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Veranstaltungsberichte

Späte Gerechtigkeit: Der Eichmann-Prozess

Zeitzeugengespräch mit Gabriel Bach

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Gabriel Bach sprach im Rahmen der Themenreihe "Was ist gerecht?" in Dresden, sowie bei der Vortragsreihe "Diktaturerfahrungen - Zwischen Vereinnahmung und Widerstand" in Chemnitz und Leipzig

"Späte Gerechtigkeit: Der Eichmann-Prozess"

Anfang November konnte das Bildungswerk Dresden einen besonderen Gast in Sachsen begrüßen. Bei Veranstaltungen in Dresden, Leipzig und Chemnitz sprach der deutsch-israelische Jurist Gabriel Bach über seine Rolle als stellvertretender Ankläger im Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann. Bach wurde 1927 in Halberstadt geboren und emigrierte 1938 mit seiner Familie nach Amsterdam, bevor er zwei Jahre später nach Jerusalem übersiedelte. Als Vertreter der Anklage nahm er 1961 an den Verhandlungen gegen Eichmann teil, der als Leiter des „Judenreferates“ für den Tod von Millionen Juden verantwortlich war.

Der Einladung im Rahmen der Themenreihe „Was ist gerecht?“ waren am 5. November 2013 über 200 Gäste in das Stadtmuseum Dresden gefolgt. In seinem Vortrag schilderte der heute 86-jährige Bach auf eindrückliche Weise, dass ihn während seiner beruflichen Laufbahn als Staatsanwalt kein Prozess so beschäftigt habe, wie der gegen Adolf Eichmann. In den Verhandlungen sei er mit zahllosen Dokumenten und Zeugenaussagen konfrontiert gewesen, die die ungeheure Brutalität und Rücksichtslosigkeit der Nationalsozialisten bei der Verfolgung der Juden deutlich machten. Über 115 Zeugen, meist Holocaust-Überlebende, habe man damals angehört. Bach, der den Holocaust selbst nur knapp überlebte, könne viele dieser erschütternden Einzelschicksale bis heute nicht vergessen.

Eichmann selbst sei als Leiter der Deportationen in die Vernichtungslager von der Idee der Ausrottung der jüdischen Rasse geradezu besessen gewesen, so Bach. So habe er in Anweisungen selbst Hitler hintergangen, wenn er glaubte, dass dadurch Juden hätten entkommen können. Eichmann sei daher alles andere als ein bloßer „Schreibtischtäter“ gewesen.

Abschließend betonte Bach, dass die Bedeutung des Prozesses sich nicht auf die Verhängung des Todesurteils gegen Adolf Eichmann beschränke. Vielmehr hätten viele Überlebende dadurch erst begonnen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. In den Veranstaltungen und Zeitzeugengesprächen mit Jugendlichen wolle er diesen Gedanken weitertragen, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt.

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