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20 Jahre erfolgreiche Thüringer Schulpolitik - Wohin geht Thüringen jetzt?

Nordhäuser Gespräch am 05. September 2011

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Veranstaltungsrückblick

„Schul- und Bildungspolitik ist Zukunftspolitik“, mit dieser klaren Aussage in der Begrüßung durch Daniel Braun, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bildungswerkes Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung, war die Bedeutung des Themas von Anfang an herausgehoben. Die Herausforderung: Grundlagen werden jetzt gesetzt - Ergebnisse zeigen sich aber erst langfristig. Schlägt man den Bogen weiter, so wird deutlich, dass die Veränderungen in der Schulordnung von heute, die Qualität der Bildung als auch die Chancen der jungen Erwachsenen von morgen bestimmen.

Ein Thema also, welches auch von allen Teilnehmern der Diskussionsrunde mit einer hohen Priorität belegt wird und eine hohe Verantwortung für die Beteiligten mit sich bringt. Auf dem Podium diskutierten Kiell Eberhardt, Staatskretär a.D., der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Zeh und die Schulleiterin der Regelschule Ellrich Carola Böck. Moderiert wurde die Diskussion von Christian Tischner, Lehrstuhl für Didaktik der Politik Friedrich-Schiller-Universität Jena.

20 Jahre Thüringer Schulpolitik – auf dem Podium waren sich zunächst alle Teilnehmer einmal einig, dass der Blick zurück sehr positiv ausfallen kann. Der Bildungsvergleich mit anderen Ländern zeigt: Thüringens Schulpolitik war durchaus erfolgreich. Es war eine konservative Schulpolitik. Konservativ soll in diesem Sinne aber nicht negativ als fortentwicklungsfeindlich konnotiert, so Eberhardt in seinem Impulsvortrag. Sie war kontinuierlich und berechenbar. Man soll erst ersetzen, wenn sich etwas Neues als besser erwiesen hat, so Eberhardt. Dabei gab er verschiedene Punkte zu bedenken. Das Prinzip der Kultushoheit der Länder und ein positiv gestalteter Wettbewerbsföderalismus zwischen den Ländern ermöglichten Thüringen, sein erfolgreiches zweigliedriges Modell aus Regelschule und Gymnasium zu entwickeln. Das Familienorientierung und das Leistungsprinzip wurden gestärkt. Er bemängelt nun, dass Änderungen von der Ministeriumsspitze vorgegeben werden und nicht nach dem Prinzip der Subsidiarität den Schulen und Lehrern weiter Vertrauen entgegengebracht wird.

In der Diskussion zeigte sich ein Grundskonsens der Beteiligten, dass die Verantwortung vor allem bei den Schulen und Lehrerinnen und Lehrern vor Ort liege und diese müssten auch in Veränderungsprozesse aktiv eingebunden werden. Das Gespräch mit den Beteiligten sollte gesucht werden, bevor unvorbereitet neue Konzepte angestoßen werden. Die aktuellen Veränderungen jetzt hätten aber leider ohne größere Diskussionsprozesse stattgefunden. Dies bedauerte vor allem die Schulleiterin Carola Böck. Sie betonte die Wichtigkeit der Möglichkeit Schule individuell zu gestalten. Dies würde durch eine weitere Zentralisierung erschwert. Die flexible Schuleingangsphase stelle die Schule vor eine Herausforderung. Gemeinsam mit den Schülern, die ja eigentlich im Zentrum dieser Debatte stehen, wolle man sehen, was man gestalten kann und man sei bestrebt, die bestmöglichste Lösung zu finden.

Dr. Zeh betonte immer wieder, dass z.B. Gemeinschaftsschulen auch nicht verordnet würden, sondern die Schulen und Eltern vor Ort selbst entscheiden sollten, welchem Modell sie folgen wollen.

Was man bei Reformen, gerade im bildungspolitischen Bereich beachten sollte, wollte Christian Tischner von den Beteiligten wissen. Abgesehen von bereits zuvor angesprochenen Aspekten wie die Langfristigkeit und Verantwortung vor Ort, bemängelt Eberhardt eine ideologisch geprägte Diskussion und die fehlende Kontinuität. Man wisse nicht so richtig, wo man hinwolle. Böck antwortet klar, wohin es mit der Regelschule gehen sollte. Sie solle schon eine Unterscheidung zum Gymnasium darstellen. Gymnasium sollte gezielt auf ein Studium vorbereiten und die Regelschule für die Vorbereitung klassischer Berufsausbildungen von Fachkräften sorgen.

Dr. Zeh unterstrich, dass sich die Regelschule mit dem durch die Thüringer CDU-Landtagsfraktion vorgestellten Modell der Oberschule erfolgreich weiterentwickeln könnte. Sie bietet eine flexible Schulausgangsphase und hat zum Ziel, dass kein Schüler mehr die Schule ohne Abschluss verlässt.

Die Frage der Personalpolitik im Bildungsbereich bleibt und gilt für die Zukunft zu lösen. Carola Böck äußerte diesbezüglich aber einen klaren Wunsch: sie wolle in Zukunft nicht mehr die jüngste im Lehrerkollegium sein.

Christian Tischner stellte in der Abschlussrunde fest, dass Schulpolitik eben nicht selbstverständlich erfolgreich sei. Was die Podiumsgäste sich denn für die Zukunft wünschten, fragte er daher zum Abschluss. Die Antworten vielen einheitlich aus. Man müsse von unten nach oben denken, das Kind in den Mittelpunkt stellen und vor allem mit den Lehrern gemeinsam arbeiten und sie motivieren. Die Verlässlichkeit und Kontinuität müsse wieder hergestellt werden. Eberhardt gab zum Abschluss noch zu bedenken, dass es sich um so langlebige Veränderungsprozesse handle, die nicht kurzfristig und in so breiter Form durchgesetzt werden können, denn Schulentwicklung kann nicht in Legislaturperioden gedacht werden.

Text: Elisabeth Eberlein

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Diskussion
5. September 2011
Fachhochschule Nordhausen, Hörsaal 1 Haus 19, Weinberghof 4, 99734 Nordhausen
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