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30 Jahre KAS Israel

by Michael Mertes

Im Dienst des Dialogs

Seit 1982 ist die Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem Auslandsbüro in Israel vertreten; bereits 1980 begann sie, Aktivitäten in Israel zu entwickeln. Das Team der KAS Israel blickt heute dankbar zurück auf eine 30-jährige Erfolgsgeschichte, zu der Viele – in Deutschland wie in Israel – beigetragen haben. Für lange Retrospektiven bleibt nicht viel Zeit: Die historischen Umbrüche in der Region zwingen uns, den Blick nach vorn zu richten.

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Erster Leiter der KAS Israel war Norbert Chauvistré. Ihm folgten Hartwig Lürick, Dr. Michael Lange, Dr. Gerhard Wahlers, Dr. h.c. Johannes Gerster und Dr. Lars Hänsel. Bisher am längsten übte Johannes Gerster (1997-2006) dieses Amt aus. Zu den bis heute sichtbaren Spuren, die er hinterlassen hat, gehört das Jerusalemer Konrad-Adenauer-Konferenzzentrum: Es wurde von der Jerusalem Foundation erbaut und mit deutschen Spenden, die von Gerster akquiriert worden waren, maßgeblich finanziert. Vom hohen Ansehen, das der Name Konrad Adenauer in Israel bis heute genießt, profitieren sowohl die Stiftung als auch das Konferenzzentrum.

Historische Umbrüche

Die 30 Jahre, auf die wir heute zurückblicken, umfassen epochale Umbrüche, die die Welt verändert haben. 1982 war die internationale Politik noch ganz wesentlich vom Ost-West-Konflikt geprägt. In der Bundesrepublik Deutschland gab es heftige Auseinandersetzungen um die Stationierung nuklear bestückter US-Mittelstreckenraketen und Cruise Missiles. 1989, sieben Jahre später, fiel die Berliner Mauer, Deutschland erlangte 1990 seine staatliche Einheit wieder, 1992 wurde mit dem Vertrag von Maastricht die EG zur EU aufgewertet. Parallel zur fortschreitenden „Vertiefung“ der Integration erfolgte die „Erweiterung“ der EU von damals 12 auf heute 27 Mitgliedstaaten.

Der Nahe und Mittlere Osten kam in dieser Zeit nicht zur Ruhe. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier nur erwähnt: der Iran-Irak-Krieg 1980-1988, die erste Intifada 1987-1993, der Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuwaits, der Begin des Oslo-Prozesses 1993, die zweite Intifada 2000-2005, der Irakkrieg zum Sturz des Regimes von Saddam Hussein 2003, der Libanonkrieg 2006, die Gaza-Kriege 2008/09 und 2012, der Beginn des „Arabischen Frühlings“ 2010/11, der syrische Bürgerkrieg seit 2011.

Zu den weltweiten Veränderungen, die zu alledem hinzukamen, gehörte die dramatische Beschleunigung des Globalisierungsprozesses seit dem Ende der Sowjetunion und des Kalten Krieges 1990/91, die Ausbreitung des transnationalen Terrorismus, für den die Anschläge vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten zum schrecklichen Symbol wurden, sowie der rasante Machtzuwachs Chinas und der ökonomische Aufstieg der so genannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika).

Was wir erreichen wollen

Die Tätigkeiten der KAS Israel lassen sich unter verschiedenen Gesichtspunkten zusammenfassen. Stellt man die Ziele in den Vordergrund, so lassen sich drei Felder identifizieren:

(1) Wir bemühen uns um die Pflege und Vertiefung der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Das war unsere Mission vom ersten Moment an – und es bleibt weiterhin unsere vornehmste Aufgabe. Zunehmend erhält dieser Auftrag eine europäische Dimension.

