Veranstaltungsberichte
Anlässlich der Philipp-Melanchthon-Tage_ am Philipp-Melanchthon-Gymnasium in Gerstungen hielten Andreas Litzke vom Projektmanagement 2017 der EKM und Ludwig Grosse, Oberkirchenrat i.R. einen historisch-theologischen Vortrag zu Luthers Wirken und den Umständen seiner Epoche.
Herr Litzke begann seinen Vortrag mit einem historisch geographischen Überblick Deutschlands und stellte die Machtverhältnis um 1500 dar. Dabei ging er auf die große Anzahl sakraler Fürstentümer mit weltlicher Macht und die große territoriale Zersplitterung ein. Dazu gab er einen Überblich über die Religiösität der Epoche, was er anhand vieler Bilder in seiner Power-Point-Präsentation erklärte. In diesem Zusammenhang ging er insbesondere auf die Sakramente und den gesellschaftlichen Stellenwert der Kirche ein. In diese Allgemeinen Information bettete er biographische Daten Luthers ein und erklärte Ihre Bedeutung und gab zudem unbekannte und noch unerforschte Facetten von Luthers Vita an, welche den Lebensweg entscheidend beeinflusst haben könnten.
Danach führte er die Bedeutung der Reformation für die damalige Lebenswelt aus, welche bereits vor Luther begann, jedoch besonders durch ihn vorangetrieben wurde. Insbesondere Funktion und Kritik der Praxis des Ablasses erläuterte er ausführlich. Dazu ergänzte er ein weiteres Charakteristikum der Reformation, dass sie gerade dort stark war, westlich des Rheins und nördlich der Donau, wo römische Herrschaft nicht existierte und somit das auf römischen Stadtleben basierende Christentum römisch-katholischer Prägung weniger Einfluss gewinnen konnte.
Zum Thesenschlag Luthers erörterte Herr Litzke das Wirken Luthers an der Uni Wittenberg und auch die historischen Kontroversen. Die Sprengkraft und das genuin Neue der Thesen Luthers erläuterte Ludwig Grosse anhand sola fide, sola gratia, solus christus, sola scriptura, wobei er dies sehr eindringlich mit Bezügen in die Gegenwart durchführte. Außerdem unterstrich er die Bedeutung der Erfindung des Buchdruckes, welcher umwälzend wie die neue Informationstechnologie heute, die Thesen Luthers unter der Bevölkerung verbreitete. Darüber hinaus stellte er die Bedeutung der scheinbar widersprüchlichen Äußerung von der Freiheit eines Christenmenschen mit dem Ausspruch „Jeder Christenmensch ist Knecht und Untertan... dar".
Abschließend skizzierte Herr Litzke die Konsolidierung der Evangelischen Konfession bis 1648 zum Westfälischen Friede und unterstrich die Millionen auf Opfer, die auf diesem Weg zu beklagen waren. Dazu stellte er die These auf, dass möglicherweise das Bewusstsein an diese gewaltsame Geschichte der Religion, die heutige distanzierte Sicht auf Religion in Deutschland erklären könnte.
Trotz des etwas längeren Vortrages waren alle Zuhörer sehr aufmerksam sowie gespannt, was in vielen persönlichen Dankesbekundigungen an Referenten und KAS seinen Ausdruck fand.