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„Für die heutige Generation ist die deutsche Teilung so weit weg wie der 30-jährige Krieg“ – Lothar de Maizière

Dormagener Gespräch am 25. September 2015

Mit der Deutschen Einheit verbindet jeder seine persönliche Geschichte, wenn auch manchmal in zweiter Generation. Dr. h.c. Lothar de Maizière gab als erster und einziger demokratisch gewählter Ministerpräsident der DDR anlässlich der Veranstaltung „Von der Friedlichen Revolution zur Deutschen Einheit: Eine Bilanz nach 25 Jahren“ einen spannenden Rückblick.

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„Was können wir heute aus der Wiedervereinigung lernen und was hat sie uns gebracht?“, formulierte Schirmherr Bundesminister Hermann Gröhe das Ziel der Veranstaltung in seinem Grußwort.

Er selbst verdanke der Entscheidung seiner Eltern – nach Westdeutschland zu gehen – seine Freiheit und die Möglichkeit des Engagements in der Kirche. Dennoch ist er sich sicher: „Auch Westdeutschland hat damals durch die Teilung verloren. Denn Westdeutschland war damals nur ein Teil einer zusammengehörenden Kulturnation.“

Schließlich trennte die Grenze nicht nur eine Kulturnation, sondern auch Familien. Lothar de Maizière berichtet: „Unsere Familienfeste waren der Versuch, Normalität zu leben.“ Doch er stellt ebenfalls fest: „Nach der Wahl Gorbatschows im März 1985 ist ein atmosphärischer Umschwung zu bemerken gewesen. Die Genossen entsolidarisierten sich zunehmend von der Partei und immer mehr Menschen wollten die DDR auf Grund der innenpolitischen Probleme verlassen. Bis zum Mauerfall 1989 kaufte die BRD 33.000 Menschen mit 3,4 Milliarden D-Mark frei.“

Für die Zeit nach dem Mauerfall betont de Maizière, hätten sich in der DDR viele neue Parteien gebildet, welche die vielfältigen Denkweisen in der Bevölkerung widerspiegelten. Das Spektrum reichte dabei von Konservativen Sozialisten, über basisdemokratische Bürgerrechtler, bis hin zu vehementen Befürwortern der Wiedervereinigung.

Für die Bevölkerung der DDR habe sich die Wiedervereinigung zunächst in einer großen Unsicherheit niedergeschlagen. Insbesondere die ungewisse Klärung der gesetzlichen Rahmenbedingungen mit der Sowjetunion spielten hier eine bedeutende Rolle. Die daraus entstandene Gefühlslage bringt de Maizière auf den Punkt: „Ich habe die DDR nicht geliebt, aber sie war immerhin mein ganzes bewusstes Leben lang da.“

In der anschließenden Diskussionsrunde ging de Maizière auf Publikumsfragen ein und erläuterte dabei sein Regierungsprinzip. Nach diesem wurde ein sozialistisches Gesetz erst aufgegeben, wenn eine neues, demokratisches, für den Sachverhalt gefunden war. So habe er in den fünfeinhalb Monaten seiner Amtszeit viele Erfolge verzeichnen können.

Abschließend bilanziert er: „Das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Für die heutige Generation ist die Teilung Deutschlands Geschichte und alle Vorteile der freiheitlichen Grundordnung in unserem Staat gelten für sie als selbstverständlich.“

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Düsseldorf Deutschland

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