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Event Reports

50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen, Erinnerungen eines Zeitzeugen

by Anna Jandrey

Gesprächsrunde mit Prof. Dr. h.c. Erwin Teufel, Ministerpräsident a.D.

Am 5. November konnte die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel mit Ministerpräsident a.D., Prof. Dr. Erwin Teufel, eine prägende Figur der deutschen Politik sowie einen großen Freund und Kenner Israels für eine abendliche Diskussion mit Israelis und in Israel ansässigen Deutschen in Jerusalem gewinnen.

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Neben seinem langjährigen und erfolgreichen Wirken als „Landesvater“ Baden-Württembergs, war Prof. Teufel im Jahr 1966 – nur ein Jahr nach der der offiziellen Aufnahme der diplomatischen Beziehungen - mit 27 Jahren auch das jüngste Gründungsmitglied der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft (DIG). Mit der Gründung der DIG hat Prof. Teufel wesentlich dazu beigetragen, das bilaterale Verhältnis beider Länder durch politische, gesellschaftliche und kulturelle Begegnungen aufzubauen und zu stärken. Auch durch sein späteres Amt als Präsident der Jerusalem Foundation Deutschland reiste er regelmäßig in das Heilige Land und konnte so wichtige freundschaftliche Beziehungen zu seinen israelischen Amtskollegen pflegen.

Nach einer kurzen Begrüßung und einleitenden Worten durch Dr. Michael Borchard über das Schaffen und Wirken von Prof. Teufel, verriet der Gast im Anschluss persönlich, wie er 1966, während seiner ersten Reise nach Israel, seine Liebe zum Land entdeckte und diese ihn bis heute nicht losließe. In seinen weiteren Ausführungen schilderte er, dass er, als damaliger stellvertretender Vorsitzende der CDU und langjähriger Freund des ehemaligen Jerusalemer Bürgermeisters Teddy Kollek, mit dem gleichnamigen Preis für seine Verdienste um die Stadt Jerusalem vor der Knesset ausgezeichnet wurde. Ebenso berichtete er von seinen eindrucksvollen Begegnungen mit Israels erstem Ministerpräsidenten, David Ben-Gurion, dem Nobelpreisträger und ehemaligen israelischen Staatspräsidenten, Shimon Peres, sowie dem ehemaligen israelischen Außenminister Moshe Dajan. Beeindruckend erzählte Prof. Teufel auch von seinem durchwachsenden - und manchmal auch sehr schwierigen Verhältnis - zum ehemaligen Präsidenten der palästinensischen Autonomiegebiete, Yassir Arafat. So entschied sich Prof. Teufel dazu, den Kontakt zu Arafat gänzlich abzubrechen, nachdem die Friedensgespräche um eine Lösung des Nahost-Konfliktes im Sommer 2000 vorrangig an der Forderung Arafats, nach einem Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge, gescheitert waren.

Als unermüdlicher Unterstützer für das Existenzrecht Israels und die Vertiefung der deutsch-israelischen Beziehungen mahnte Prof. Teufel, dass die außerordentliche Verantwortung Deutschlands für Israel weiterhin – und auch von den künftigen Generationen - wahrgenommen werden müsse. In keinem Fall sei eine Wiedergutmachung der Gräueltaten des NS-Regimes möglich. Auch könne die heutige Generation keinen Widerstand gegen das NS-Regime nachholen. Dennoch, und auch gerade aus diesem Grund, sei es umso wichtiger, die Erinnerungskultur zu bewahren und das vertrauensvolle Verhältnis und die freundschaftliche Beziehung zum jüdischen Volk zu pflegen.

Zum Ende des Gesprächs wurde auch auf die aktuellen politischen Herausforderungen eingegangen. Vor allem die Flüchtlingskrise und die Frage, wie diese politisch und gesellschaftlich bewältigt werden kann, standen im Fokus. Auch über die Sorge vieler Israelis, dass eine Zuwanderung nach Deutschland aus muslimisch geprägten Ländern zu einem neuen Aufleben von Antisemitismus führen könne, wurde gesprochen. Deutschland sei sich seiner Verantwortung bewusst und werde solche aufkommenden Tendenzen unter keinen Umständen zulassen, so Prof. Teufel.

Der Abend mit Prof. Teufel fügte sich nahtlos in die Veranstaltungsreihe der KAS Israel zum 50-jährigen Bestehen der deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen ein. Das Gespräch machte deutlich, wie wichtig ein kontinuierlicher bilateraler generationenübergreifender Austausch der beiden Länder ist.

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