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Im Gespräch mit Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes

Solidarität und gesellschaftlicher Zusammenhalt

Der TV-Journalist Meinhard Schmidt-Degenhard interviewte den Präsidenten des Deutschen Caritas Verbandes, Prälat Dr. Peter Neher, zu Themen wie Solidarität, Mitmenschlichkeit und Verantwortung.

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Bankkaufmann, Priester, Caritas-Präsident

Peter Neher über Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Verantwortung

Allein schon sein Werdegang vom Bankkaufmann zum Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes macht Prälat Dr. Peter Neher zu einem spannenden Gesprächspartner. So versprach HR-Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard dem Publikum, das sich trotz des Sturms im Hauptsitz der Caritas eingefunden hatte, kühn: „Sie werden es nicht bereuen heute hergekommen zu sein.“ Und er sollte Recht behalten.

Brennpunkte für Angela Merkel

Wenn Sie Angela Merkel und die Regierung der Großen Koalition beraten sollten, welche drei Punkte wären Ihnen am wichtigsten? So lautete die erste Frage Schmidt-Degenhards. Neher musste nicht lange nachdenken:

Erstens der demographische Wandel, der neue Pflegekonzepte und Rentenreformen notwendig macht.

Zweitens die Schere von arm und reich, die sich weiter öffnet. Das Auseinanderdriften der verschiedenen Gesellschaftsschichten wird zu einem „Sprengstoff für den zukünftigen gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

Drittens die Generationengerechtigkeit. Es mangelt oft an Verantwortungsbewusstsein für nachfolgende Generationen. Zum einen hinsichtlich der Staatsfinanzen, zum anderen hinsichtlich der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die berufliche und soziale Entwicklung eines Kindes darf nicht abhängig von der sozialen Herkunft sein. Bildung als Schlüssel zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung, muss stärker gefördert werden.

„Ob die Caritas in Berlin gern gesehen ist, das weiß ich nicht. Aber wir sagen was wir denken.“

Peter Neher sparte auch nicht mit Kritik an der Kirche und der Politik der Großen Koalition. So stellte er fest, dass die Kirche hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften einfach „keine Stimme mehr habe“. Er plädierte dafür, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften wertschätzend anzuerkennen, der Ehe, als Keimzelle der Gesellschaft aber weiterhin einen besonderen Stellenwert zuzuschreiben.

Im Regierungsprogramm der Großen Koalition wollen alle Parteien ihre Wahlversprechen einlösen. Dies geschieht zuweilen auf Kosten der kommenden Regierung und nachfolgender Generationen, denen man wissentlich finanzielle Baustellen hinterlässt.

„Kirche ohne Caritas ist keine Kirche!“ bringt es Neher auf den Punkt. „Ohne den Dienst am Nächsten und ohne die Hilfe für Menschen in Not wird die Kirche ihrem Auftrag nicht gerecht.“. Die Caritas sieht sich als Fürsprecherin der Hilfsbedürftigen, deren Stimme in der Politik sonst zu selten gehört wird.

Die Europäische Union begann als Wirtschaftsunion– Jetzt muss sozial gedacht werden

Gemeinsam mit Moderator Schmidt-Degenhard wagte Neher auch einen Ausblick auf die anstehende Europawahl. Lange Zeit, so Neher, sind die Belange des sozialen Miteinanders in Europa zu wenig berücksichtigt worden. Es ist höchste Zeit, dass Mitgliedsstaaten Verantwortung „für das gemeinsame europäische Haus“ übernehmen. Die Debatte um die Armutsmigration in Europa auf ein Betrugssyndrom zu reduzieren, hat nichts mit dem christlichen Menschenbild zu tun. Gemeinsam müssen realistische Lösungen gefunden werden, damit beispielsweise eine Familie aus Rumänien, die zuhause keine Chancen hat, nicht gezwungen ist, nach Deutschland auszuwandern. Der Aspekt des sozialen Friedens und des Ausgleichs muss stärker in den Vordergrund rücken. Die Gefahren des bisherigen Konfrontationskurses zeigen sich in dem starken Zuspruch für rechtspopulistische Parteien.

„Weit weg ist näher als du denkst“

Das Jahres-Motto der Caritas „Weit weg ist näher als du denkst“, zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend. Ob es um die Schuldenberge am Ende einer Regierungsperiode geht, die uns noch weit entfernt erscheinen oder um die Jugendarbeitslosigkeit anderer EU-Staaten, die uns nur scheinbar nichts angehen, in Wirklichkeit aber eine gemeinsame Herausforderung für die Länder Europas sind. Neher fordert jeden dazu auf, im hier und jetzt Verantwortung zu übernehmen. Die Caritas versteht sich im Sinne ihres Begründers, Lorenz Werthmann, als „Dampf in der sozialen Maschine“.

Elisabeth Lippert

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