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FDI IN VIETNAMS INDUSTRIALISIERUNG: STRATEGISCHER SCHRITT ZU NACHHALTIGEM WACHSTUM NEU BEWERTET

Hanoi, 7. August 2025 – In einem Fachseminar, das gemeinsam vom National Institute for Economics and Finance (Ministerium der Finanzen) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Vietnam veranstaltet wurde, kamen Expertinnen und Experten zusammen, um die sich wandelnde Rolle von Foreign Direct Investment (FDI / Ausländische Direktinvestitionen) in der Industrialisierung Vietnams neu zu bewerten. Unter dem Thema „Wie tragen FDI-Zuflüsse zur Industrialisierung in Vietnam bei?“ versammelte die Veranstaltung politische Entscheidungsträger, Ökonomen, Wirtschaftsvertreter, Branchenverbände und internationale Partner, um sowohl die transformierende Wirkung als auch die Grenzen von FDI für die wirtschaftliche Zukunft Vietnams zu diskutieren.

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FDI: Von Kapitalzuflüssen zum strategischen industriellen Treiber

In ihren Eröffnungsworten betonte Frau Lê Thị Thùy Vân, Vizepräsidentin des National Institute for Economics and Finance, dass FDI zwar historisch Wachstum und Exporte angetrieben habe, Vietnam FDI nun jedoch als strategischen Hebel für eine inklusive und nachhaltige Industrialisierung neu positionieren müsse. Während das Land anstrebt, bis 2030 den Status eines oberen mittleren Einkommens und bis 2045 den Status eines Hoch­einkommenslandes zu erreichen, müsse sich FDI von einer reinen Kapitalquelle zu einem strategischen Treiber einer inklusiven, nachhaltigen industriellen Entwicklung weiterentwickeln.

Seit den Đổi Mới-Reformen von 1986 steht FDI im Zentrum der vietnamesischen Entwicklung und hat die Industrialisierung sowie die globale Integration katalysiert.

Laut dem Forschungsbericht des Seminars erreichten FDI-Zuflüsse im Jahr 2024 ein Rekordniveau von 38,23 Milliarden USD, wovon 25,35 Milliarden USD ausgezahlt wurden – ein 2,5-facher Anstieg gegenüber 2011. Bemerkenswert ist, dass neue Projekte 88 % der gesamten Zuflüsse ausmachten, was das starke Vertrauen der Investoren in Vietnams Fertigungs-, Technologie- und grünen Sektor signalisiert.

Deutschland: Ein vertrauensvoller und wachsender Partner

Deutschland spielt weiterhin eine wichtige Rolle in Vietnams FDI-Landschaft. Im Oktober 2023 waren 459 deutsche FDI-Projekte in Vietnam aktiv, mit einem Gesamtwert von 2,5 Milliarden USD. Rund 500 deutsche Unternehmen sind in Vietnam tätig oder kooperieren mit vietnamesischen Firmen. Einer Umfrage der AHK Vietnam aus dem Jahr 2023 zufolge planen 91 % der deutschen Unternehmen, ihre Investitionen auszuweiten – ein Zeichen für die vertieften bilateralen Beziehungen und Vietnams wachsende Attraktivität als strategisches Drehkreuz in Asien.

Herr Stefan Samse, kommissarischer Leiter des KAS-Büros Vietnam, betonte, dass diese wachsende Präsenz sowohl das Vertrauen in den vietnamesischen Markt als auch die steigende Bedeutung des Landes in globalen Wertschöpfungsketten unterstreiche.

Herausforderungen: Modelle mit geringer Wertschöpfung und schwache Verbindungen

Trotz der erzielten Erfolge identifizierte der Bericht fortbestehende Herausforderungen im vietnamesischen FDI-Sektor. Viele Projekte operieren weiterhin nach montagelastigen Modellen, die nur begrenzte Wertschöpfung bieten und stark von importierten Vorleistungen abhängen. Dies schwächt die Integration in die heimische Wirtschaft und begrenzt Möglichkeiten für Technologietransfer und Kompetenzentwicklung der Arbeitskräfte.

