Veranstaltungsberichte
Das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen lud am 13. September 2016 nach Heiligenstadt zur Eröffnung der Reihe „Zyklus des Unsichtbaren“ – Aus den Erzählungen von Eric Emmanuel Schmitt. Nach einleitenden Worten durch Maja Eib, Landesbeauftragte des Freistaates Thüringen verlas Herrn Schauer stellvertretend für Gerold Wucherpfennig sein Grußwort. In seiner Rede wurden die Aktualität religiöser Konflikte und damit verbundene Problemstellungen und Herausforderungen für Einwanderungsländer thematisiert. Daher sei es wichtig sich mit Religion und Religiosität auseinanderzusetzen, um zu Erkenntnissen zu gelangen.
Das Werk des Eric-Emmanuel Schmitt
Diesem Vorhaben hat sich der französisch-belgische Autor Eric-Emmanuel Schmitt angenommen. Sein Hauptschwerpunkt liegt in der Behandlung der vier von fünf Weltreligionen: Islam, Judentum, Christentum und Buddhismus. Neben Theaterstücken schreibt er Romane und Erzählungen. Seine Werke wurden in 35 Ländern aufgeführt. Sein Buch zum Islam „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ wurde 2003 sogar verfilmt und ein Jahr darauf mit dem deutschen Bücherpreis ausgezeichnet. In seiner Bücherreihe „Zyklus des Unsichtbaren“ nähert er sich an Religion und Kultur an. Doch er betrachtet sie nicht einzeln, sondern stellt sie gegenüber und vergleicht sie. In seinem zweiten von vier Bänden erschienen Buch „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, widmet sich Schmitt dem Islam, den er mit dem Judentum zusammenprallen lässt. Vorrangig geht es um eine mystische Strömung des Islam, der sich mit dem „inneren Kern“ des Korans beschäftigt, dem Sufismus. Anhänger werden Sufi oder Derwisch genannt.
Freiraum Syndikat
In einer durch das Zusammentreffen von Lesung und Musik kreierten intensiven Atmosphäre hörten die Anwesenden gespannt den Erzählungen von Eric-Emmanuel Schmitt zu. Es las Lutz Großmann vom Puppentheater Gera/Theater&Philharmonie Thüringen. Die musikalische Gestaltung mittels E-Gitarre und Cello übernahm das Duett Dreyer von Freiraum Syndikat. Neben Stücken von Sting und anderen internationalen Musikern, spielten sie eigens vom Bandleader Lukas Dreyer komponierte Stücke.
Zyklus des Unsichtbaren – Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Das Buch erzählt die Geschichte des muslimischen Sufis Monsieur Ibrahim und des jüdischen Jungen Moses, von Monsieur Ibrahim „Momo“ genannt. Moses lebt allein mit seinem introvertierten Vater in einem Randbezirk von Paris. Der „Araber“ Ibrahim ist aufgeschlossen. Nach und nach lernen sie einander kennen. Es zeigt sich, dass zwischen dem jüdischen Moses und dem Sufi Ibrahim, trotz ihrer religiösen Unterscheidung, Parallelen existieren. Als Moses‘ Vater ihn eines Tages verlässt, verfestigt sich die Freundschaft zwischen den beiden endgültig. Momo und Ibrahim begeben sich auf eine unglaubliche Reise, auf der sie sich ihrer Religiosität hingeben.
Birgül Akpinar
Im Anschluss an die Lesung wurde in einer Podiumsdiskussion über eine weitere Form des Islam gesprochen. Gesprächspartnerin für Moderatorin Svea Haugwitz war die Alevitin und Leiterin des Alevitisch-Christlichen Freundeskreises der CDU Baden-Württemberg Birgül Akpinar. Sie erzählte über ihre türkische Herkunft, ihre Erziehung und erläuterte ihre Sicht auf verschiedene, derzeit aktuelle Fragestellungen. Aus den Erzählungen von Eric-Emmanuel-Schmitt und den Erläuterungen von Birgül Akpinar wurde klar, dass es den einen Islam nicht gibt. Aleviten sind im Vergleich zu anderen islamischen Strömungen in der Auslebung ihres Glaubens auf Privatsphäre bedacht. Ihre offene Haltung gegenüber westlichen Gesellschaften ist Teil ihres Weltbildes. Natürlich muss auch hier differenziert werden. Zur Unterstützung hatte Frau Akpinar einige Gegenstände mitgebracht. Zum einen das Sas, ein gitarrenähnliches Zupfinstrument, welches zu Festen und Zusammenkünften, aber auch zu ihren Gebeten, die nicht geschlechterspezifisch abgehalten werden, erklingt. Zum anderen hatte sie eine Burka dabei, die ein afghanischer Botschafter ihr geschenkt hatte. Anhand der Burka erklärte sie dem Publikum, warum sich Frauen in bestimmten Ländern vollständig verhüllen müssen: Zum Schutz vor Männern, was allerdings im Gegenzug alle Männer unter Generalverdacht stelle.
Schließlich hatten auch die Zuhörer die Möglichkeit ihr Fragen zu stellen. Die Fragen bezogen sich auf die jüngsten Entwicklungen und richteten sich auf Kontroversen zur Einwanderung und zur Migration. Frau Akpinar beantwortete diese mit Hilfe von Hintergrundwissen, über welches sie aufgrund ihres gesellschaftspolitischen Engagements und ihrer familiären Abstammung verfügt.
Abschließend spielten Freiraum Syndikat gemäß ihrer Tradition ein letztes Stück. Die Gespräche wurden nach der offiziellen Beendigung der Veranstaltung auch persönlich fortgeführt, versüßt durch eine von Frau Akpinar mitgebrachte typisch türkische Süßigkeit, Lochum.