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Gemeinsame Erinnerung als Teil des alltäglichen Lebens

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel haben in den letzten Jahren einen positiven Höhepunkt erreicht. Auf der institutionellen Ebene bestehen zahlreiche Kontakte. Es existiert eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit beider Länder auf vielen Ebenen. Allerdings gibt es aufgrund der deutschen Vergangenheit immer noch eine Kluft zwischen den Menschen – auch zwischen den jüngeren Generationen.

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Wie baut man weiteres Vertrauen zwischen den beiden Völkern auf? Wie kann eine gemeinsame Basis für das Gedenken und den Umgang mit der Vergangenheit geschaffen werden? Wie wird das gemeinsame Erinnern und Gedenken zum Lernen für die Zukunft? Wie kann die Erinnerung Teil des Alltags für die Menschen werden?

Mit diesen Fragen beschäftigten sich seit einigen Jahren die Konrad-Adenauer-Stiftung sowie israelische und deutsche Einrichtungen, wie z.B. die Abteilung für Jugendaustausch der Stadtverwaltung Jerusalem und „ConAct“ – das deutsche Koordinierungszentrum für Jugendaustausch und der Bayerische Jugendring. Mit diesen Institutionen hat die Konrad-Adenauer-Stiftung jetzt eine Konferenz im Konrad-Adenauer-Konferenzzentrum veranstaltet.

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Francoise Cafri (Jerusalemer Stadtverwaltung), Monika Sailer (Bayrischer Jugendring), Christina Mähler (ConAct): Jugenddialog über Geschichte und Erinnerung stärken

An der Veranstaltung nahmen neben Vertretern des Bayrischen Jugendrings, Christof Bär und Monika Sailer, der Direktorin des deutsch-israelischen Jugendwerkes ConAct, Christine Mähler, Vertretern der Stadtverwaltung Jerusalems und der deutschen Botschaft auch Holocaustüberlebende und Jugendliche aus Deutschland und Israel teil.

Der stellvertretenden Bürgermeister von Jerusalem, Yigal Amedi, hob in seinem Vortrag die Bedeutung des Jugendaustausches bei Versöhnungsprozessen hervor und begrüßte die Initiative, in Zukunft den Jugendaustausch zwischen Israel und Deutschland weiter auszubauen.

Dr. Nili Keren, Direktorin des Massua-Institutes, welches sich mit Erinnerungsarbeit beschäftigt, erklärte, dass Begegnung bereits bei Jugendlichen anfangen muss, da sie in der Gegenwart viel Gemeinsames haben und die Zukunft gemeinsam gestalten können. Es muss dazu allerdings einen nachhaltigen Vorbereitungsprozess geben. Es reiche nicht aus, nur an Gedenkzeremonien teilzunehmen.

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Gemeinsam erinnern: Begegnung von Zeugen des Holocaust und der jungen Generation

Seit Jahren hat sich ein intensiver deutsch-israelischer Austausch auf verschiedenen Gebieten etabliert. Mit keinem anderen Staat habe Israel derart rege Austauschprogramme wie mit Deutschland. Deutsche hätten allerdings häufige ein anderes Verständnis von kollektivem oder nationalem Gedenken. „Während im Judentum das Ausüben und Praktizieren der Gedenktage schon in der uralten Tradition existierte und vor allem auch in der Familie angesiedelt ist, neigen Deutsche dazu, dies an offizielle Vertreter des Staates zu delegieren“, erklärte Prof. Johannes Heil, ein Experte aus der Abteilung für jüdische Studien an der Heidelberger Universität.

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Begegnung mit der Holocaustüberlebenden Ester Golan

Unterschiedliche Erinnerung in Deutschland und in Israel sei zwar legitim, führe aber in Zukunft nicht zum angestrebten Ziel von gemeinsamer Erinnerung. Es sei wichtig - so Dr. Keren - dass die Jugendlichen beider Seiten damit aufwachsen, dass sie Teil der Welt sind und ihre Erfahrungen und Einsichten lernen auszutauschen. Sie dürfen nicht der auch mit anderen geteilten Vergangenheit gegenüber gleichgültig bleiben, sondern müssen Fragen stellen, die Vergangenheit erforschen und gemeinsam über Konsequenzen für heute nachdenken. „Der Weg zum gemeinsamen Gedenken ist nicht selbstverständlich. Die Jugendlichen müssen dabei mit tiefer Überzeugung mitmachen“, sagte Dr. Keren.

Die darauf folgende Diskussion im Publikum spiegelte allerdings ein überaus optimistisches Bild für die Zukunft der gemeinsamen deutsch-israelischen Begegnungen wider.

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Brücken für die Zukunft bauen: konzentrierte Diskussion im Konrad Adenauer Konferenzzentrum

Auf der Veranstaltung, die durch ein musikalisches Programm junger israelischer Künstler umrahmt war, wurde ein zweisprachiges Handbuch „Gemeinsam erinnern – Brücken bauen“ vorgestellt, welches vom Bayrischen Jugendring, „ConAct“ und der Stadtverwaltung Jerusalem erarbeitet wurde und künftig bei Begegnungen zwischen deutschen und israelischen Jugendlichen verwendet werden soll.

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