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Veranstaltungsberichte

Die Droge Crystal Meth: Herausforderung für Politik, Polizei, Präventionsarbeit

von Elisabeth Helbig
Vortrag und Gespräch

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Das PBF Thüringen veranstalte am 27.11.12014 zusammen mit dem Martin-Luther-Gymnasium Eisenach, Vertretern von Polizei, Politik und Präventionsarbeit eine Schulver-anstaltung zum Thema „Die Droge Crystal Meth“.

Zu der Abendveranstaltung, die die Herausforderungen für die verschiedenen gesell-schaftlichen Bereiche aufzeigen sollte, kamen etwa 140 interessierte Schüler und Eltern in die Aula der Schule.

In seinen Begrüßungsworten sprach auch der Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung von der Droge als eine Herausforderung, die bei Weitem nicht mehr nur Großstädte betreffe. Auch ländliche Regionen seien mittlerweile davon betroffen und dürften nicht im Stich gelassen werden.

Mit einem kleinen Hörbeitrag der 8. Klassen wurde dann das Thema Crystal Meth eingeleitet. Bei diesem befragten die Schülerinnen und Schüler Passanten auf offener Straße, ob sie schon einmal in Kontakt mit Drogen gekommen seien, was sie davon hielten und ob sie schon einmal von Crystal Meth gehört hätten. Die Antworten fielen dabei sehr unterschiedlich aus.

Bianca Eschrich, Leiterin der Polizeiinspektion Eisenach sprach im Anschluss daran von den Herausforderungen, die die Droge auch für die örtliche Polizei darstelle. Crystal Meth sei keinesfalls eine neue Droge. Schon Ende des 19. Jahrhunderts sei diese Chemikalie dazu genutzt worden, Soldaten zu stimulieren. Dennoch trete der Konsum und Handel mit der Droge in den letzten Jahren auch vermehrt in Thüringen auf. Eschrich sprach von Crystal Meth als eine synthetisch hergestellte Droge mit einem sehr hohen Reinheitsgrad von 90%, der wiederum zu einer sehr schnellen Abhängigkeit führe. Sie bezeichnete Crystal Meth als eine der hochgefährlichsten Drogen die wir kennen und die wir jemals hatten. Der Konsum bzw. die Abhängigkeit liese sich durch einige Symptome relativ leicht erkennen. Der Betroffene leide unter starken Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit, Rededrang, Hyperaktivität und unter fehlendem Schlafbedürfnis und Schmerzempfinden. Für den Körper resultierten daraus Vergiftungserscheinungen, neurologische Störungen oder auch eine Körpertemperatur von über 40 Grad Celsius. Der Betroffene leide darüber hinaus nicht selten an Gefühlskälte und seelischer Abstumpfung, die Droge führe langfristig zum körperlichen Verfall und meist zum Tod.

Im Vergleich zu 2012 habe sich der Missbrauch von Amphetaminen, zu welchen auch Crystal Meth gehört, um 11% gesteigert. Die Entwicklung führte die Polizistin vor allem darauf zurück, dass die Droge leicht herstellbar sei und im nahen Osteuropa weder die Herstellung noch die Mitführung strafbar seien. Crystal Meth überhole dadurch mittlerweile auch Cannabis in der Konsumstatistik. Dies sei ein sehr ernstzunehmender und besorgniserregender Indikator. Ebenso, dass die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Bayern zusammen 90% der Sicherstellungen von Crystal Meth für sich behaupteten. Dies sei nur durch die Nähe zur tschechischen Grenze erklärbar.

Um die Droge zu Bekämpfen oder über ihre Auswirkungen und ihre Gefahren zu informieren, müsse der Schwerpunkt auch weiterhin auf Präventionsarbeit liegen. Die Polizei könne hier nicht direkt helfen, sie könne nur daran arbeiten, die Droge und ihre Konsumenten schneller zu erkennen und die Bevölkerung zu einer größeren Zivilcourage und einem gesteigerten Anzeigeverhalten zu bewegen.

Im Anschluss an diesen Vortrag sprach Gerald Böhm, Leiter der Suchtberatungsstelle Kompass Eisenach über die Herausforderungen an die Präventionsarbeit. Auch er verwies noch einmal auf aktuelle Statistiken, die allesamt eine deutliche Steigerung des Konsums und Verkaufs von Crystal Meth belegten. Aber er appellierte auch an die Schülerinnen und Schüler Nein sagen zu können. Dafür brachte er zwei Beispiele an, die beide einen hohen Grad an Gruppenzwang simulierten. Was würden die jungen Erwachsenen tun, wenn sie freitags abends, müde von der Schulwoche, eigentlich wach und munter auf einer Party sein sollen, aber eigentlich kaum ihre Augen offen halten können. Wie würden sie reagieren, wenn dann ein Freund käme und ihnen etwas anbieten würde, was verspräche sie das ganze Wochenende wachzuhalten? Könnten sie dem Druck der Gruppe und der Verlockung einer scheinbar grenzenlosen Feierlaune wiederstehen? Präventionsarbeit habe genau diese Aufgabe. Menschen dazu zu bringen, nein sagen zu können und über die Herausforderungen und Auswirkungen aufzuklären. Böhm zeigte auch noch einmal deutlich, welche Priorität Crystal-Meth-Abhängige in ihrer Suchtberatungsstelle hätten. Sie würden niemals abgelehnt oder auf einen anderen Tag verwiesen werden, da es hier besonders wichtig sei, schnell und effizient zu handeln und über Therapiemöglichkeiten und Krankenhausaufenthalte zu sprechen. Das Therapiesystem beinhalte dabei zuerst einmal die Suchtberatung, gefolgt von einer Entgiftung, einer Entwöhnungsbehandlung, Nachsorge und schließlich der beruflichen Reintegration. Die Entwöhnungsbehandlung umfasse in etwa 24 Wochen. Die Zeit bis man einen Therapieplatz bekommt etwa drei bis vier Monate. In dieser Zwischenzeit sei eine Unterstützung und Begleitung der Betroffenen sehr wichtig. Eine Zwischenfrage richtete sich nah der Abbrecherrate der Therapie. Böhm erwiderte daraufhin, dass 50-60% der Betroffenen ihre Therapie auch erfolgreich beendeten. Zum Abschluss stellte Böhm die Frage, was die Präventionsarbeit und die Gesamtgesellschaft weiterhin mehr tun könne. Der Zugang zum Hilfssystem müsse entdeckt und leichter gestaltet werden.

Im Anschluss an Böhms Ausführungen eröffnete der Landtagsabgeordnete Raymond Walk die Diskussion. Dazu forderte er zwei Schüler auf, aus ihrer Projektarbeit zum Thema zu berichten. Auch sie kamen in ihren Recherchen zu den gleichen Ergebnissen. Die Zahl der Crystal Meth Abhängigen steige stetig und die Folgen für die Betroffenen seien verheerend. Präventionsarbeit sei hierbei sehr wichtig aber vielleicht noch nicht genügend ausgeschöpft. Sowohl die Schüler, als auch die Eltern forderten schließlich eine vermehrte Präventionsarbeit an Schulen, damit nachfolgende Generationen möglichst gut aufgeklärt seien, der Droge Crystal Meth so leichter wiederstehen könnten und Betroffenen einen Einstieg in die Hilfe besser zu ermöglichen.

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Daniel Braun

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Leiter des Auslandsbüros Nordmazedonien und Kosovo

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