Im Mittelpunkt des Workshops stand ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Analyse von Vietnams Balance-Strategie im Umgang mit Großmächten. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Konkurrenz verfolgt Vietnam einen nuancierten und anpassungsfähigen Ansatz, der strategische Autonomie, multilaterale Einbindung und institutionelle Resilienz in den Vordergrund stellt. Durch die Bereitstellung einer zeitgemäßen Dialogplattform untersuchte der Workshop, wie Vietnams außenpolitisches Modell zur regionalen Stabilität beiträgt und welche Erkenntnisse es anderen Mittelmächten in vergleichbaren Situationen bietet.
Zentrale Erkenntnisse
Die Präsentationen zu Vietnams diplomischer Strategie, seinem Neutralitätskurs und der regionalen Zusammenarbeit mit anderen Mittelmächten verdeutlichten mehrere wesentliche Einsichten:
- Strategische Autonomie durch "Bamboo Diplomacy“: Vietnam führt eine flexible, aber prinzipientreue Außenpolitik, die Unabhängigkeit wahrt und zugleich ausgewogene Beziehungen zu den Großmächten pflegt.
- Institutionalisierte Balancepolitik: Die vietnamesische Außenpolitik ist tief in den politischen Strukturen des Landes verankert. Dadurch kann Vietnam über längere Zeiträume hinweg konsistent und glaubwürdig agieren.
- Rechtliche und praktische Grenzen der Souveränität: Nationalismus und historische Erfahrungen prägen Vietnams ausgeprägtes Souveränitätsbewusstsein, doch internationale Abkommen sowie der Einfluss großer Mächte setzen diesem Grenzen.
- Kooperation zwischen Mittelmächten: Vietnam, Indonesien und Australien können die regionale Ordnung gemeinsam mitgestalten – etwa durch arbeitsteilige Zusammenarbeit in Bereichen wie Klimapolitik, Sicherheit und Handel.
- ASEAN als Schutzschild und Verstärker: Vietnam nutzt ASEAN, um seine diplomatische Reichweite zu erhöhen und strategische Interessen im Kontext der Großmachtrivalität abzusichern.
- Soft Power und Nation Branding: Durch kulturelle Diplomatie und strategische Kommunikation stärkt Vietnam seine internationale Legitimität und verbessert sein globales Ansehen.
Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen des internationalen Systems wird sich Vietnams diplomatische Balance auch künftig weiterentwickeln. Der Workshop hob die Bedeutung wissenschaftlicher Zusammenarbeit und politischer Dialogformate hervor, um nachhaltige, zukunftsorientierte Außenpolitik zu gestalten. Vietnams Ansatz ist dabei nicht nur eine nationale Strategie, sondern zugleich ein relevanter Beitrag zu regionalem Frieden, Kooperation und nachhaltiger Entwicklung. Die vietnamesischen Erfahrungen bieten wertvolle Orientierung für Staaten, die ihre Autonomie bewahren und gleichzeitig konstruktiv in das globale System eingebunden bleiben möchten.
Durch Formate wie diesen Workshop fördert die Konrad-Adenauer-Stiftung weiterhin einen offenen Austausch und ein vertieftes gegenseitiges Verständnis zwischen Vietnam, ASEAN, Deutschland und der internationalen Gemeinschaft.