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KAS/Julien Reiter

Veranstaltungsberichte

Veränderung als Chance – Chance der Veränderung

30 Jahre Friedliche Revolution und Neugründung des Freistaats Sachsen

Für gesellschaftliche Veränderungen bedarf es nicht nur notwendiger Strukturen und politischer Kräfte, sondern auch geeigneter Führungspersönlichkeiten, die das Heft des Handelns in die Hand nehmen, mutig Entscheidungen treffen und Orientierung geben. In Sachsen traf nach der Friedlichen Revolution beides zusammen. Ein Glücksfall für unser Land. Als erster Ministerpräsident hat Kurt Biedenkopf die fulminante Entwicklung des Freistaats Sachsen an entscheidender Stelle mitgeprägt. Es war ein Glücksfall, dass er , der fest im Denken der Bundesrepublik verankert war und sie maßgeblich als Universitätsrektor und Politiker gestaltet hatte, sich der neuen Herausforderung annahm und nach Sachsen ging. Im 30. Jahr der Deutschen Einheit blicken wir dankbar auf das Jubiläum des Freistaates zurück.

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„Vor 30 Jahren hat die spektakulärste friedliche Veränderung in der deutschen Geschichte stattgefunden“, ehrte Bundestagspräsident a.D., Prof. Dr. Norbert Lammert, diese Ereignisse beim Festakt der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Dresdner Frauenkirche. Die Friedliche Revolution habe in weniger als einem Jahr zur Wiederherstellung der Deutschen Einheit geführt, würdigte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Wir erinnern zugleich an einen Mann, der an diesen Prozessen herausragenden Anteil hatte.“

Der erste Ministerpräsident des 1990 wiedergegründeten Freistaates Sachsen, Kurt Biedenkopf, mit dessen Mitwirken auch der Wiederaufbau der Frauenkirche Dresden so internationale Anerkennung finden konnte, feierte dieses 30. Jubiläum und zugleich 90 Jahre seines Lebens.

Dies sei für uns alle ein Anlass, sich ins Bewusstsein zu heben, dass diese 90 Jahre eine Zeitspanne umfassen, zu denen die schwersten, entsetzlichsten, erstaunlichsten und glücklichsten Jahre der deutschen Geschichte gehören, betonte Lammert. Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs, gefolgt von einer Zeit der Teilung Deutschlands und Europas, „der bis an die Zähne bewaffneten Militärbündnisse in Ost und West“, und nun seit 30 Jahren ein Einigungsprozess in Deutschland und Europa, dessen Errungenschaften uns inzwischen so selbstverständlich geworden sind, dass uns die Hürden lästig werden.

„Jede frühere Generation hätte sich beglückwünscht, wenn sie diese Probleme zu lösen gehabt hätte, die wir heute bewältigen müssen“, mahnte Lammert.

Biedenkopf habe es immer vermocht, unvermeidliche Veränderungen als Chance zu ergreifen. Er sei ein Baumeister, nicht nur des Freistaates Sachsen, sondern des wiedervereinigten Deutschlands.

Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte in ihrer Festrede Biedenkopfs Wirken in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Er habe Veränderungen immer eher gesucht als gescheut – „auch auf die Gefahr hin, dabei anzuecken“. Sein Motto sei stets gewesen: „Wenn man nicht querdenkt, dann kann einem auch nichts Neues einfallen.“ Sachsen habe als neues Bundesland seinen neuen Platz in Deutschland finden müssen. „Ein Quer-, Vor- und Neudenker wie Kurt Biedenkopf musste sich geradezu eingeladen fühlen“, so Merkel. Die Wirtschaft habe modernisiert sowie eine neue Verwaltung aufgebaut werden müssen. „Er verbreitete Aufbruchsstimmung und ebnete Sachsens Erfolg den Weg“, würdigte Merkel den Jubilar. Freiheit und Ordnung seien für ihn keine Gegensätze, sondern ein Paar, das zusammengehört. Reformen seien schmerzhaft gewesen, aber Biedenkopf habe immer den Dialog, das Gespräch gesucht. „Hätte es den Begriff Landesvater nicht gegeben – man hätte ihn damals erfinden müssen.“ Biedenkopf habe wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Sachsens, seiner vielfältigen Forschungslandschaft und Innovationskraft beigetragen.

In einem Gespräch mit dem Jubilar betonte Michael Kretschmer, der derzeitige Ministerpräsident des Freistaats Sachsen, Biedenkopf habe immer den Austausch mit den Bürgern gesucht. Dies sei ganz entscheidend für das große Vertrauen gewesen. „Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass ich etwas gemacht hätte oder meine Regierung“, so Biedenkopf, „sondern das habt immer Ihr, die Sachsen, gemacht.“ Ob er zufrieden sei mit dem gegenwärtigen Deutschland, erwiderte Biedenkopf „Wenn man anfängt, zufrieden zu sein, dann fällt einem auch nichts mehr ein.“

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