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Veranstaltungsberichte

Von der Teilung zur Einheit – Die Bundeswehr im Spiegel der deutschen Wiedervereinigung

von Tim Segler
Am 12. November 2025 würdigten die Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen und das Landeskommando Thüringen im Collegium Maius Erfurt das 70-jährige Bestehen der Bundeswehr. Nach Grußworten von Maja Eib und Oberst Klaus Glaab betonte Landtagspräsident Dr. Thadäus König die Rolle der Streitkräfte als „Armee der Demokratie“ und Garant für Sicherheit, Hilfe und Abschreckung. In einer Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten standen aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen, NATO-Verantwortung und kognitive Resilienz im Fokus. Ein festlicher Empfang rundete den Abend ab.

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Ein besonderer Anlass im Collegium Maius

Am 12. November 2025 fand im Collegium Maius in Erfurt eine Kooperationsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen mit dem Landeskommando Thüringen der Bundeswehr statt. Das Jahr 2025 ist ein besonderes Jahr: Die Bundeswehr feiert ihr 70-jähriges Bestehen. Ihre Gründung und Deutschlands Beitritt zur NATO 1955 sind entscheidende Wegmarken der deutschen Geschichte. Denn nur zehn Jahre nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges bewaffnete Deutschland sich wieder. Doch mit der neu aufgestellten Bundeswehr entstand eine ganz andere Armee, als es die Wehrmacht des Dritten Reiches war – im Geist der Demokratie erzogen und eingebunden in die NATO.
Den festlichen Rahmen der Veranstaltung würdigte das Ehepaar Wunderle mit der musikalischen Begleitung des Abends.

 

Begrüßung durch Maja Eib

Die Landesbeauftragte und Leiterin des Politisches Bildungsforums Thüringen Maja Eib machte in ihrer Begrüßung deutlich, dass sieben Jahrzehnte Dienst und Einsatz der Bundeswehr ohne Schlüsselereignisse wie Westbindung, den NATO-Beitritt und die deutsche Wiedervereinigung nicht vorstellbar sind. Sie machte deutlich, dass die Arbeit der Streitkräfte in eine wehrhafte Demokratie eingebettet ist.
Die anwesenden Gäste gedachten im Rahmen einer Schweigeminute aller im Dienst Gefallenen und Toten der Bundeswehr.

 

Historische Rückblicke und persönliche Gedanken

Obert Klaus Glaab, Kommandeur des Landeskommando Thüringen, richtete anschließend in seiner Begrüßung u. a. den Blick in die historischen Umstände des Gründungsjahres 1955 zurück. Ebenfalls formulierte er sehr persönliche Gedanken aus seiner persönlichen Dienstzeit mit dem Schwerpunkt auf die vielfältigen Transformationsherausforderungen der Bundeswehr. Besonders das Jahr 1990 bildete einen Rückblick: Die Bundeswehr übernahm nach der friedlichen Revolution in der Deutschen Demokratischen Republik die Angehörigen der Nationalen Volksarmee und wurde, so Glaab, zu einem „Schrittmacher der Einheit, der Armee der Einheit.“
Abschließend appellierte Oberst Glaab in Zeiten neuer Bedrohungen von Außen sowie einer hybriden Kriegsführung in Europa das Einende in Bezug auf den Auftrag der Bundeswehr in den Vordergrund zu stellen. Es gelte mehr denn je für Frieden und Freiheit einzutreten, wozu auch die gesamte Gesellschaft ihren Beitrag leisten müsse.

 

Festvortrag von Landtagspräsident Dr. Thadäus König

In seinem Festvortrag machte der Präsident des Thüringer Landtag, Dr. Thadäus König MdL, deutlich: „In den sieben Jahrzehnten seit ihrer Gründung ist die Bundeswehr einen beispiellosen Weg gegangen. Heute ist sie als Armee fest in Europa und der NATO verankert, sichert unsere staatliche Souveränität und gestaltet international den Frieden mit. Seit Beginn des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine ist Deutschland mit seinen europäischen Partnern gefordert, sich militärisch neu aufzustellen. Der Erhalt unserer Sicherheit ist eine Gemeinschaftsaufgabe für die ganze Gesellschaft, deshalb sehe ich es auch als Aufgabe des Parlaments, die Leistungen der Bundeswehr zu würdigen und wertzuschätzen. Sie ist eine Armee, die hilft und stabilisiert, eine Armee, die schützt und abschreckt.“
Ebenfalls veranschaulichte er mit Bezugnahme auf das Leitbild vom „Bürger in Uniform“ und dem Konzept der „Inneren Führung“ das Fundament der freiheitlichen demokratischen Grundordnung als Wertekompass für Deutschlands Sicherheit. Die Armee mit all ihren vielfältigen Facetten sieht er als festen Teil der Gesellschaft und keinen Gegenentwurf. Seit 1955 schwören die Soldatinnen und Soldaten, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit zu verteidigen.