(2) Wir fördern Bemühungen um eine friedliche Koexistenz zwischen Israel und seinen Nachbarn. Im Blick auf das israelisch-palästinensischen Verhältnis ist und bleibt für die Konrad-Adenauer-Stiftung die in Oslo 1993 vereinbarte Zwei-Staaten-Lösung eine verbindliche Zielvorgabe. Alle politisch entscheidenden Kräfte in der Bundesrepublik Deutschland haben diese Lösung von Anfang an nachdrücklich unterstützt.

(3) Wir unterstützen die Stärkung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Israel durch Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und Organisationen – vor allem aus dem Kreis der Minderheiten –, aber auch durch die akademische Bearbeitung von Fragen wie jener nach dem Schutz von Menschenrechten in bewaffneten Konflikten.

Dialog als Motor friedlichen Wandels

Wollte man in nur einem Wort zusammenfassen, worin wir unsere Aufgabe sehen, wäre die Antwort: „Dialog“. Dieser Dialog hat fünf Dimensionen. Er findet statt – oder soll stattfinden – (1) zwischen Israel und Deutschland; (2) zwischen Israel und der EU; (3) zwischen Israel und seinen Nachbarn, allen voran Palästinensern und Jordaniern, im Weiteren aber auch der Türkei; (4) zwischen den Religionsgemeinschaften, allen voran den drei monotheistischen Weltreligionen; (5) innerhalb der israelischen Gesellschaft mit der Priorität, eine bessere Integration von Minderheiten – namentlich der israelischen Araber – zu erreichen.

Eine besondere Herausforderung für den deutsch-israelischen Dialog ist heute, dass einerseits in der israelischen Gesellschaft die Sympathien für Deutschland immer weiter zunehmen, während umgekehrt – ausweislich aktueller Meinungsumfragen – die Sympathien in Deutschland für Israel immer weiter zurückgehen. Eine solche Schere öffnet sich auch im Verhältnis zwischen Israel und der Europäischen Union. Aus Sicht der Konrad-Adenauer-Stiftung ist die Einbeziehung Israels in den regionalen Dialog – bei allen praktischen Schwierigkeiten, wie zum Beispiel Aufrufen zum Boykott von Gesprächen mit Israelis – auf lange Sicht die einzige Garantie für eine friedliche Entwicklung im Nahen Osten. Das Gespräch zwischen den Religionsgemeinschaften sehen wir als Beitrag zum innergesellschaftlichen Frieden ebenso wie zur gewaltfreien Koexistenz in einer religiös, konfessionell, ethnisch und kulturell stark fragmentierten Weltgegend. Indem wir die Zwei-Staaten-Lösung befürworten, bejahen wir Israel als jüdischen Staat, als Staat des jüdischen Volkes. Gerade deshalb unterstützen wir Bemühungen, die darauf gerichtet sind, dass sich auch nichtjüdische Minderheiten mit diesem demokratischen Gemeinwesen identifizieren können.

Toda raba!

Die KAS Israel dankt ihren Partnern, ihren israelischen Referentinnen und Referenten und ihren Freunden für 30 Jahre vertrauensvoller und ertragreicher Zusammenarbeit. Toda raba! So viel sich um uns herum auch verändern mag – wir wissen, dass wir uns auf eine große Zahl wohlgesonnener Menschen und Institutionen in unserem Gastland verlassen können. Deshalb blicken wir zuversichtlich nach vorn.

Michael Mertes

Leiter der KAS Israel seit Juni 2011

Anmerkung

Das hier abrufbare pdf-Dokument enthält einen 2005 verfassten Rückblick von Dr. h.c. Johannes Gerster auf „25 Jahre Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem“. Nimmt man – wie er es legitimerweise tut – den zunächst (1980) von Deutschland aus organisierten Beginn der KAS-Aktivitäten als Anfangspunkt, dann schreiben wir heute bereits das Jahr 32 der KAS Israel. Wir beginnen unsere Zeitrechnung – ebenfalls legitimerweise – mit dem Jahr 1982, in dem das Auslandsbüro Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung eröffnet wurde.

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