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Veranstaltungsberichte

Eröffnung der Wanderausstellung "DDR: Mythos und Wirklichkeit."

von Victoria Kemper

"Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte."

Eröffnung der Wanderausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte."

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In Zusammenarbeit mit der Stadt Hildburghausen eröffnete das Politische Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung am 2. März 2015 die Wanderausstellung „DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“.

Nach einleitenden Begrüßungsworten durch Maja Eib, der Landesbeauftragten der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie einem Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Hildburghausen Holger Obst, erfolgte zunächst eine musikalische Darbietung des Berliner Liedermachers und Autors Stephan Krawczyk.

Dieser trug neben aktuellen Liedern auch solche vor, die er zu DDR-Zeiten verfasste und die ihm aufgrund der darin geübten Systemkritik, ein Berufsverbot einbrachten. Lieder wie „Das ist nie gewesen…“ oder „Mein Freund, der Feind, ist tot“ nutzt der ehemalige DDR-Dissident heute dazu, um die Erinnerungen an das SED-Regime wachzuhalten. Vor allem bei Jugendlichen stelle er zunehmend entsetzt fest, dass diese mit den in der DDR vertretenen Idealen, sympathisieren. Äußerungen wie „Dass die DDR das schönste Land der Welt sei, das es je gegeben hat“, seien keine Seltenheit.

Im Anschluss an die musikalische Darbietung begann der Historiker und Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Dr. Hubertus Knabe mit dem Eröffnungsvortrag. In diesem legte er sachlich und anschaulich zahlreiche Behauptungen dar, die fünfundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung, den Rang historischer Mythen eingenommen hätten.

Zunächst weist Knabe darauf hin, dass diese sich keineswegs von selbst herausgebildet hätten, sondern dass diese „von einigen politischen Kräften bewusst durch gezielte Desinformation aufgebaut worden sind und immer noch werden“.

Viele dieser politischen Kräfte seien nicht nur zu DDR-Zeiten ein unverzichtbarer Teil des Systems gewesen, sondern heute noch aktiv in der Politik tätig.

Aufgrund der Hartnäckigkeit mit der sich diese Mythen halten würden, sei es deshalb wichtig, sich kritisch damit zu befassen. Denn vor allem junge Menschen, die die DDR nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen, müssten sich ein umfassendes, aber vor allem aufgeklärtes Bild über das SED-Regime machen.Hierzu leiste vor allem die Konrad-Adenauer-Stiftung mit Ausstellungen wie der heutigen, einen unverzichtbaren Beitrag. Knabe stellt anerkennend fest, dass ihm keine andere Institution bekannt sei, die „so viele Zeitzeugen in die Schulen schickt, und überhaupt so viel für ehrliche Geschichtsaufarbeitung tut, ob mit Vorträgen oder solchen Ausstellungen.“

Schließlich könnten nur durch gezielte Informationen und Aufklärung, Irrtürmer sowie Legenden und eine damit einhergehende Verfälschung der Geschichte verhindert werden.

Der Referent verweist hier auf historische Mythen wie die Dolchstoßlegende am Anfang der Weimarer Republik oder Hitlers Autobahnen, die fatale Folgen für die deutsche Geschichte gehabt haben und konstatiert: „Mit Mythen haben wir Deutsche schlechte Erfahrungen.“

Anschließend geht der Historiker auf die von der DDR ursprünglich angestrebten Ideale wie Freiheit, Brüderlichkeit und Sozialismus ein. Vor allem letzteres wecke durchaus positive Assoziationen. Man verbinde damit oft Begriffe wie soziale Gerechtigkeit.

Doch trotz dieser vermeintlich ehrenvollen Idealen, gibt der Historiker zu bedenken, dass es sich bei dem DDR-Regime um einen Unrechtsstaat gehandelt habe und der historische Mythos, dass die DDR ein demokratischer Rechtsstaat gewesen sei, ganz klar zu widerlegen ist.

Denn „wenn ein Staat seine Regierung nicht frei wählen lässt, dann ist es ein Unrechtsstaat.“

Auch wenn diese stets Rechtsstaatlichkeit propagierte, fehlten bereits die für den Rechtsstaat charakteristischen Elemente wie Gewaltenteilung, die Gesetzesmäßigkeit der Verwaltung sowie die Unabhängigkeit der Gerichte. Bzw. waren diese rechtsstaatlichen Prinzipien in der DDR-Verfassung angeführt, hatten jedoch keinerlei Geltung. Gerade die in der DDR zu erkennende Verrechtlichung der Diktatur sei prägend für einen Unrechtsstaat. Wer diese offenkundige Tatsache jedoch bestreitet, der „sollte nach Berlin-Hohenschönhausen kommen.“, hier werde er eines besseren belehrt.

