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Schüler-Workshop

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Wie tief und vielseitig Antisemitismus immer noch in unserer Gesellschaft verankert ist, wurde einmal mehr deutlich am 09.10.19, als nur die dicken Tore einer Synagoge die jüdische Gemeinde Halle am Jom Kippur Feiertag vor einem größeren Blutbad retteten. Der Attentäter von Halle hatte sich im Vorfeld im Netz radikalisiert und steht so stellvertretend für die Problematik von Antisemitismus im Netz, in welchem vielfach abfällige Kommentare über Juden besonders offen geäußert werden. Um diesen erschreckenden Tendenzen entgegenzuwirken, engagiert sich die Konrad-Adenauer-Stiftung an Schulen, um präventiv über Antisemitismus aufzuklären. Aus diesem Grund fand am 09.09.20 an dem evangelischen Schulzentrum Mühlhausen sowie am 10.09.20 an der evangelischen Gemeinschaftsschule Erfurt in Kooperation mit den Achava-Festspielen ein Schüler-Workshop über Antisemitismus statt. Durchgeführt wurde der Workshop von dem Judaist Jens Korzetz und dem Historiker Steven Lange.

Zu Beginn wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, ihre Assoziationen zu dem Begriff Antisemitismus zu sammeln. Dabei wurde deutlich, dass vielfach das Wissen über Antisemitismus in der Schülerschaft nur sehr unkonkret und begrenzt war. Im Anschluss referierte Korzetz aus historischer Perspektive über Antisemitismus. Obwohl sich die Begründungen im Laufe der Zeit gewandelt hätten, so Korzetz, die Vorurteile und der Hass gegen Juden wären konstant geblieben. Währen Antisemitismus im Mittelalter noch religiös begründet worden sei, hätte sich in der Moderne das Erklärungsmuster zu einem rassistischen oder klassenkämpferischen gewandelte. Besonders ausführlich referierte Korzetz über den aktuellen Antisemitismus. Hier würden sich drei große Formen herauskristallisieren. Zum einem gäbe es den rechten, häufig rassistisch begründeten, Antisemitismus, welche relativ leicht als solcher erkennbar sei. Subtiler sei hingegen der als Israelkritik getarnte linke oder muslimische Antisemitismus. Um Antisemitismus als solches zu enttarnen und von legitimer Kritik von israelischen Akteuren zu unterscheiden, empfahl Lange den „3D“ (drei Kriterien) Test. Sollten Aussagen, welche sich „nur“ als Israelkritik ausgeben, Israel dämonisieren, delegitimieren oder doppelte Standards anlegen, müsse von Antisemitismus gesprochen werden.

Nach einer kurzen Pause beleuchteten Lange und Korzetz das Auftreten von Antisemitismus im Netz. In diesem, so die Referenten, würde Hass gegen Juden besonders ungefiltert und offen auftreten. Dieser sei neben einschlägigen Foren auch viel in der Gamerszene oder auf WhatsApp und Instagram zu finden. Da dies die Lebenswelt vieler Schülerinnen und Schüler berührt, konnten diese vielfache aus ihren eigenen Beobachtungen von Antisemitismus im Netz berichten. So erwähnte u.a. ein Schüler, dass regelmäßig in dem Spiel „Fortnite“ sich Spieler Adolf Hitler nennen würden. Neben der Anonymität seien insbesondere sich gegenseitig bestärkende Echoblasen Ursache für den im Netz besonders unverblümt auftretenden Antisemitismus.

Um die Schülerschaft zu befähigen auf beobachteten Antisemitismus angemessen zu handeln, gaben die Referenten den Schülern konkrete Tipps, wie man auf Antisemitismus sowohl im Analogen als auch im Digitalen reagieren könnte. So sei es insbesondere im Netz wichtig, antisemitische Kommentare bei den Plattformbetreibern zu melden und es nicht zu einem Gewöhnungseffekt kommen zu lassen. Hingegen im Analogen sei es hilfreich sich für die betroffenen Personen stark zu machen und antisemitischen Aussagen zu widersprechen und diese zu konfrontieren.

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