Weitere Herausforderungen sind:

  • Schwache Verbindungen zwischen ausländischen Firmen und lokalen Zulieferern
  • Begrenzte Innovation und geringe Produktivitätsgewinne durch qualitativ niedriges FDI
  • Umweltbelastungen durch ressourcenintensive Projekte
  • Verdrängungseffekte, wenn ausländische Unternehmen mit einheimischen um knappe Ressourcen konkurrieren

Diese Probleme resultieren oft aus Lücken in der Industriepolitik und aus eingeschränkten internen Kapazitäten, qualitativ hochwertige Investitionen anzuziehen und zu steuern.

Expertenkommentare: Erkenntnisse aus dem Seminar

Während des Seminars wurden wertvolle Einsichten darüber geteilt, wie Vietnam FDI besser für eine nachhaltige Industrialisierung nutzen kann. Ein zentrales Thema war die Notwendigkeit, FDI mit neuen Wachstumstreibern wie Arbeitsproduktivität, Wissenschaft & Technologie sowie digitaler Transformation zu verknüpfen.

Die Teilnehmer betonten, dass FDI gezielt in bestimmte Sektoren und Produktionsstufen gelenkt werden müsse, die ein höheres Wertschöpfungspotenzial bieten. Ebenso sei es wichtig, robuste Mechanismen zur Überwachung und Durchsetzung von FDI-Umsetzungen zu etablieren, damit Zusagen eingehalten und mit den nationalen Entwicklungszielen in Einklang gebracht werden.

Weitere Punkte waren: die unzureichende Berücksichtigung sozialer Aspekte im Bereich Unternehmensführung, die Frage, wie die digitale Transformation wirksam in Vietnams Industrie- und Modernisierungsstrategie integriert werden kann, sowie der dringende Bedarf, ausländische Investoren stärker zu verpflichten, moderne Technologien ins Land zu bringen, anstatt sich auf veraltete oder einfache Prozesse zu stützen.

Politikempfehlungen: Auf dem Weg zu nachhaltigem und inklusivem FDI

Um das volle Potenzial von FDI auszuschöpfen, schlug das Forschungsteam einen strategischen Politikwechsel vor:

  • Gezielte, leistungsabhängige und konditionale FDI-Politiken
  • Stärkung von inländischen Unternehmen und Zulieferindustrien, um Verbindungen und Spillover-Effekte zu verbessern
  • Koordinierte Governance-Rahmen zur effektiven Steuerung von FDI
  • Stärkere Umweltkontrollen zur Sicherung nachhaltiger Entwicklung
  • Investitionen in hochwertige Humankapitalentwicklung für die Anforderungen von Industrie 4.0

Ein gemeinsames Bekenntnis zu nachhaltigem Wachstum

Das Seminar endete mit einem gemeinsamen Bekenntnis, die Erkenntnisse in konkrete Politik umzusetzen. Es wurde hervorgehoben, dass Vietnam FDI neu als strategisches Instrument für eine nachhaltige und inklusive Industrialisierung positionieren muss. Während FDI bisher Wachstum angetrieben hat, hängt der zukünftige Erfolg davon ab, qualitativ hochwertige Investitionen anzuziehen, die Verbindungen zur Binnenwirtschaft zu stärken und politische Maßnahmen mit Innovations- und Umweltzielen zu verzahnen.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Vietnam bekräftigte ihre Unterstützung für diese Forschung und betonte, dass eine Stärkung von Vietnams Rolle in den globalen Wertschöpfungsketten nicht nur der vietnamesischen Wirtschaft zugutekommt, sondern auch internationalen Investoren – insbesondere aus Deutschland und der EU.

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Pham Thi To Hang

Pham Hang
Projektmanagerin
Hang.Pham@kas.de +84 24 37 18 61 94 /95 /96 +84 24 37 18 61 97

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