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„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht …“ – Frauen in der DDR

Filmvorführung und Gespräch

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Organisiert vom Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung Thüringen fand am 07. März 2019 im Stadtteilzentrum Wolkenrasen „Wolke 14“ in Sonneberg anlässlich 30 Jahre Friedlicher Revolution ein Zeitzeugengespräch mit der ehemaligen DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier statt. 70 Teilnehmer, höheren Alters, hatten sich zur Filmvorführung „Wenn Mutti zur Arbeit geht“ – Frauen in der DDR zusammengefunden. Nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt, durch die Tagungsleiterin der KAS, Amalya Tonapetyan und durch Freya Klier selbst wurde der Film abgespielt.

Freya Klier und Nadja Klier haben Frauen aus verschiedenen DDR-Generationen um ihre Erinnerungen gebeten, aus Stadt und Land. Sie haben aufschlussreiche Sendungen des DDR-Fernsehens herangezogen – und die entscheidende Fach-Frau, Prof. Dr. Hildegard Maria Nickel von der Humboldt-Universität Berlin, um Einschätzungen gebeten. Im Fokus stehen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gleichberechtigung, die Zustände in den Kindertagesstätten, Frauenbilder und das Verhältnis zwischen Mann und Frau im Haushalt.

Die Frau im Betrieb

Zu Beginn stellt Klier den Zuschauern ihre Mutter vor. Als Leiterin für Arbeitsökonomie und wissenschaftliche Arbeitsorganisation war sie in dem Betrieb Polypack in Dresden tätig. Alles in allem fühlte man sich in seinem Betrieb geschätzt.

Die verschiedenen Phasen der DDR

Im weiteren Verlauf unterscheidet Klier bewusst zwischen den einzelnen Phasen der DDR und betont, dass die Situation der Frau in fast jedem Jahrzehnt eine etwas andere war. Mithilfe der Soziologin Dr. Hildegard Maria Nickel von der Humboldt Universität zu Berlin erörtert sie im Laufe des Films die Position der Frauen: Am Anfang ging es demnach vorrangig um die Eingliederung der Frauen in den Arbeitsmarkt. Zu Beginn der 70er Jahre tendierte die Politik eher hin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und es wurde immer ersichtlicher, wie bereits die Kleinsten in den Krippen sozialistisch geprägt wurden. Zum Ende des Jahrzehnts hin waren fast 90% aller Mütter berufstätig und die Schichtarbeit verschlechterte die Situation der Frauen weiter. Sie selbst, die Kinder und ihre Beziehungen blieben oft auf der Strecke. Die Folge war eine steigende Scheidungsrate. Die hohe Anzahl an Geburten zu dieser Zeit macht die Kindergärten und Krippen immer mehr zu einer Art „Ablagestellen“ für den Nachwuchs und die Überlastung verhindert eine kindgerechte Betreuung. Ende der 80er Jahre sind immer noch ¾ der unterbezahlten Werktätigen Frauen.

Der Geburtenrückgang

Die Verschärfung der Arbeitsbedingungen für Frauen und die fehlende Anerkennung von Müttern, die Zuhause ihre Kinder großzogen, führte im Laufe der Jahre zu einer steigenden Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen, sodass auf dem 11. Parteitag der SED 1985 wird der Kreissaal zum „Kampfplatz für den Frieden“ erhoben wurde . Maßnahmen wie die Vergabe der Ehekredite nach Kindern und andere sollten für eine steigende Geburtenrate sorgen, dies geschah jedoch nicht. Erst nach der Wende kamen nach und nach wieder mehr Kinder auf die Welt.

Unterschiedliche Wahrnehmungen im Bereich der Gleichberechtigung von Männern und Frauen

Nach dem Mauerfall bricht eine neue Zeit an. In den Gesprächen mit den Frauen kommt heraus, dass viele diese Zeit als eine Art Befreiung wahrnahmen und eine Aufbruchsstimmung in der Luft lag. Ihrer Meinung nach haben die Frauen diesen Umbruch leichter hinnehmen können als die Männer, vor allem da sie keine hohen Positionen zu verlieren hatten.

Im Gespräch mit Männern und Frauen, die in den 80er Jahren in einer LPG auf dem Feld arbeiteten und Kälber aufzogen, zeigt sie auf, welche Perspektiven man auf das Rollenbild von Mann und Frau weit ab von der Stadt hatte. Jedoch zeigt sich vor allem aufgrund einer Umfrage unter Bürgern heute, dass die Situation der Frau vor allem im Nachhinein sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Auf die Frage: „Gab es in der DDR Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen?“ erhält Klier viele unterschiedliche Antworten.

Diskussion

Nach der Filmvorführung trat Freya Klier gemeinsam mit Beate Meißner mit den Senioren ins Gespräch. Unter den Teilnehmern fanden sich nahezu ausnahmslos Zeitzeugen, die vom Film abweichende Erfahrungen gemacht hatten. So wurde nur von guten Begegnungen berichtet. Von den Anwesenden konnte keiner die geschilderten Probleme nachvollziehen. So war das Publikum dem Film gegenüber eher kritisch gestimmt, was eine konstruktive Diskussion erschwerte. Freya Klier wurde eine einseitige Darstellung der Verhältnisse vorgeworfen. Allerdings wird im Film betont, dass die Zustände je nach zeitlichem Rahmen und Ort variierten. Angesichts der teilweise aggressiven Stimmung im Raum wurde die Diskussion nach einiger Zeit abgebrochen. Danach wurde versucht in Einzelgesprächen in Kontakt zu kommen. ​​​​​​​

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