Symposium
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In Beiträgen widmeten sich die Konferenzteilnehmer dem aktuellen Thema der EU-Energiepolitik, die sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt hat.
Die aktuellen energiepolitischen Ziele werden grundlegend durch den Druck zur Verringerung der Umweltbelastung beeinflusst, während sie gleichzeitig mit Krisensituationen konfrontiert sind, wie insbesondere dem russischen Angriff auf die Ukraine und der Politisierung der Öl- und Gasversorgung.
Diese große Sicherheitskrise findet vor dem Hintergrund der fortschreitenden Dekarbonisierung der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, des wachsenden Einflusses Chinas und der aufkommenden Rivalität der Mächte im indopazifischen Raum statt.
Das erste Panel begann mit dem politisch-ökonomischen Thema Green Deal. Dirk Buschle (Energy Community) erläuterte, was der Green Deal und seine Grundidee bedeuten und welche Erwartungen damit verbunden sind. Er hob ebenfalls hervor, was beim Green Deal noch zu überdenken ist.
Eliška Ullrichová (FSV UK) analysierte die Fähigkeiten der EU als Antreiber der globalen grünen Transformation und betrachtete dabei die vier Leadership- Dimensionen. Es stellt sich die Frage, inwieweit die EU in der Lage ist, das von ihr erworbene Wissen tatsächlich weiterzugeben und so eine globale Führungsrolle in diesem Bereich zu übernehmen.
András Deák (Ungarische Akademie der Wissenschaften) konzentrierte sich auf den Erdgasmarkt. Er lobte die schnelle Reaktion auf die Unterbrechung der Gaslieferungen aus Russland infolge der Invasion in die Ukraine. Europa sei in der Lage gewesen, schnell Quellen aus anderen Ländern zu finden und habe die befürchteten Energieengpässe im vergangenen Winter vollständig vermieden.
Tomas Jungwirth Březovský (AMO) widmete sich in seinem Beitrag den Dilemmata, in denen sich die EU derzeit befindet. Europa versucht in seiner Energiepolitik den Schutz der eigenen Industrie mit dem Schutz der lokalen Umwelt und gleichzeitig mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf globaler Ebene in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt muss es auch die geopolitische Dimension und die Sicherheit seiner kritischen Infrastruktur und Lieferketten berücksichtigen.
Es folgte eine offene Debatte und ein runder Tisch. Dabei konzentrierten sich die Teilnehmer auf das Konzept einer europäischen Energiepolitik, jeweils aus ihrer eigenen beruflichen Perspektive.
Lenka Kovačovská (FMV VŠE) ist der Ansicht, dass die Ukrainekrise nicht als Ursache für die aktuellen Probleme angesehen werden kann. Lediglich sei deswegen die Frage der Geopolitik und des Aufbaus strategischer Partnerschaften wieder aufgeworfen worden. Im Anschluss daran stellte Petra Kuchyňková (FSS MUNI) die Frage, wie die EU mit der Östlichen Partnerschaft fortfahren sollte.
Aneta Zachová (Euractiv) eröffnete das Thema, wie die EU das Energievakuum realistisch lösen kann und vor allem wie die ehrgeizigen EU-Pläne von den einzelnen Mitgliedsstaaten akzeptiert und umgesetzt werden können. Ihr zufolge werden auch die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2024 eine große Rolle spielen. Derzeit können wir unterschiedliche Ansichten der EU-Länder über den Energiepreisdeckel beobachten. Dabei teile sich die EU bereits auf die Länder, die sich schon klar in die Richtung "grüne Quellen” bewegen, und auf einige, die langsamer sind. Zu denen gehöre mit ihrem 15-prozentigen Anteil an Energie aus erneuerbaren Quellen auch Tschechien.
Lenka Kovačovská (FMV VŠE) knüpfte mit einem weiteren kritischen Thema an, nämlich die nationalen europäischen Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe gegenüber großen Unternehmen, insbesondere aus den USA, benachteiligt sind. Aus ihrer Sicht könnten grenzüberschreitende Fusionen von europäischen Unternehmen eine Lösung sein.
Die Teilnehmer diskutierten über die aktuellen die Herausforderungen für die Energiesicherheit der EU und die Auswirkungen geopolitischer Veränderungen auf die Position der EU. Im Mittelpunkt stand das Thema der geopolitischen Ausrichtung, wer sie bestimmen sollte und wie die Veränderungen in den einzelnen Mitgliedstaaten berücksichtigt werden können. Das Ziel der Bemühungen sei eine wettbewerbsfähige EU, die gleichzeitig in der Lage ist, mit den wachsenden Spannungen in der Welt umzugehen.