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Veranstaltungsberichte

Symbole der Macht - im Rahmen der "ZEITSCHICHTEN"

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Zwischen Repräsentation und Verantwortung

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Zu seiner Hochzeit hat der sächsische Kurprinz Friedrich August einen goldenen Mantel im Wert von 4,7 Millionen Talern getragen. Mit einem solchem Auftritt ist man jemand. Doch wie verkleidet sich politische Macht heute?

Unter dem Motto „Symbole der Macht“ stand die diesjährige Veranstaltung der Reihe „Zeitschichten“ des Poltischen Bildungsforums Sachsen der KAS gemeinsam mit den Staatlichen Kunstsammlungen Sachsen. Am 06.11.2019 bestand für die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Königlichen Paraderäume im Dresdner Residenzschloss zu besichtigen. Die barocken Räume hatte August der Starke für die Hochzeit seines Sohnes kostbar mit edlen Stoffen, Gold und flächigen Deckenmalereien ausstatten lassen. Die vor 75 Jahren zerstörten Räumlichkeiten wurden erst im Oktober wiedereröffnet.

Im Anschluss an die Besichtigung der Räume begrüßte Dr. Joachim Klose die 160 Gäste im Fürstensaal. Prof. h.c. Dr. Dirk Syndram und Prof. Dr. Antonella Giannone waren zu Gast, um der Frage nachzugehen, was diese Symbole der Macht früher bedeuteten, und welche Inszenierungsmuster es heute gibt.

Zunächst begann Prof. Dirk Syndram, Rektor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, mit seinem Impuls zur Geschichte des Schlosses. Im 13. Jahrhundert begannen die Bauarbeiten für das Schloss, welches vor allem eine Bühne für die eigene Inszenierung der Herrschenden darstellte. Seinen Höhepunkt fand die Selbstdarstellung der Mächtigen in der Hochzeitfeier des Kurprinzen Friedrich August und Maria Josepha vor 300 Jahren. Kleidungsstücke wie der goldene Mantel des Bräutigams sind weitestgehend mythologische Objekte von unvorstellbarem Wert, die bei ihrem einmaligen Gebrauch fast eine Art Kraft auf den Träger übertragen.

Prof. Antonella Gianonne, Professorin für Modetheorie, -geschichte und Bekleidungssoziologie an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin, sprach darüber, wie Macht heute inszeniert wird. Macht werde heutzutage meist individuell verkörpert, und durch den Körper der Mächtigen zelebriert. Von normalen Menschen sind die Mächtigen augenscheinlich kaum zu unterscheiden, sodass Nähe konstruiert wird. Luxus ist undienlich für demokratische Legitimation, denn die Herrschenden sind Vertreter des Volkes mit denen sich die Bürger vor allem identifizieren wollen. Außerdem verschieben neue mediale Umstände die Grenzen zwischen der öffentlichen Bühne und dem privaten Backstagebereich. Hat J. F. Kennedy bei seiner Amtseinführung noch einen Zylinder getragen, so gab sich Barack Obama als Präsident oft locker im Hemd. Durch den bewussten Verzicht auf Exklusivität werden Hierarchien ausgeblendet. Die Mächtigen wirken zunächst sympathischer, doch laut Prof. Giannone sei es wichtig, sich nicht von der Kleidung blenden zu lassen, sondern die Inszenierung der Machthaber stetig zu hinterfragen.

Nach den beiden anregenden Impulsen hatten die Teilnehmer in einer kurzen Murmelrunde Zeit sich mit ihren Sitznachbarn auszutauschen, um danach mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. So fragten die Teilnehmenden beispielsweise, ob die Selbstinszenierung Donald Trumps nicht einen neuen Trend in Richtung der Repräsentationsmechanismen August des Starken zeigen würde oder zu welchem Teil den Mächtigen ein Image zugeschrieben wird und inwieweit sie sich aktiv selbstinszenieren.

Die Gespräche konnten die Teilnehmer nach der Diskussionsrunde bei einem Empfang im Schlosshof in lockerer Atmosphäre weiterführen.

 

Juliane Obst

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