Des Weiteren thematisiert Knabe den weit verbreiteten Mythos, dass Planwirtschaft und Sozialismus einen hohen Lebensstandard ermöglichten und dass Sozialismus folglich positiv zu bewerten sei. Diese Behauptung, dass die Planwirtschaft, das bessere Wirtschaftssystem und Sozialismus somit gut sei, nur ohne Stasi und die Mauer, werde noch heute von Mitgliedern der Linken gezielt popularisiert. Knabe entgegnet diesem klar, dass es eine utopische Vorstellung sei, Sozialismus, die Stasi, den Stacheldraht und die Mauer voneinander zu trennen. Eine Kausalität zwischen diesen Komponenten sei offenkundig festzustellen.

Daneben entspreche dieser Mythos nicht der Wahrheit, so der Historiker, da die Planwirtschaft in der DDR „auf Pump gelebt habe“.

Die stabilen und niedrigeren Nahrungsmittelpreise in der DDR seien nämlich vorrangig durch die Verteuerung anderer Produkte finanziert worden. Auch mussten dafür immer wieder neue staatliche Subventionen getätigt werden. Dies habe schließlich dazu geführt, dass die DDR in den finanziellen Ruin lief. Ferner sei durch die zentrale staatliche Steuerung der Wirtschaft eine auffallende Starrheit herbeigeführt worden, diese habe sich vor allem in der ausgeprägten Innovationsfeindlichkeit der DDR, widergespiegelt.

Knabe resümiert, dass die DDR infolgedessen ein lehrreiches Beispiel dafür sei, zu zeigen, von welchem Nachteil es ist, wenn das gesamte Wirtschaftssystem unter staatlicher Kontrolle stehe. Ein Staat dürfe lediglich regulative Rahmenbedingungen vorgeben. „Die Behauptungen, dass die DDR eine Wirtschaftsmacht war, stimmt also nicht.“, so der Historiker.

Die defizitäre wirtschaftliche Lage in der DDR, sei auch von der Bevölkerung nicht unbemerkt geblieben, sodass aufgebrachte Menschen am 17. Juni 1953, zu Tausenden auf die Straßen strömten und protestierten. Um eine Wiederholung dieser Proteste definitiv auszuschließen sowie eine weitestgehende Anpassung der Bevölkerung an die staatlichen Strukturen zu erreichen, ergriff das SED-Regime drastische Mittel.

Es wurde die Mauer errichtet, die die Menschen einsperrte. Zudem wurde ein Überwachungsapparat immens großen Ausmaßes, installiert, der die Bevölkerung ständig kontrollierte. Die Gesellschaft sei von einem unvorstellbaren Spitzelsystem durchzogen gewesen. So wollte man laut Knabe verhindern, dass Menschen die Flucht ergriffen.

Solche Reisen seien verboten gewesen bzw. durfte stets nur ein Angehöriger einer Familie reisen, um eine Flucht aus der DDR zu verhindern.

Vor allem habe man unterbinden wollen, dass junge Menschen dem System davon liefen, denn diese waren für das Funktionieren des Wirtschaftssystems unverzichtbar. Der Mythos, dass die DDR-Bürger nicht in das westliche Ausland verreisen wollten, sei folglich unwahr.

Knabe beendet seinen Vortrag mit der Feststellung, dass heute immer zahlreiche Mythen über die DDR existent seien, da die Partei der SED-Diktatur nicht verboten wurde.

Die heutige Linke sei ganz klar Nachfolgerin der SED und könne dies trotz mehrfacher Umbenennungen, nicht revidieren. Auch wenn die Parteiangehörigen stets betonen würden, Mitglieder einer neuen Partei zu sein.

Daneben weist Knabe die Zuhörerinnen und Zuhörer darauf hin, dass auch heute zunehmend Einstellungen und Tendenzen (vor allem) unter jungen Menschen sicht- sowie spürbar seien, die es als „hipp“ empfinden für Sozialismus und seine Ideen einzutreten. Gegenüber solchen Gefahren müsse die Gesellschaft wachsam sein und hierfür sensibilisiert werden, denn „wer in der Demokratie einschläft, wacht in der Diktatur auf!“.

Nach dem musikalischen Abschluss durch Stephan Krawczyk waren die Zuhörerinnen und Zuhörer im Rahmen eines kleinen Empfangs zur Begegnung sowie zu persönlichen Gesprächen eingeladen.

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