Asset Publisher

Event Reports

Wohin führt der israelisch-palästinensische Konflikt? Hindernisse auf dem Weg zum Frieden

Forschungsprojekt und Konferenz der KAS und JIIS

Mit Ende der achtziger Jahre setze eine Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern ein, die in Friedensgespräche mündete. Dieser Prozess gipfelte Anfang der neunziger Jahre im Oslo-Abkommen. Man erwartete, dass dieses Abkommen den israelisch-palästinensischen Konflikt löst und zu Normalisierung und Frieden führt. Doch bedauerlicherweise zeigten die darauffolgenden Jahre, dass einige bei feierlichen Zeremonien geleistete Unterschriften allein nicht ausreichen, um diesen tiefen, mehrdimensionalen Konflikt mit einem Mal zu lösen.

Asset Publisher

Zu zahlreich sind die Hindernisse, die einem Frieden zwischen beiden Völkern im Wege stehen.

Auf Initiative der KAS brachte das Jerusalem Institut für Israel-Studien (JIIS), ein langjähriger Partner der KAS, eine interdisziplinäre Forschungsgruppe verschiedener akademischer Einrichtungen zusammen, um die Hindernisse – welche sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite bestehen – zu analysieren. Mögliche Lösungswege sollten entwickelt werden, um Schwierigkeiten in zukünftigen Verhandlungen besser bewältigen zu können. Im Hintergrund der Forschung standen Themen wie das Versagen des Oslo-Prozesses, gewaltsame Konfrontationen, der einseitige Rückzug Israels aus dem Gazastreifen und aus Siedlungen im Norden des Westjordanlandes, der Wahlsieg der Hamas in den palästinensischen Gebieten und deren Machtübernahme im Gaza-Streifen sowie der Annapolis-Prozess.

Die Ergebnisse dieser Forschung wurden bei einer Konferenz in Jerusalem einem breiten Publikum vorgestellt. Darüber hinaus sollen sie in einer Publikation veröffentlicht und politischen Entscheidungsträgern zugeleitet werden.

Die Mitglieder der Forschungsgruppe stellten fest, dass viele Hindernisse nicht unbedingt rein politischer oder strategischer Natur sind. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Umstand, dass es sich nicht einfach nur um ein Stück Land handelt, sondern vielmehr um Menschen mit eigener Identität, Kultur und Psychologie. Diese Aspekte fanden bei den bisherigen Friedensverhandlungen zumeist kaum Beachtung, so die Forscher.

Beispielsweise glauben sowohl Israelis als auch Palästinenser, dass sie vom Gegenüber ungerecht behandelt wurden. In diesem Zusammenhang sprach Yaacov Bar-Siman-Tov, Leiter des JIIS und Vorsitzender der Forschungsgruppe, über die „Gerechtigkeitsformel”, die notwendig ist, um innerhalb des Friedensprozesses Gleichberechtigung zu erreichen. Wichtig ist, dass sich beim Unterschreiben von Abkommen keine der beiden Seiten schwächer fühlt als die andere, denn sonst können getroffene Vereinbarungen nicht erfüllt werden. Bar Siman Tov ist der Meinung, dass Israel stark genug ist, um den ersten Schritt zu machen: Israel kann sich bereit erklären, bestehende Ungerechtigkeiten gegenüber den Palästinensern anzuerkennen und eine Geste der Kompensation anbieten.

Yohanan Tzorf, ehemaliger Geheimdienst-Offizier der IDF erklärte, dass die Palästinenser von Israelis schöne Worte und Gesten fordern, selbst aber nicht akzeptieren, wenn es tatsächlich dazu kommt. Vielmehr herrscht allgemeines Misstrauen gegenüber jeglichem Angebot von Seiten Israels. Indessen treten die Israelis auch jeder arabischen Initiative mit großer Skepsis entgegen. Dieser Teufelskreis ist nur schwer zu durchbrechen.

Bislang verliefen alle Friedensgespräche unter der Prämisse, dass allein Israel Entgegenkommen zeigen soll. Eine solche Asymmetrie ist bei Verhandlungen völlig unzweckmäßig, erklärten Ephraim Lavie und Henri Fishman von Universität Tel-Aviv. Vielmehr muss es starke beiderseitige Verpflichtungen und prozedurale Strategien geben.

Auch über den Zeitraum der Gespräche und den gesamten Prozess wurde ausführlich diskutiert. Bei der Entwicklung des Prozesses sollten auch psychologische und kulturelle Faktoren eine gewichtige Rolle spielen. Heute ist klar, dass die Wahrnehmung der Zeit bei Israelis und Palästinensern ganz verschieden abläuft. Während Israelis Zeit als linear verlaufend empfinden und denken, die immer zügig in die Zukunft strebt, leben die Palästinenser auf Basis einer als kreisend empfundenen Zeit. So können Pläne und deren Interpretationen auf beiden Seiten einander leicht zuwiderlaufen.

In vielen Aspekten ist die Kluft zwischen beiden Seiten momentan noch sehr groß. Die Mitglieder der Forschungsgruppe zogen den Schluss, dass man in der gegenwärtigen Situation nicht von einer Lösung reden sollte, sondern vielmehr von einem Management des Konfliktes. Angesichts der gegenwärtigen Lage können beide Seiten die Hindernisse nicht ohne äußere Hilfe überwinden; daher wäre eine internationale Beteiligung – sowohl von arabischer Seite als auch aus dem Westen (USA oder Europa) – erforderlich.

Palina Kedem

Asset Publisher

comment-portlet

Asset Publisher