Der Landtagspräsident ging auf weitere Fakten und Wegmarken ein, die einen Einblick in die bewegte Vergangenheit und die Herausforderungen der Gegenwart markieren. Seit ihrer Gründung im Jahr 1955 habe sich die Bundeswehr stetig weiterentwickelt: Das Ende des Kalten Krieges ermöglichte nicht nur die Wiedervereinigung. Die Truppe bewährte sich auch als „Armee im Einsatz“ und erfülle im internationalen Krisenmanagement vielfältige Aufgaben. Auch gesellschaftspolitisch hielt die Bundeswehr Schritt: In allen Laufbahnbereichen habe sie sich für Frauen und gesellschaftliche Kontroverse geöffnet. Mittlerweile seien die Streitkräfte so divers wie die Gesellschaft selbst.

Dr. König ging auch auf den wichtigen Beitrag der Bundeswehr im Krisenmanagement und der Katastrophenhilfe ein: Bei Katastrophen und Krisen wie der Flutkatastrophe 2021, den Waldbränden in Brandenburg und Sachsen-Anhalt 2022 und der Corona-Pandemie arbeiten Soldatinnen und Soldaten Hand in Hand mit zivilen Rettungskräften, Polizei und Feuerwehr zusammen. Doch der russische Überfall auf die Ukraine 2022 läutete eine Zeitenwende ein – und rückte den zentralen Auftrag der Bundeswehr wieder in den Mittelpunkt.

 

Diskussion zu aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen

Auch zu diesen aktuell vielfältigen Herausforderungen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik tauschen sich unter reger Beteiligung der Gäste Dr. König MdL, Prof. Dr. Zowislo-Grünewald, Dozentin für Unternehmenskommunikation an der Universität der Bundeswehr München, und Oberst Klaus Glaab aus. NZZ-Journalist Marco Seliger moderiert den Meinungsaustausch, bei dem u. a. Fragen der Psychologie und des Rationals der Abschreckung, der Ausstattung der Streitkräfte über die aktuellen Überlegungen zum neuen Wehrdienstmodell bis hin zur dringenden Notwendigkeit des Führens von kontroversen Debatten in unserer demokratischen und der Freiheit verpflichteten Gesellschaft diskutiert wurden.

Dr. König machte auch vor dem Hintergrund von Delegationsreisen von Landtagsabgeordneten etwa nach Estland deutlich, dass heute, 70 Jahre nach ihrer Gründung, die Bundeswehr ihre NATO-Verbündeten unterstützt – unter anderem im Baltikum. Oberst Glaab unterstrich, dass die Grundprinzipien, auf denen die Bundeswehr gegründet wurde – „Bündnisverantwortung, Verteidigungsfähigkeit und demokratische Kontrolle“ – nach wie vor entscheidend für die Identität der Bundeswehr sind. Deutschlands sicherheitspolitische Verantwortung jedoch ist gewachsen.

Prof. Dr. Zowislo-Grünewald hob die Bedeutung hervor, dass die Gesellschaft die Fähigkeit kognitiver Resilienz entwickeln müsse. Vergleichbar wie kognitive Kriegsführung handele es sich um eine Form der Einflussnahme, die darauf abzielt, menschliche Wahrnehmung, Entscheidungsfindung und soziales Verhalten gezielt zu manipulieren besonders über politisch motivierte Desinformation. Dabei würden psychologische, technologische und kommunikative Methoden kombiniert. Ein sprichwörtlicher „Kampf um die Gedanken der Menschen“ werde im digitalen Informations- und Cyberraum, in dem auch die Bundeswehr operieren müsse, ausgetragen. Besonders spannend war dabei der Blick auf Plattformen wie TikTok, deren Algorithmen gesteuerte Inhalte erhebliche Einflussmöglichkeiten bieten.

 

Ausklang und Dank

Am Ende der Veranstaltung sprachen die Veranstalter allen Expertinnen und Experten sowie an die Teilnehmenden ein herzliches Dankeschön für ihr Mitwirken und die wertvollen Denkanstöße aus. Im Rahmen eines Empfangs gab es weitere Gelegenheit für Begegnungen und Austausch.

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Kontakt Maja Eib
Maja Eib
Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Thüringen
maja.eib@kas.de +49 (0) 361 65491-0 +49 (0) 361 65491-11

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