des Wortes.

„Vaterland“

„Vaterland“ – auch diesen Begriff versuchte das Regime zu missbrauchen. Schuller: „Die SED wollte von dem Mythos profitieren, den gerade dieses Wort bei vielen hatte.“ In der Nationalhymne der DDR heißt es nach einem Vers von Johannes Becher: „Auferstanden aus Ruinen / und der Zukunft zugewandt, / laß uns Dir zum Guten dienen, / Deutschland, einig Vaterland.“

Gerade letzte Zeile generierte zum Hohn. War doch schon 1949 klar, dass die Regierung des kommunistisch beherrschten Teilstaates kein einheitliches Deutschland anstrebte. Ziel war allenfalls, dass „auch Westdeutschland unter kommunistische Herrschaft kommen sollte“, so Schuller. Anfang der 70er Jahre wurde der Text der Hymne nicht mehr gesungen. Musste das Regime doch zu Recht befürchten, die Bevölkerung nehme den Text irgendwann ernst und verlange die Wiedervereinigung.

So ist es gekommen. Dennoch wird zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung die DDR von viel zu vielen Menschen immer noch oder schon wieder verklärt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung begegnet diesem Trend mit einer neuen Online-Wissensplattform. www.DDRMythen.de setzt sich sachlich und wissenschaftlich fundiert mit den populärsten Mythen auseinander.

Tipp: Die Konrad-Adenauer-Stiftung wird Ende des Jahres 2008 mit einer Online-Wissensplattform unter www.DDR-Mythen.de auf die beschriebene Problematik reagieren.

In dieser Reihe sind bisher erschienen:

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