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Event Reports

Israelische und deutsche Frauen zwischen Beruf und Familie

Seit vielen Jahren arbeitet die Konrad Adenauer Stiftung zusammen mit ihrer Partnerorganisation Israel Women’s Network (IWN) daran, Frauen zu fördern und ihnen zu helfen, mehr Verantwortung in der Gesellschaft, insbesondere in politischen Ämtern, zu übernehmen. Die gemeinsamen Projekte sollen aber auch dazu dienen, die rechtlichen Rahmenbedingungen für mehr Gleichheit und Geschlechtergerechtigkeit verbessern zu helfen und zu einem öffentlichen Bewusstsein für die Bedeutung dieser Fragen beizutragen.

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Um über diese Themen auch in einen Dialog zu treten mit deutschen Frauenorganisationen und Institutionen, die sich in Deutschland um die Verbesserung der Bedingungen für Frauen bemühen, organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung eine Delegation von israelischen Frauen aus dem Umfeld von IWN. Diese Delegation besuchte vom 8.–12. Dezember 2010 Deutschland. Unter den Teilnehmerinnen war eine Abgeordnete der Knesset, welche auch durch die von der KAS unterstützten Kurse die Fähigkeiten erlernte, als Frau politische Verantwortung zu übernehmen. Außerdem engagieren sich mehrere Teilnehmerinnen, darunter eine Araberin, im kommunalen Bereich sowie bei der Weiterentwicklung der Gesetzgebung im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit in Israel.

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In Dresden traf die Gruppe die Abgeordneten des Landtages Aline Fiedler und Uta Windisch. Die Delegation hatte zudem eine Begegnung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Thema der Gespräche waren die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Förderung von Frauen auf der Länderebene. In Sachsen sind nach aktuellen Studien ca. 70% der Frauen berufstätig, auf Führungspositionen befinden sich 48% Frauen. Außerdem spielte die Diskussion um eine Quote auch in den Parteien, insbesondere in der CDU eine Rolle. Da in Sachsen alle Mandate durch Direktwahl gewonnen wurden, ist die Umsetzung einer Quote nicht möglich. Wichtig sei jedoch ein Mentoring für Frauen, die politisch aktiv werden wollen bzw. bereits aktiv sind. Außerdem lernte die Delegation in Dresden Fraueninitiativen wie den „Weiberstammtisch” kennen, welches wirtschaftlich erfolgreiche Frauen umfasst. Diese Initiative wurde als Modell für Mögliche Initiativen in Israel angesehen, bzw. als Anregung, ein bestehendes von der KAS mit ins Leben gerufene Netzwerk von Geschäftsfrauen weiterzuentwickeln. In Riesa traf die Delegation auf die Bürgermeisterin Gerti Töpfer, die besonders engagiert die Förderung von Frauen und Familien betreibt.

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Bei den Gesprächen in Sachsen ist der Delegation deutlich geworden, dass die Situation von Frauen in den neuen Bundesländern vergleichsweise gut ist und viele Frauen neben den Aufgaben in der Familie eine Karriere anstreben. Diskutiert wurden die Voraussetzungen für diese Situation: In der DDR war es selbstverständlich, dass Frauen arbeiteten – auch wenn die ideologische Grundlage dafür problematisch war. Die hilft allerdings heute bei der Akzeptanz von Frauen im Arbeitsprozess.

Bei den Gesprächen bei verschiedenen Institutionen in Berlin wurde deutlich, dass sich inhaltlich und strategisch vor allem die Europäische Akademie für Frauen in ähnlicher Weise wie IWN engagiert und hier besonderes Potential für weitere Zusammenarbeit besteht. Gefördert werden hier vor allem Frauen in Führungspositionen, es geht weniger um eine Breitenförderung. Diskutiert wurden neue Ansätze in der Wirtschaft, die vor allem die Vielfalt („Managing Diversity”) in Unternehmen im Blick haben und diese Vielfalt auch als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg beschreiben. Dies stellt einen – auch von der früheren Bundesfamilienministerin von der Leyen betriebenen – Politikwechsel dar: es geht weniger um normative, gewerkschaftliche, sondern stark wirtschaftlich und am Erfolg von Unternehmen orientierte Förderung von Frauen, die so auch auf breitere Zustimmung stößt.

Mit der Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann wurde vor allem die Rolle von Frauen in der Parlamentsarbeit diskutiert und beschlossen, gemeinsam auch in der EUROMED-Zusammenarbeit die Rolle von Frauen zu stärken. Frauen hätten einen spezifischen Blick auch auf Sicherheitsthemen und sähen häufig die existentiellen Fragen der Menschen als zentrale Probleme.

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Bei einem Gespräch beim DGB wurde deutlich, dass die gesetzlichen Möglichkeiten der Frauenförderung und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie im öffentlichen Bereich sehr viel weiter umgesetzt ist, als in der Privatwirtschaft.

Insgesamt zeigte sich bei den Gesprächen, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Frauen und Familien in Deutschland sehr viel besser und weiter entwickelt sind. Allerdings hat dies (noch) nicht zu einer Umkehr des demographischen Trends geführt. In Israel dagegen werden trotz weniger guter gesetzlicher Rahmenbedingungen wesentlich mehr Kinder geboren.

Wurde in den Gesprächen von den deutschen Gesprächspartnerinnen die Vereinbarkeit von Familie und Karriere für Frauen problematisiert und die Frage in den Vordergrund gestellt, wie sich mit dem Verfolgen einer Karriere auch noch Kinder und Familie vereinbaren lassen, stieß dies auf Unverständnis bei den Israelinnen: In Israel sei es selbstverständlich, dass Familie und Kinder die Priorität seien, viele Frauen dennoch eine Karriere anstreben. Zuerst an die Karriere zu denken, sei keine Option. Außerdem treten Frauen in Israel nach der Geburt relativ schnell wieder in den Arbeitsprozess ein. An den Teilnehmerinnen – die alle Familie haben und eine erfolgreiche Karriere gemacht hatten - konnte man sehen, dass beides gut vereinbar ist.

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Das Programm hat zu einem Dialog zwischen Israelis und Deutschen beigetragen über Themen, die in beiden Gesellschaften einen hohen Stellenwert einnehmen und für die Zukunft beider Gesellschaften zentral sind.

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